Lehman Brothers Frankfurt Karsten11 Eigenes Werk 2Die Gegner einer Grundrente leiden an Tatsachen- und Wirklichkeitsverlust

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es ist zum Verzweifeln: Nach den dubiosen Geschäften des Finanzkapitalismus, die mit dem Bankrott von Lehman Brothers eine traurige Berühmtheit erlangt haben, jetzt auch noch eine Rente, die nicht reicht. Beides ist in einer Einheit zu sehen.


Es ist schon erstaunlich, wie Parteien, die zu Gerhard Schröders Zeiten ein Lohndumping-Programm mit Leiharbeit, Niedriglohn und prekären Arbeitsverhältnissen mitbetrieben haben (CDU/CSU und FDP), jetzt dagegen aufmucken, dass es mit der Konzeption einer Grundrente zumindest zu einer Teilkompensation der Verheerung, die am abgewerteten und gedemütigten Drittel angerichtet wurde, kommen könnte.

Zumal auch die ungerechte Lohnenteignung der Arbeitnehmer*innen dazu verwendet wurde, im finanzkapitalistischen Blasensystem einen Finanzcrash zu befeuern, der 2008 die Welt fast in den Abgrund gestoßen hätte. Finanztöchter waren Dax-Unternehmen wichtiger geworden als das vermeintlich so biedere Alltagsgeschäft.

Von der arbeitenden Bevölkerung doppelt und dreifach genommen

Man muss es sich klarmachen: Was eigentlich der wirtschaftliche Erfolg der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer war, wurde in „komplexe Wertpapiere“, unter anderem auch der „Zocker AG“ (Der Spiegel 30.10.2012) Deutsche Bank, überführt, was im Schicksal ahnungsloser Berufsmenschen seine Entsprechung fand. Denn einem neuen Wahn nach wurde nicht mehr in Arbeit und Wertschöpfung investiert, sondern in „Finanzmarkt-Innovationen“, die später kollabierten. Auch Siemens verlor 150 Millionen. Euro. Sogar die Unternehmenssteuer-Senkungen der Schröder-Jahre wurden in die Spekulation abgezweigt, ebenso wie die Reduktion der Sozialabgaben auf der Unternehmerseite.

Und darüber hinaus ist festzuhalten, dass jenes dunkle Kapitel von der Gerichtsbarkeit im ganzen Umfang aufgearbeitet werden müsste, um dem Recht und der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Die EU-weit verbrannte Billion – inklusive Rettungen und Hilfen - muss zurück in Arbeitnehmer*innen-Hand. Das kundige Publikum erinnert sich sicher noch an die durch den Crash verursachte Wirtschaftskrise – gefolgt von Kurzarbeit und Abwrackprämie. Diese zog sich über mehrere Jahre hin und ist noch längst nicht ausgestanden.

Doch ist Justitia offenbar nicht fähig oder willens, der Arbeitnehmer*innen-Hand zurückzugeben, was ihr genommen wurde; also zusteht. Das liegt außerhalb Justitias Begriffshorizont. Und Politik kalkuliert auf das Vergessen und Verdrängen im Gedächtnis der Gesellschaft ehrlicher Arbeit. In Teilen missgönnt sie den Geschädigten offenbar jegliche Kompensation einer von der Politik verhängten, verelendeten Existenz. Müssen wir uns wundern, dass Zorn und Enttäuschung anwachsen?

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