Bildschirmfoto 2019 02 19 um 04.01.48Israel-Medien: Riesiger Erfolg für «Synonyms».

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Riesige Begeisterung ausgelöst hat am Sonntag in den israelischen Print-Medien die überraschende Verleihung des «Goldenen Bären» an der 69. Berlinale an den israelischen Filmschaffenden Nadav Lapid für sein Drama «Synonymes». Im Rahmen des Berliner Internationalen Filmfestivals hatte Lapid für seine Arbeit am Donnerstag bereits den Preis der Internationalen Föderation der Filmkritiker (FIRPRESCI) erhalten.

Die Medien des Landes sprachen einstimmig von einem «riesigen Erfolg für den israelischen Film». Der letztes Jahr in Paris entstandene Streifen «Synonyms» beschreibt autobiografisch den Weg eines Israeli, der versucht, im Rahmen eines längeren, mit Vorsatz einsam gestalteten Aufenthalts in Paris seine israelischen Wurzeln zu vergessen und seine Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Zu Beginn weigerte er sich sogar, auch nur ein Wort hebräisch zu sprechen. Der von «Haaretz» zitierte Jay Weissberg, der den Film für «Variety» beschrieb, bemerkt, dass das israelische Kulturministerium wahrscheinlich von der Tatsache enttäuscht sein würde, dass ein von ihm mitfinanziertes Werk «die militärische Kultur der Nation und ihren so sorgfältig gezüchteten Verfolgungskomplex so klar mit einer Kalashnikov ins Visier nimmt».

Der Film dürfte, so fügte Weissberg hinzu, ziemlich sicher  polarisieren. Während die Einen ihn als «nachgiebige, unzusammenhängende Übertreibung interpretieren», würden die Anderen vor allem seine totale Furchtlosigkeit bewundern.

Mit Tränen in den Augen widmete Nadav Lapid  den «Goldenen Bären» dem Andenken an seine Mutter, die Filmschaffende Era Lapid, die mitten in den Arbeiten für «Synonyms» verstarb. Sein Vater Haim Lapid, der am Drehbuch mitwirkte, stand während der Vergabezeremonie neben Nadav auf der Bühne. «Mein Film wird in Israel vielleicht als Skandal gesehen werden», meinte der Preisträger, «doch für mich ist er auch Grund zum Feiern». 

Staatspräsident Reuven Rivlin gratulierte Nadav Lapid mit folgenden bemerkenswerten Sätzen: «Vor 12 Jahren kam Joseph Cedar mit einem Goldenen Bären nach Israel nach Hause. Es handelt sich um eine der prestigeträchtigsten Auszeichnungen der Industrie. Diese Woche nun wird Nadav Lapid mit einem Goldenen Bären nach Hause kommen, den er für ‚Synonyms’ gewonnen hat. Man muss nicht mit jedem Punkt oder jeder Position einig gehen, die in dem Film zum Ausdruck gelangt, um die Wichtigkeit zu sehen, wie das mutige, gescheite und schöne israelische Kino internationale Anerkennung gewinnt. Es war schon immer und wird weiterhin eine herrliche Quelle des Stolzes sein. Masal tov, Nadav».

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 18. Februar 2019