Jacques Ungar
(Weltexpresso) - In scharfen Worten protestierte am Sonntag Tayseer Abu Sneineh, seit Mai 2017 Bürgermeister der Westbankstadt Hebron, gegen die vom neuen israelischen Verteidigungsminister Naftali Bennett abgesegneten Pläne, auf dem Komplex des Grosshandelsmarktes in der Patriarchen-Stadt ein neues jüdisches Wohnviertel zu errichten.
Im Zuge des Baus neuer Wohnhäuser sollen die Marktgebäude laut Plan zerstört werden. Neue Läden sollen anstelle der Gebäude entstehen, auch wenn vorgesehen ist, an den Rechten der Palästinenser an den Erdgeschossen festzuhalten.
Das neue Viertel wird laut israelischen Angaben eine Art territorialen Zusammenhang schaffen von den Patriarchengräbern bis zum Viertel Abraham Avinu von Hebron. Ferner wird das neue Projekt die Zahl der Juden in der Stadt von heute etwa 600 Personen verdoppeln. Der Beschluss wurde nach zahlreichen Diskussionen zwischen Minister Bennett, dem Koordinator der Regierungsaktivitäten in den Gebieten, der Verwaltung für öffentliche Dienstleistungen, dem Shabak-Inlandsgeheimdienst und anderen Sicherheitsagenturen gefasst. – Bis zu den palästinensischen Unruhen in Hebron von 1929 hatte die Marktgegend sich in jüdischen Händen befunden. Anschliessend sind die Territorien verlassen und vom jordanischen König übernommen worden, bis sie im Zuge des Sechstagekriegs von 1967 wieder an Israel fielen.
Die jüdische Gemeinde von Hebron lobte die Ankündigung und dankte Bennett «aus vollem Herzen» für die Entscheidung, die dem jüdischen Eigentum in Hebron «jüdisches Leben wieder einimpfen» werde. Links-liberale Kreise in Israel kritisierten Bennetts Beschluss rückhaltslos. Die Abgeordnete Tamar Zandberg (Meretz) beschrieb den Verteidigungsminister als «messianisch» und die jüdische Gemeinde von Hebron als «Zentrum des Israel-Kahanismus». Das neue Wohnviertel würde, wie sie warnte, zum «Sieg Kahanes gegen Israel» werden. – Von IDF-Soldaten hermetisch von den Siedlern getrennt, leben heute in Hebron rund 140'000 Palästinenser.
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Die Spannungen zwischen Palästinensern und Juden in Hebron werden kaum nachlassen
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 2. Dezember 2019