Bildschirmfoto 2018 08 25 um 08.50.33In einem Coup wurde das israelische Unternehmen Soda Stream für 3,2 Milliarden Dollar an den amerikanischen Giganten Pepsico verkauft

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Auch wenn es auf den ersten Blick schwer zu glauben ist: Israel steht wirtschaftlich so stabil und prosperierend da, wie kaum zuvor in seiner erst 70-jährigen Geschichte. Und dies trotz der unablässigen Konfrontationen mit den palästinensischen Terroristen aus dem Gazastreifen mit ihren primitiven, aber wirksamen Feuerkörpern. Auch ungeachtet der hartnäckigen Versuche der von der Hizbollah-Miliz tatkräftig unterstützten Iraner in Syrien, einen militärischen Brückenkopf gegen Israel in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land zu bilden. Es mehren sich allerdings die Anzeichen dafür, dass nicht nur die Amerikaner, sondern auch die mit Damaskus alliierten Russen zum Schluss gelangen, dass die Iraner Syrien allmählich verlassen müssten, damit Israel sich beruhigen kann und die Gegend in den Genuss einer für den Wiederaufbau notwendigen Ruhe und Stabilität gelangen soll.


Wirtschaftlicher Erfolg

All diese Entwicklungen werden aber durch die regelmässigen, Aufsehen erregenden wirtschaftlichen Erfolge Israels in den Schatten gestellt. Diese Woche war es die Firma Soda Stream, die Systeme für kohlensäurehaltige Produkte für den Hausgebrauch herstellt. In einem nicht alltäglichen Coup wurde das Unternehmen für den stolzen Betrag von 3,2 Milliarden Dollar an den amerikanischen Giganten Pepsico, einen Konkurrenten von Coca Cola, verkauft. Als einer der ersten Gratulanten trat Regierungschef Binyamin Netanyahu­ am Montag auf: «Die kürzlichen grossen Aufkäufe israelischer Gesellschaften beweisen nicht nur die technologischen Kapazitäten, die in Israel entwickelt werden konnten, sondern auch die Geschäftskapazitäten. Ich heisse­ diesen riesi­gen Deal willkommen, der die Staatskasse bereichern wird, aber vor allem den wichtigen Entscheid, das Unternehmen in Israel zu halten.»­


Von Maale Adumim nach Tel Aviv

Der Kaufpreis kommt einer Prämie von 32 Prozent über den gewichteten Durchschnitts-Aktienpreis während der letzten 30 Tage gleich. Der Aktienpreis des israelischen Herstellers von Systemen für kohlensäurehaltige Produkte für den Haushaltgebrauch lag am Montag bei 144 Dollar. Mit der Bekanntgabe der jüngsten Firmenresultate hielt CEO Daniel Birnbaum unter Hinweis auf die Umwelt fest, dass Soda Stream eine grossartige Alternative zu Einweg-Plastikflaschen sei, die nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern auch für die menschliche Gesundheit seien. In den letzten Jahren sah Soda Stream sich verschiedentlich internationalem Druck ausgesetzt, unter anderem durch die antiisraelische Boykottorganisation BDS. Soda Stream befand sich früher in der Westbankstadt Maale Adumim, gab 2016 aber politischem Druck nach und verlegte das Hauptquartier nach Tel Aviv und die Produktionsstätte in den Industriepark in der Beduinenstadt Rahat in Südisrael. 74 palästinensische Mitarbeiter aus der Westbank mussten ent­lassen werden, weil sie keine Arbeitserlaubnis für Israel bekamen. Soda Stream, das an den Börsen von New York und Tel Aviv kotiert ist, stellt Maschinen und wieder auffüllbare Gas­zylinder für die Herstellung von Sodagetränken für Privathaushalte her.


Gewinn für die Aktionäre

Neben dem beachtlichen Wert des Deals von 3,2 Milliarden Dollar ist für Israels Wirtschaft und Politik nicht weniger ein Erfolg, dass die Firma für mindestens die nächsten 15 Jahre ihren Hauptsitz in Israel haben wird. Der wachstumsorientierte Charakter des Geschäfts gelangt zudem durch die Tatsache zum Ausdruck, dass Soda Stream die Eröffnung eines zweiten Produktionszentrums in Israel plant, wodurch die Zahl der Mit­arbeiter von jetzt rund 2000 wesentlich in die Höhe geschraubt werden dürfte. In einem Punkt sollte Netanyahu allerdings vorsichtig bleiben und nicht mit einem allzu grossen Gewinn durch den Deal für die israelische Staatskasse rechnen. Das Finanzministerium ist nämlich recht zurückhaltend, was den Umfang der Steuergewinne für den Staatsbeutel betrifft. Ein Verlust wird das Geschäft natürlich für keinen der Beteiligten werden, doch vor übertriebenen Hoffnungen von gewaltigen Steuereinnahmen für die Regierung sei gewarnt. Die echten Gewinne werden in Form der neuen Produktionsstätte und der Beschäftigung zusätzlicher Arbeiter anfallen. Immerhin kann nach den ersten Schätzungen gesagt werden, dass der Verkauf von Soda-Stream-Aktien an Pepsico israelische Steuern von einigen hundert Millionen Schekel generieren wird. Hier eingeschlossen sind Aktien-Optionen für Angestellte. Das dürfte Steuern von rund 100 Millionen Schekel produzieren.

«Haaretz» wusste diese Woche bereits zu berichten, dass der Hauptprofiteur des Deals Daniel Birnbaum sein wird, seit über zehn Jahren CEO von Soda Stream. Um ihn bei der Stange an der Spitze des Unternehmens zu halten, erhielt er schon vor einigen Monaten von der Gesellschaft wesentliche Aktien-Optionen. Im Mai erhielt Birnbaum auf diese Weise 160 000 eingeschränkte Soda-Stream-Aktien, die damals 14 Millionen Schekel wert waren. Da nach der Vollendung des Verkaufs die Aktien 144 Dollar wert sein dürften, würde damit Birnbaums Anteil bei rund 23 Millionen Schekel liegen. Der Firmenchef, das kann man heute schon sagen, hat rechtzeitig auf das richtige Pferd gesetzt. In seinem Sog werden zudem Tausende Kleinaktionäre und Angestellte auf Grund der Ergebnisse des Deals den Verkaufsentscheid ebenfalls nicht zu be­dauern haben.

Foto:
Ramon Laguarta (r.), CEO von Pepsico, und Daniel Birnbaum, CEO von Soda Stream, berichteten vor Medienvertretern am Montag an einer Pressekonferenz in Tel Aviv über den Deal © tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 24. August 2018