Jacques Ungar
London (Weltexpresso) - Zur Vorsicht mahnte der britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis im Anschluss an die Kanterniederlage der Labour-Partei und des Vorsitzenden Jeremy Corbyn bei den Wahlen der letzten Woche. Mirvis, der im Vorfeld des Urnengangs ungewöhnlich eindeutig und scharf gegen Labour Stellung bezogen hatte, meinte in einer Verlautbarung: «Die Wahlen mögen vorüber sein, doch die Besorgnis über das Wiedererstarken des Antisemitismus ist unverändert vorhanden.»
Es gebe immer noch zahlreiche Herausforderungen, betonte der Oberrabbiner, die angegangen werden müssten. Neben dem Antisemitismus nannte Mirvis dabei vor allem die Islamophobie: «Islamophobie, Rassismus und andere Formen der Vorurteile beeinträchtigen weiter, unsere Gemeinde, und sogar, wie veröffentlicht worden ist, unsere politischen Parteien.» Auch Marie van der Zyl, Präsidentin des Board of Deputies of British Jews, bezog nach den Wahlen unzweideutig Stellung: «Der antijüdische Rassismus konnte unter Corbyn in der Labour-Partei Amok laufen.»
Wenn er zurücktrete, werde die Geschichte laut van der Zyl «nicht freundlich» auf Jeremy Corbyns Führung der Labour-Partei zurückblicken. «Wir fordern den nächsten Parteivorsitzenden von Labour dringend auf, rasch zu handeln und die von jüdischen Gemeindegruppen wiederholt empfohlenen Schritte zur Lösung dieser Krise umgehend in die Tat umzusetzen.» Die jüdische Labour-Bewegung rief Corbyn erwartungsgemäss zum sofortigen Rücktritt auf.
Foto:
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 20. Dezember 2019
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