FFF weltweit bereinigt 2 20193 Jahre nachdem sich Olaf Cunitz völlig unbeeindruckt vom Widerstand gegen die Niederlegung der Grünen Lunge Frankfurt zeigte, macht Fridays for Future das Paket wieder auf

Heinz Markert

Frankfurt am Main (weltexpresso) - Die weitere Absurdität ist das mit Steinkohle betriebene ‚Heizkraftwerk West‘ der Mainova (für Elektrizität und Wärme aus Kraft-Wärme-Kopplung), das am Freitag zuvor von Fridays for Future besucht worden war.

Erst weg vom Kohlestrom, dann wieder hin zum Kohlestrom – und jetzt wieder weg

Wir erinnern uns: die Verkehrsgesellschaft Frankfurt warb 2011-2014 auf ihren Fahrzeugen damit, dass der Frankfurter öffentliche Nahverkehr klimaneutral betrieben werde (‚Ich fahre mit Mainova-Ökostrom aus Wasserkraft. Alle fahren mit‘). Kürzlich war zu lesen, dass der VGF nun doch wieder mit Ökostrom fahren wolle. So nebenbei war also das ehemalige Blendwerk – anders ist es nicht zu bezeichnen - des VGF ab 2015 wieder ausgesetzt worden und der Strom aus dem Heizkraftwerk gekommen. Nun soll wieder zum Ökostrom zurückgekehrt werden. Was sind das bloß für Wenden durch eine unentschlossene Stadtpolitik?

Braunkohlestaub, ja seid ihr noch recht bei Trost?

Die dritte Absurdität ist das erst ab 2011 in Funktion versetzte, sehr schädliche Braunkohlestaub-Kraftwerk von Alessa im Osten Frankfurts, das beim Hessischen Regierungspräsidium unbegreiflicherweise locker durchging. Mit diesem Unding wird aus dem letzten fossilen Abraum der Energiegewinnung nochmal Strom aus Kohle herausgesaugt. Umweltdezernentin Manuela Rottmann – der Juristin, die sich bestens auskannte – wurde 2011 durch das Frankfurter Verwaltungsgericht verboten, den Mund zum Unwesen aufzumachen, da sie nicht zuständig sei; wiewohl das Gericht gegen die Bundesimmissionsschutzverordnung verstoßen und die Seveso-II-Richtlinie verletzt hatte.

Schülerinnen und Schüler machen Geschichte – toll!

Gut, dass Schüler*innen sich erneut um einen laufenden Frevel in Frankfurt kümmern. Die Grüne Lunge beim Günthersburgpark im Norden Frankfurts ist ein Naturjuwel aus altem Baumbestand, das für die Frischluftzufuhr in Richtung Innenstadt City unverzichtbar ist, auch wenn man bedenkt, dass überall immer noch mehr ungehemmt mit dem Naturhaushalt geaast wird. Die Grüne Lunge aber soll die Kettensäge kennenlernen. Da freuen sich die Arbeiter. Für die Umlegung von wertvollem Waldbestand im Rhein-Main-Gebiet gibt es im Dreieck Flughafen, Langen, Mörfelden etliche Beispiele, trotz Bannwaldschutz. Zum Teil hat die Grüne Partei auch immer mitgemischt.

Fridays Grüne Lunge 1 2019Mit dem eindringlich hymnischen „Hurra, die Welt geht unter“ der HipHop-Gruppe K.I.Z., Kanon-Sprechgesängen und dem Transparent ‚Grüne Lunge muss bleiben‘ ging es auf der Friedberger Landstraße ins Quartier der Grünen Lunge. Die Anwohner an den Magistralen schienen bass erfreut über die Jugend, von der sie bislang nur aus den Medien gesehen hatten. Vielfach wurde freudig zugewinkt. Der Mann neben dem Stern ist hocherfreut über das, was er unter seinem Dach noch zu sehen bekommt. Oberhalb des Günthersburgparks war der Zug von 250 Menschen, darunter auch ‚Parents for Future‘, dann am Ziel angelangt. Nun wurde nach dem Aufseilen auf einen Prachtbaum an der Wegspitze über die Pläne des Investors Instone informiert:


Fridays Grüne Lunge 2 2019Die Realisierung des Vorhabens wäre ein großer Schritt in die Endzeit - folgen wir der Einsicht von Greta – einer nahen Zeit, die vom Klima-Chaos, vom globalen Artensterben und von den Sünden des 20. Jahrhunderts mit immer neuen Autoparkplätzen, immer wieder Beton, von Gas und Strom aus fossilem Brennstoff und immer mehr Flächenfraß charakterisiert würde. Es sind Stellplätze für 1400 Autos geplant, für die 2-3-Tonner, mit denen gerade mal 80 kg Mensch transportiert wird. Schlicht Ehrfurcht gebietende große alte Bäume und unzählige Tierarten, die am Aussterben sind, würden an diesem Flecken der alten Erde dem Terminator Kapital geopfert und eine breite Frischluftschneise abgeriegelt.
 

Das politische Opfer

Dem früheren Bürgermeister und Planungsdezernenten Olaf Cunitz war sein Eintreten für das unter der Bezeichnung Innovationsquartier maßgeblich von ihm betriebene Baugebiet zum politischen Verhängnis geworden, das ihn aus der Frankfurter Politik hinauskatapultierte. Er hatte in vorderster Front den Weg für die Umsetzung freigemacht. Er blieb in der kritischen Phase von dem Widerstand gegen das Quartier unbeeindruckt. Das führte zu seiner politischen Demontage. Daraufhin wechselte er in die Immobilienwirtschaft. Gut, dass die Schüler*innen dafür sorgen, daß der Fall neu aufgrollt wird.

Für die Verwertung des Quartiers sind Luxusappartements mit Preisen von bis zu 2,6 Mill. Euro vorgesehen. Die weit gediehenen Pläne würden einmal mehr – wie in Frankfurt üblich, wo zu 70 Prozent für eine anmaßende Klientel gebaut wird – eine menschen- und nachbarfreundliche Bauweise für all jene, die nur unangefochten, frei von Renommismus, wohnen möchten, wiederum verhindert, wäre nicht das Ganze ohnehin abzulehnen. Die Stadt Frankfurt kriegt die Logik der menschenfeindlichen Praxis der Investoren, die dem altbiblischen Geldgott dienen, einfach nicht in den Griff. Das Niedermachen der Grünen Lunge würde den Jungen einmal mehr die Zukunft klauen, ganz so, wie es ihre Sprechgesänge denen am Straßenrand verkünden.

Das Geschäftsmodell vom Instone besteht darin, in angesagten Großstädten auf Grundstückskauf auszugehen, um dann auf dem erworbenen Grund vorwiegend hochpreisige Eigentumswohnungen zu bauen, die an Einzelne gehen oder an institutionelle Anleger. Dabei kommt dem Projektentwickler entgegen, dass seit einiger Zeit die Manie nach Betongold, sprich vor allem Luxusimmobilien, ausgebrochen ist, weil die Panik der Anlegerklientel dahin geht, dass sie ihre Identität verlieren könnte, wenn sie nicht nach protzigen und luxuriösen Dingen geiern würde. Das ist eine so ganz andere Panik als die der Greta Thunberg, die sich um den Kipppunkt des Klimas sorgt.

Instone hat schon zwei andere Projekte in Frankfurt am Wickel: das ehemalige Marienhospital am nördlichen Abschnitt des Alleenrings (‚Marie‘) und das frühere Firmengelände von Siemens in Bockenheim. Die Wohnungspreise bewegen sich auch dort in einer Region zwischen 500 000 und 2,5 Millionen Euro.

Um das Instone-Konglomerat (nach Private-Equity Art) ist ein Verkauft-, Wieder-neu-gekauft- und daraufhin Wiederveräußert-Werden in Gang. Activum SG hat an die Deutsche Bank verkauft, die selbst wiederveräußert hat. Leute, wie lange wollt ihr noch mit unseren Kindern und Jugendlichen so lustig Federball spielen? Für noch weitergehende Information ist das Internet ein dienliches Medium, das weiteren Kenntnissen über die verschlungene Kapitalgeschichte eines Entwicklers ein Schaufenster bietet. Ach ja, Fidelity Investments und Goldman Sachs sind noch als die beiden größten Aktionäre ausgewiesen. Die deutsche Tochter von Fidelity hat ihren Hauptsitz im beschaulichen Kronberg im Taunus. Auch liefert das Netz Kenntnisse über den Rang drei. Streng genommen ist daran zu gemahnen: die Mittel entstammen durchweg dem Erfolg der Beschäftigten aus Gehirnschmalz, Arbeit und Geschicklichkeit. Die Bezeichnung Investor wird mittlerweile mit dem Schrecken alttestamentarischer Plagen assoziiert. Sie ist zum Unwort mutiert. Auch das Wort Verwerten ist gänzlich heruntergekommen.

Die Bürgerinitiative Grüne Lunge hat sich des Demonstrationszugs angenommen und ihn in kompetent begleitete Führungen und Workshops übergeleitet. Hierdurch konnte Grund- und Aufbauwissen über Naturgegebenheiten vermittelt werden, das keine Schule allein stemmen könnte. Es muss regelmäßig raus in die Natur und in die gesellschaftliche Wirklichkeit ausgebrochen werden. Die erwachsenen Beobachter und Mitstreitenden haben sich mit Genugtuung über den Erfolg des sonnendurchfluteten Tages relaxt nach Hause abgesetzt.

Fotos © Heinz Markert