Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Eine neue, diesmal noch etwas jüngere Abschnittsgeneration war aktiviert worden. Eine 5-köpfige Gruppe von 5 bis 6jährigen intonierte ununterbrochen: „Wir demonstrieren auf allen Vieren, weil wir wissen, Autos sind beschissen“. Dass jüngste Kinder der Wohlstandsgeneration sich gegen das Auto wenden, markiert eine fundamentale Kehrtwendung im herrschenden Weltanschauungskonzept.
Jugendliche Bewusstseine erteilen den alten eine neue Lehre. Die Gesellschaft hat seit den 68er Zeiten weiter so gelebt, wie wir seit Achtundsechzig nicht mehr leben wollten. Als ich 1967 mit dem Fahrrad auf dem Standstreifen der Kaiserleibrücke zum Lehrbetrieb auf der Hanauer fuhr, dachte ich, „das kann es doch wohl nicht sein!“. Aber viele sind dann doch wieder in die Normalweltanschauungsverhältnisse der Konsumgesellschaft und herkömmlichen seichten Politik übergetreten, haben die Segel gestrichen. Die lange Phase der Neutralisierung und Selbstentmachtung einer ehemals epochemachenden Bewegung scheint beendet zu sein. Wir formieren uns neu und schreiten im Weltverbund zur Rettung der Erde. Der höchste Rechtstitel gebürt der Erde und ihrer Biosphäre. Dafür hat sich der Terminus Climate Justice eingebürgert. Die Erde ist ein enziger Organismus, auf ihn hat sich der Mensch einzustellen. Aus ihm entspringt Weisheit und Vernunft.
„Auf die Barrikaden, auf die Barrikaden, leistet Widerstand, gegen den Konsum in diesem Land“, war einer der immer wieder gehörten Sprechgesänge, wie auch der Ruf: „Brecht die Macht der Banken und Konzerne“. Das „A-Anti-Anti-Capitalista“ ist etabliert und das neueste Umweltpolitikverständnis, das an Schärfe zugenommen hat, akzeptiert keine Entlastungsfiguren und Ausreden mehr, weil es fünf nach zwölf ist. Die etablierte Politik hat versagt, die Konsequenz daraus muss lauten. „Power to the people, people got the power... can you resolve, to join me by the hour?“ – Den wartenden Autofahrern wird bezeigt: „Motor aus“, das gehört zur neuen Schärfe, wie die Anti-SUV-Flagge von Campact, die den Fahrern entgegengehalten wird. Stau an Frei- und Samstagen ist Standard und zwar neuerdings umso mehr; die Tuner und Autoposer, die von weit her kommen, wollen in Frankfurt angeben. Sie wollen nicht begreifen, dass sie die Möglichkeiten der kleinen Großstadt Frankfurt sprengen. Die Flut der Autos hat in den letzten Monaten epidemische Ausmaße angenommen. Überbordender Autoverkehr und Fridays-for-Future-Demonstrationen stehen sich gegenüber. Es wird noch ein langer Kampf um die Hoheit über die Straße werden.
Die Finanzindustrie am Zoo signalisiert Verständnis fürs junge Volk
Wenn die Jugend ihnen derart lebensfroh vorüberzieht, mindert ihnen dies den Alpdruck der hohen Mieten. Im Oberstübchen bewegt sich etwas. Gesichter hellen sich auf, wenn wir im Anzug sind. Die Staus gingen nicht von der Demonstration aus, sie sind freitags und samstags etabliert, wobei einer sich fragt, fällt denen nichts Besseres ein als mit dem Auto in Frankfurt einzufahren, um nur noch schrittweise voranzukommen.
Spannend wurde es, als der Demonstrationszug das Podest an der Konstablerwache enterte und sich für die kommenden Aktionen und Performances aufstellte.
Hier wurden die Sprechchöre zur Einübung angestimmt, wobei schon die knabenhafte Jugend sich zum Vorskandieren versteht. Wie geplant, trafen die Züge aus entgegengesetzten Richtungen am Brockhaus-Brunnen zusammen. Dieser wurde bestiegen und das weltweit genutzte Banner der schnell gewachsenen Bewegung geschwungen. Das Einkaufsmeilenpublikum stellte sich mitunter erregt auf den Aktionstag ein und die biestige Stimmung, die sonst auf der Zeil herrscht, lockerte sich. Wer von all den Jahrgängen der druckmachenden Bewegung es wollte und konnte, stellte sich gemeinsam quer zur Zeil auf und stimmte das Material der Sprechchöre und Rufe aus vollster Kehle an, immer und immer wieder. Je jünger, desto frenetischer wurde skandiert, die neugierig eingestellte Menge auf der Zeil wollte in Bewegung versetzt werden. Sie wurde mit dem erkenntnisträchtigen Spiel aus Ansage und Replik: "What do you want? - Climate Justice! -, When do you want it? – Now!" bei tiefersinniger Laune und Stimmung gehalten. Die Fridays for Future-Generation hat den Typ der neuen, sensiblen und verantwortungsbewußten Erdbewohnerinnen und Erdbewohner kreiert.
Hier wurden die Sprechchöre zur Einübung angestimmt, wobei schon die knabenhafte Jugend sich zum Vorskandieren versteht. Wie geplant, trafen die Züge aus entgegengesetzten Richtungen am Brockhaus-Brunnen zusammen. Dieser wurde bestiegen und das weltweit genutzte Banner der schnell gewachsenen Bewegung geschwungen. Das Einkaufsmeilenpublikum stellte sich mitunter erregt auf den Aktionstag ein und die biestige Stimmung, die sonst auf der Zeil herrscht, lockerte sich. Wer von all den Jahrgängen der druckmachenden Bewegung es wollte und konnte, stellte sich gemeinsam quer zur Zeil auf und stimmte das Material der Sprechchöre und Rufe aus vollster Kehle an, immer und immer wieder. Je jünger, desto frenetischer wurde skandiert, die neugierig eingestellte Menge auf der Zeil wollte in Bewegung versetzt werden. Sie wurde mit dem erkenntnisträchtigen Spiel aus Ansage und Replik: "What do you want? - Climate Justice! -, When do you want it? – Now!" bei tiefersinniger Laune und Stimmung gehalten. Die Fridays for Future-Generation hat den Typ der neuen, sensiblen und verantwortungsbewußten Erdbewohnerinnen und Erdbewohner kreiert.
Das Blockieren von Primark, Karstadt und My Zeil war kein Akt des Leninismus, es wurde zum wesentlichen Happening, das einige Zeit die Emotionen hochschlagen ließ und manche Gemüter erregte. Nur als eine Jugendgruppe unbedingt sofort ins My Zeil reinwollte und daran gehindert ward, gab es kleine Rangeleien, die die Polizei nach wenigen Augenblicken entkrampfte. Ihr ist bekannt, dass Fridays for Future nicht zur Gewalt gestimmt ist. Das Verbot von Gewaltakten wird jedes Mal zu Beginn ausgesprochen, ebenso führt das Rauchen zum Verweis aus dem Demonstrationszug, auch werden diskriminierende Äußerungen sanktioniert, indem ein Ausschluss von der Demonstration erfolgt. Es geht schließlich um die Öffentlichkeitsherstellung für ein globales Anliegen, das keine Verstöße gegen den Geist der Bewegung duldet. Sie will durch ein makelloses Verhalten Menschen einnehmen.
Klimastreik von Fridays for Future am Black-Friday, dem Tag des Opiums fürs Volk, auch der Primarkianer
Dieser Black Friday war würdelos. Das sprachen die Plakattexte deutlich aus. Wer auf Schnäppchenjagd geht, kauft noch mehr an Überflüssigem und Entbehrlichem als an ‚normalen‘ Tagen. Aufgrund der Lage der Biosphäre ist das ein Umweltverbrechen. In China fand kürzlich der Singles-Day statt, der dem geknechteten Volk der Chinesen die Entlastung verschafft, sich dem modernen Opium der Kaufmanie hinzugeben, einem wiederaufgelegten Opiumkrieg. Diesmal gegen die Gesamtnatur. Der Krieg wird von Alibaba, dem chinesischen Online-Giganten, der Amazon gleicht, geführt. Bis zu 544 000 Bestellungen wurden zuletzt pro Sekunde abgegeben. Schande einer Partei, die das braucht, um die einsame Masse über ihre beschränkte Lage und unfreie Existenz hinwegzutäuschen. Es war packend, Fridays fo Future auf Primark und seine Konsumenten treffen zu sehen. Es ist völlig neu, eine ‚späte´ Generation der Konsumgesellschaft gegen Primark und andere Konsumtempel angehen zu sehen. Das ist eine Zeitenwende, Nicht nur die Spaßgesellschaft hat ihre Zeit hinter sich, auch die Tage der Naturverbraucher-Gemüseköpfigen dürften gezählt sein, weil möglicherweise doch noch Verbote und Einschränkungen ausgesprochen werden müssen, um die Biosphäre im letzten Moment vor der menschlichen Spezies zu retten. Nicht mal eine läppische Höchstgeschwindigkeitsbegrenzung haben sie hingekriegt, weil sie vor den hirnverbrannten Rasern kapitulieren.
Fotos © Heinz Markert
Info:
Der Zweite weltweite Klimastreik-Aktionstag fand am 29.11.2019 statt.