Bildschirmfoto 2018 10 23 um 08.20.51Juden in Großbritannien: 2015 nur 43 Gesuche, 2017 schon deren 1667

Redaktion tachles

London (Weltexpresso) - In dramatisch steigenden Zahlen stellen britische Juden Gesuche um deutsche Staatsbürgerschaft. Das geschieht im Rahmen der Möglichkeit, einen zweiten EU-Pass zu erhalten unter einem Gesetz, dass dazu dient, Juden zu repatriieren, dessen Familien unter den Nazis ihre deutsche Staatsbürgerschaft verloren hatten. Die Zahl der die deutsche Staatsbürgerschaft anstrebenden Briten stieg von 43 im Jahr 2015 auf 1667 im letzten Jahr. Die Gesuche, die 2016 nach dem Brexit-Referendum – dem Verlassen der EU durch Grossbritannien – abgegeben wurden, wurden im Rahmen einer gesetzlichen Provision in Deutschland eingereicht, welche für die Verfolgungen in der Nazi-Periode kompensieren soll. Man spricht allgemein vom Artikel 116-2.

Laut einem Bericht der «Deutschen Welle» handelt es sich bei den meisten der Gesuchsteller um Juden. Deutschland ist ein Mitglied der EU, welche Grossbritannien nach dem Referendum zu verlassen beabsichtigt. Rabbi Julia Neuberger, ein Mitglied des britischen House of Lords und ein hochrangiger Rabbiner in der West London Synagogue, erklärte 2016, weshalb sie nach dem Brexit-Referendum einen deutschen Pass beantragt hatte: «Es macht mich nicht weniger britisch, doch es erlaubt  mir, ein wenig meiner Geschichte zurückzuerlangen», schrieb sie im «Guardian». Neuberger, deren Mutter ein Flüchtling aus Deutschland war, fuhr fort: «Es erklärt auch meinen Glauben an Europa, eine Bewunderung für die Art, wie Deutschland sich mit seiner Nazi-Vergangenheit befasst.» Zudem sei es auch ein echter Glaube daran, dass Bundeskanzlerin Merkels Willkommenheissen der Migranten sowohl richtig als auch tapfer gewesen sei.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus TACHLES vom 22. Oktober 2018