Bildschirmfoto 2019 07 26 um 00.57.15Hizbollah-Aktivist in Süd-Syrien getötet

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Gleich zwei Entwicklungen in diesen Tagen beweisen, wie weit entfernt heute die syrisch-israelische Nordgrenze von einem Zustand der Ruhe entfernt ist. Zuerst starb am Montag in der süd-syrischen Ortschaft Sasa, unweit des israelischen Golans, Mashour Zidan. Der Mann war Hizbollah-Aktivist und Mitglied der Geheimgruppe «Akte Golan». Deren Ziel war (und ist wahrscheinlich immer noch) die Errichtung und Verwurzelung einer geheimen Truppe im syrischen Golan. Deren Aufgabe ist es, beim Erteilen des entsprechenden Kommandos Israel anzugreifen.

Zidan war Einwohner des Drusendorfes Hader auf dem syrischen Golan. Er starb am Montag, als in seinem Fahrzeug eine Bombe explodierte. Er befand sich unweit von Sasa. Über die Urheberschaft des Anschlags gehen die Meinungen auseinander. Entweder wollte Zidan den Sprengkörper an einen bestimmten Ort transportieren, als er aus Gründen einer technischen Panne im Fahrzeug explodierte.

Es kann sich bei dem Attentat aber auch um eine interne Abrechnung unter der Hizbollah oder einer anderen Terrorgruppe handeln. Nicht auszuschliessen ist aber auch die Tatsache, dass Israel, entweder selber oder mit Hilfe rekrutierter Handlanger, hinter dem Zwischenfall steht. Vorerst schweigen sich alle potentiell Beteiligten noch aus. Laut einem Bericht in «Haaretz» war Zidan verantwortlich für die Rekrutierung von Freiwilligen in Dörfern unweit der Grenze zu Israel, die Informationen zu sammeln hätten über IDF-Bewegungen, gleichzeitig aber auch, um Sprengsätze, leichte Waffen, Maschinengewehre und Anti-Tankraketen in ihren Heimen zu verbergen. Die IDF glauben, dass der nächste Krieg an der Nordgrenze sich nicht auf eine Front beschränken sondern sich über den ganzen Verlauf der Grenze zu Libanon und Syrien erstrecken wird. Die israelische Armee erwartet schliesslich auch, dass die Hizbollah versuchen wird, in einer kommenden kriegerischen Auseinandersetzung das Kampfgeschehen an die Heimfront zu verlagern. Das würde, so spekuliert man bei den IDF, durch das Infiltrieren israelischer Gemeinden geschehen, wodurch Israel wesentliche militärische und zivile Verluste zugefügt würden.

Der zweite Hinweis auf eine wachsende Nervosität an der Nordgrenze basiert auf Meldungen von angeblichen israelischen Angriffen auf militärische Ziele in Tel al-Hara. Dort sollen laut früheren westlichen Geheimdienstquellen von Iran unterstützte Milizen positioniert sein. Das berichtete die offizielle syrische Nachrichtenagentur SANA am Dienstag. Am Mittwoch sodann berichtete eine Beobachtergruppe von mindestens sechs verletzten Personen (vier Syrer und zwei Angehörige alliierter paramilitärischer Verbände) bei dem angeblichen israelischen Raketenangriff. «Haaretz» und Nachrichtenagenturen wollen wissen, dass man von Tel al-Hara einen guten strategischen Überblick über die Golanhöhen hat. Während vieler Jahre befand sich dort ein militärischer Radaraussenposten der Russen. Dann übernahmen 2014 die Rebellen die Gegend, bevor sie letztes Jahr wieder von der syrischen Armee zurückerobert worden ist.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 25. Juli 2019