50 Jahre 68er-Bewegung: Oberbürgermeister Feldmann trifft die damalige und die heutige junge Generation - Veranstaltung am 1. November im Römer
Eric Fischling
Frankfurt am Main (Weltepresso) - Emely Dilchert, 19 Jahre, Landesschulsprecherin, trifft auf Frank Olaf Radtke, 72 Jahre, der bereits vor 50 Jahren nach neuen Formen von Schule und Bildung gesucht hat. Melina Berling ist 30 Jahre, Bloggerin, Netz-Aktivistin und Feministin, Sybilla Flügge war seit Anbeginn der zweiten Frauenbewegung vor fast 50 Jahren maßgeblich an frauenpolitischen Veränderungen und Errungenschaften beteiligt. Bernd Messinger, 65, ist einer der Chronisten der 68er-Bewegung in Frankfurt und war selbst in den aufregenden Zeiten aktiv, im Austausch mit Linus Neumann, 35 Jahre alt, Computer- und Netzexperte vom Chaos-Computer-Club und Fachmann für Netzpolitik und Politik im Netz. Diese und andere Begegnungen stehen im Mittelpunkt des Veranstaltungstages „18 trifft 68“ der Stadt Frankfurt.
Oberbürgermeister Peter Feldmann sagt: „Wir wollen die Generationen ins Gespräch bringen. Damals wie heute kritisieren junge Leute die Gesellschaft, suchen nach Alternativen, nach Veränderungen und Verbesserungen. Bei allen Irrwegen, die es in Folge von 1968 auch gab – unterm Strich hat die 68er-Generation entscheidend zur Demokratisierung, zu Offenheit und Vielfältigkeit unserer Gesellschaft beigetragen.“ Frankfurt sei als Schauplatz großer Demonstrationen wie auch der Stadt der kritischen Theorie der ideale Ort für ein solches Zusammentreffen: „Wo, wenn nicht in der Stadt der Frankfurter Schule, wäre der geeignete Ort, um zu fragen, ob wir zu Sicherung und Ausbau unseres demokratischen Gemeinwesens nicht wieder eine neue friedliche und kritische Protestbewegung brauchen“, so der Oberbürgermeister.
Neben Berlin war Frankfurt das Zentrum der 68er-Bewegung in Deutschland. Grund genug für die Stadt im Jubiläumsjahr an diese Rolle und die Ereignisse jener Zeit zu erinnern. Nach einer Karikaturenausstellung in der Paulskirche und einer Stadtführung mit dem Oberbürgermeister zu den Orten der Revolte in Frankfurt soll gegen Ende des Jahres nun im Dialog nach vorne geblickt werden. Wie sieht die junge Generation heute ihr gesellschaftliches Engagement und was verbindet sie mit 1968? Und wie sieht die damalige Protestgeneration rückblickend ihre Rebellion, und wie sehen sie die Voraussetzungen für jugendlichen Protest heute? Diesen Fragen soll anhand von Thementischen, einer Podiumsdiskussion und einem vielfältigen Kulturprogramm am Donnerstag, 1. November, nachgegangen werden.
Die Generationengespräche finden in zwei Veranstaltungsteilen ab 16.30 Uhr im Rathaus Römer statt. Dann werden die Römerhallen für alle Interessierten geöffnet (Einlass Schwanenhalle, Eingang Braubachstraße/Paulsplatz). Es lädt eine Ausstellung zu „50 Jahre 68“ zur Besichtigung ein, ehe um 17 Uhr Oberbürgermeister Peter Feldmann begrüßen wird. Ab 17.30 Uhr werden dann an vier Thementischen in jeweils 20-minütigen Gesprächsrunden, die für alle Interessierten offen sind, anhand der Oberbegriffe „Protest und Rebellion“, „Bildung und Erziehung“, „Kunst und Kultur“ sowie „Geschlechterrollen und sexuelle Vielfalt“ die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von damals und heute diskutiert. Moderiert wird die Veranstaltung von Linus König vom Theater- und Kunstprojekt „Landungsbrücken“.
Ab 19 Uhr folgt eine geschlossene Veranstaltung im Ratskeller. Auf einem Podium werden dann Bernd Messinger und Barbara Köster, Mitglied des legendären „Weiberrats“ mit Linus Neumann, der Journalistin Hadija Haruna-Oelker und dem Frankfurter ASTA-Vorsitzenden Johannes Fechner diskutieren. Auch hier wird Linus König moderieren. Sie werden sich dann der Fragestellung „Brauchen wir eine neue Revolte?“ zuwenden.
Ein vielfältiges und junges Kulturprogramm beschließt dann den Veranstaltungstag: Baby Shoo, Fooks Nihil, das junge Schauspiel, Dirk Hülstrunk, Frau Ruth und Cynthia Nickschas bieten von Hip Hop über Folk-Rock, Szenisches Theater und Poetry bis hin zu Indie-Rock und Singer-Songwriting eine breite Platte unterhaltsamer künstlerischer Auseinandersetzungen mit dem „Damals“ und dem „Hier und Jetzt“.
Foto:
Norbert Sassmannshausen, Peter Feldmann
© Stadt Frankfurt, Bernd Kammerer