Übriggeblieben: Neujahrsempfänge von AmCham und Steuben-Schurz-Gesellschaft
Notker Blechner/ Ulla Micheline
Frankfurt/ Main (Weltexpresso) – Die Stimmung in der deutsch-amerikanischen Community in Frankfurt war schon besser. Auf dem Neujahrsempfang der AmCham drückte US-Präsident Donald Trump die Feierlaune.
Haben wir ein Problem mit Trump oder mit Amerika, fragte Ex-Journalist Dieter Kronzucker provozierend die 300 versammelten Vertreter der deutsch-amerikanischen Business-Community. Wohl eher mit Trump und seinen Fans! Der frühere ZDF-Korrespondent in Washington kritisierte den US-Präsidenten scharf. Wann habe es je gegeben, dass ein US-Präsident aus der NATO austreten wolle. "Der Nationalismus hat den Liberalismus gekapert."
"Merkel ist Trumps größte Feindin"
Trumps größte Feindin sei Bundeskanzlerin Angela Merkel, meinte Kronzucker süffisant. Denn Merkel sei die einzige wichtige Person in der Weltpolitik, die als Puffer gegen Populismus gilt. Zudem erinnere Merkel Trump an seine Rivalin Hillary Clinton. Und schließlich sei Merkel auch noch eine besondere Freundin von Ex-US-Präsident Obama. Nach der Präsidentschaftswahl, bei der Trump überraschend das Rennen machte, hatte Merkel ein dreistündiges Gespräch mit Obama geführt.
Andererseits habe Trump auch etwas Gutes: "Je länger Trump regiert, desto besser wird die europäische Außen- und Sicherheitspolitik", glaubt Kronzucker. Noch nie sei Europa so positiv gesehen worden wie jetzt. Als Beispiel führte er die französischen "Gelbwesten" an, die für das Europarlament kandidieren wollen.
"Die Welt sorgt sich um Europa"
Diesen Europa-Optimismus teilten die anderen Redner nicht. "Die ganze Welt macht sich mehr Sorgen um Europa als um die USA", erzählte AmCham-Vizepräsident Frank Riemersberger von seinen Erfahrungen vom Weltwirtschaftsforum in Davos. Europa müsse seinen Platz in der neuen geopolitischen Weltordnung finden, forderte Riemersberger.
Auch die transatlantischen Beziehungen müssten überdacht werden. "Die Diskussion hat begonnen über ein neues Verhältnis zwischen den USA und Europa."
Mancher Verfechter der transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen erlebt derzeit fast eine Identitätskrise. "Dass die Grundvoraussetzungen des eigentlich so starken transatlantischen Verhältnisses in Frage gestellt werden, macht einige AmCham-Mitglieder ratlos, enttäuscht und etwas frustriert", haderte AmCham-Präsident Frank Spolari. Die Art und Weise, mit der Trump und der US-Botschafter in Deutschland die protektionistische Außenpolitik durchsetzen wollen, findet er unglücklich.
Bloß keine neuen Sanktionen!
Spolari hofft auf eine baldige Beilegung des Zollstreits zwischen Deutschland und Amerika. "Wir können nicht zulassen, dass weitere Sanktionen verhängt werden." Dafür gab's viel Applaus. Die hessisch-amerikanische Business-Community will keine Investitionshemmnisse.
Die Deutsch-Amerikanische Handelskammer (AmCham) zählt gut 1.000 Mitgliedsfirmen und 2.300 Mitglieder. Hessen spielt dabei eine wichtige Rolle. In Rhein-Main sitzen traditionell viele US-Banken und Niederlassungen mehrerer US-Konzerne.
Verbindendes statt Trennendes bei der Steuben-Schurz-Gesellschaft
Auch beim Neujahrsempfang der Steuben-Schurz-Gesellschaft schwebte Trump wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Gäste. Die scheidende Präsidentin, Gräfin Ingrid zu Solms-Weidenfels sprach in ihrem Grußwort vom "Jahr der weltpolitischen Verunsicherung".
Um ein Zeichen für die transatlantischen Beziehungen zu setzen, würdigte die Gesellschaft die Zusammenarbeit zwischen zwischen Leipzig und Houston mit einem Preis für die deutsch-amerikanische Städte-Partnerschaft. Solche Städtepartnerschaften verbinde die deutsch-amerikanische Freundschaft zwischen Studenten, Kulturschaffenden und Bürgern, lobte Christopher Cavoli, Leitender General der US Army in Europa.
Preis für Städtepartnerschaft zwischen Leipzig und Houston
Leipzigs Erster Bürgermeister, Thorsten Bonew, nannte die Zusammenarbeit mit Houston eine "lebendige Partnerschaft", die 2018 bereits ihr 25-jähriges Jubiläum feiern konnte. Es sei eine Brücke für gemeinsame Projekte auf kommunaler Ebene. Zudem gebe es auch eine Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher Ebene – zum Beispiel zwischen den Krankenhäusern von Leipzig und Houston. Bonew hob die Weltoffenheit Leipzigs in seiner über tausendjährigen Geschichte hervor. Im Austausch mit fremden Völkern sei Leipzig eine Stadt mit Kultur in ihrer DANN und zählte als Beispiele Johann-Sebastian Bach, den Thomaner-Chor und das Gewandhaus-Orchester auf. Spätestens da dachte keiner mehr an Donald Trump...
Foto:
Dieter Kronzucker
© Ulla Micheline
Info:
AmCham Deutschland
https://www.amcham.de/Steuben-Schurz-Gesellschaft
https://www.steuben-schurz.org/home/home.htm
Städtepartnerschaft Leipzig – Houston
http://leipzig-houston.de/