a Kaiser Wilhelm II of Germany 1902Eine Hausfrau schreibt an Annegret Kramp-Karrenbauer

Adele Hübner-Neuwerk

Insel Neuwerk (Weltexpresso) - Sehr geehrte Frau Ministerin,
vor ein paar Tagen las ich in unserem „Insel-Boten“, dass Sie demnächst deutsche Soldaten zu einem Auslandseinsatz in den Fernen Osten schicken wollen, um die Leute dort vor den Chinesen zu schützen. Sie haben sich anders ausgedrückt, Sie sagten, weil sie sich von Chinas Machtanspruch bedrängt fühlen. Von Australien war da die Rede, von Japan und Südkorea. Auch Indien haben Sie angeblich erwähnt, das sich durch eine Reihe von  Stützpunkten bedroht sehe, die China rund um den Subkontinent aufgebaut habe.

Als ich das las, musste ich gleich an einen meiner Zwillinge denken, der noch beim Bund ist. Der verträgt nämlich lange Flugreisen nicht wegen einer Venenschwäche im linken Bein. Längeres Sitzen kann er schlecht ab. An sich würde ihm die Gegend dort gefallen. Um Hawaii herum ist das Meer das ganze Jahr schön warm, so dass es dieses Mal nicht so sehr auf warme Unterwäsche für die Soldaten ankommt. Aber davon mal abgesehen: Wie soll ich mir das Ganze vorstellen? Die Flieger der Bundeswehr haben doch schon auf  kürzeren Strecken Probleme, sogar wenn die Kanzlerin mitfliegt. Auf längeren Flügen kann doch noch viel mehr passieren.

Ich möchte nicht, dass mein Sohn auf einer einsamen Insel im Pazifik hängen bleibt und dort vielleicht Gefallen an einem Hula-Hula-Mädchen findet. Dann sehe ich ihn am Ende überhaupt nicht mehr wieder. Im Übrigen möchte ich gern wissen, wie wir den Chinesen den Schneid abkaufen wollen. Mit Landungsbooten zum Beispiel sieht es schlecht aus, hab’ ich mir sagen lassen, und von den Versorgern sind derzeit gerade mal drei im Dienst. Auch sonst sind wir doch ehrlich gesagt ziemlich schwach auf der Brust. Kanonenboote gibt es überhaupt nicht mehr. Dabei waren deutsche Kanonenboote auf dem Yangtse bei der Niederschlagung des Boxeraufstandes eine Selbstverständlichkeit.

Als Kaiser Wilhelm der Zweite 1900 in Bremerhaven das deutsche Ostasiatische Expeditionskorps nach China verabschiedete, gab er den Soldaten folgenden Rat mit auf den Weg:  „Kommt ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wie vor tausend Jahren die Hunnen sich einen Namen gemacht haben, so möge jetzt der Name Deutscher in China auf tausend Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, dass niemals mehr ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen.“

Das war die berühmte „Hunnenrede“, an die Sie, verehrte Frau Kramp-Karrenbauer,  bei Ihrer Rede neulich in der Münchner Bundeswehr-Universität kaum gedacht haben dürften. Dort sagten Sie, für Auslandseinsätze gelte, militärisch alle Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen, die die Truppe habe. Aber das ist ja das Problem. Klar bekamen Ihre uniformierten Zuhörer leuchtende Augen. Aber wie es da drinnen aussieht, geht bekanntlich niemanden was an. Was ich dazu von meinem Sohn höre, klingt jedenfalls nicht gerade freundlich.

Wenn Sie sagen, unsere Partner im indo-pazifischen Raum wünschten sich, dass wir zusammen mit ihnen ein klares Zeichen der Solidarität für freie Schifffahrt setzen, dann erinnert mich das an Leute, von denen der Volksmund sagt, dass sie gern mit den großen Hunden pinkeln gehen möchten, aber das Bein nicht heben können. Das ist jetzt nicht gerade ladylike, aber nachdem sie im Karneval auf der Bühne von Männern gesprochen haben, „die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen“, werden Sie bestimmt ein Auge zudrücken.

Ob die deutsche Autoindustrie, die jedes dritte Auto an die chinesischen Kommunisten verkauft, glücklich darüber ist, dass Sie sagen, Deutschland dürfe „nicht einfach nur abwarten, ob andere handeln“, lasse ich mal dahingestellt. Freuen wird man sich über den geplanten großen Militäreinsatz im Fernen Osten bestimmt bei Krauss-Maffai. Der europäische Marktführer in Sachen Panzerfahrzeuge hat im Jahr 2012 Rüstungsgüter im Wert von einer Milliarde Dollar umgesetzt.

Sehr verehrte Frau Kramp-Karrenbauer! Ich tröste mich damit, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Nach dem nächsten Parteitag der CDU und nach der nächsten Bundestagswahl sieht manches ganz anders aus. Dann ist es mit dem „The Germans to the front“ wahrscheinlich sowieso erst einmal vorbei, meint

die Ihnen ergebene Hausfrau Adele Hübner-Neuwerk


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Wilhelm II.
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