Kindertransporte 2Erste Stolpersteine werden in Schlüchtern verlegt, Teil 5

Schlüchtern (weltexpresso) - In den meist auf Englisch geführten Gesprächen mit den amerikanischen Gästen fallen immer wieder die Worte „Stolpersteine“ oder „Kindertransporte“ im deutschen Original. Linda und Judy haben intensiv das Thema Kindertransporte erforscht. Wie ihre Mutter und der Onkel konnten 1938, nach den Pogromnächten in Nazideutschland, zehntausende von jüdischen Kindern bis zu 17 Jahren ins Ausland reisen. Bis dahin nahmen die Nachbarländer gar keine oder nur widerstrebend Flüchtlinge auf. Nach Beginn des zweiten Weltkriegs mit dem deutschen Überfall auf Polen, wurden die Rettungsaktionen beendet.

image1In zähen Verhandlungen hatte die jüdische Kauffrau Geertruida Wijsmuller-Meijer aus Amsterdam einen Deal mit dem späteren Massenmörder Adolf Eichmann vereinbart. Der machte möglich, dass jüdische Kinder unter strengen Auflagen ausreisen konnten. Auch die Goldschmidt-Kinder durften kein Spielzeug und nur einen Koffer mitnehmen, den Eltern war es verboten sie zum Bahnhof zu bringen. In der Regel sollten für alle Kinder Pflegefamilien bis zum Wiedersehen mit den Eltern gefunden werden. Doch der Andrang war so groß, dass kleine Flüchtlinge auch in Lagern oder bei Ausbeuterfamilien untergebracht wurden.

Das seelische Leid der damals geflüchteten Kinder war ungeheuer: Die Kleinen begriffen die Flucht nicht und hatten häufig das Gefühl, ihre Eltern wollten sie loswerden. Die Großen wussten was in Deutschland vorging und hatten Angst um ihre Angehörigen. Fast alle von ihnen sahen ihre ermordeten deutschen Eltern und Verwandten niemals wieder, auch die Goldschmidt-Kinder nicht. Insgesamt durften zehntausend Kinder nach England ausreisen, etwa ebenso viele ins übrige europäische Ausland.




Foto:
Ein ehemaliges Transportkind, Frank Meisler, hat in London, Berlin und anderen Städten Skulpturen zur Erinnerung geschaffen. Die Fotos haben Linda und Judy aus London geschickt.