p argentinien nazisARGENTINIEN: Sie waren angeblich Konteninhaber bei der CS in Zürich.

Redaktion tachles

Buenos Aires (Weltexpresso) - Der argentinische Rechercheur Pedro Filipuzzi enthüllte, dass in Argentinien eine Liste mit den Namen von 1 200 Nazis gefunden worden sei. Die Betreffenden sollen über Konti bei der Crédit Suisse in Zürich haben, liess das Simon-Wiesenthal-Zentrum verlauten. Die Liste, die Filipuzzi Shimon Samuels übergeben hat, dem Direktor für internationale Beziehungen des Zentrums, und Dr. Ariel Gelblung, dem Lateinamerika-Direktor des Zentrums, sei in einem alten Aufbewahrungsraum im ehemaligen Nazi-Hauptquartier in Buenos Aires gefunden worden. Die Nazi-Präsenz in dem südamerikanischen Land ist bestens dokumentiert und geht zurück auf die Nazi-freundlichen Regierungen der argentinischen Präsidenten José Felix Uriburu und Augustin Pdro Justo.

Allerdings teilte Roberto Ortiz, der 1938 die Nachfolge Justos antrat, dies nicht. Vielmehr errichtete er die «Spezialkommission zur Untersuchung anti-argentinischer Aktivitäten» im Bestreben, den Einfluss der Nazis in dem Land auszumerzen. Bis dahin gab es in dem Land eine offizielle Zahl von Mitgliedern der Auslandsorganisation der Deutschen National-Sozialistischen Partei, sowie 12 000 Mitglieder, die den deutschen Gewerkschaftsbund unterstützten sowie weitere 8 000 Individuen, die in Verbindung standen mit anderen Nazi-Organisationen.

In einer Verlautbarung erklärte Samuels: «Zu den Mitgliedern zählten solche deutsche Konzerne wie IG Farben (der Gesellschaft, die das Gas Zyklon-B lieferte, das in den Konzentrationslagern benutzt wurde), und finanzielle Körperschafteb wie der Banco Aleman Transatlantico und der Banco Germanico de America del Sur.

Diese beide Banken dienten dem Transfer von Nazi-Geldern auf dem Weg in die Schweiz». Während einer Durchsuchung entdeckte die Sonderkommission ein komplettes Versteck von Dokumenten. Das veranlasste die Untere Kammer des argentinischen Kongresses, in den frühen 1940er Jahren einen Bericht zu drucken bezüglich der Banktransfers aus Argentinien in an Banken in der Schweiz. Die Liste von Nazis in Argentinien schloss gewisse Inhaber von Konten ein, die an die Créedit Suisse geschickt worden waren. Laut Gelblung beinhaltete die Liste gewisse Namen, die mit Gesellschaften in Verbindung standen, welche die USA und Grossbritannien während des Weltkriegs auf Grund ihrer Unterstützung des Nazi-Regimes auf eine Schwarze Liste gesetzt worden waren.

Als jedoch der Faschist Pedro Pablo Ramirez Menchaca Argentinien 1943 übernahm, wurde die Sonderkommission aufgelöst und ihre Forschungsergebnisse den Flammen übergeben, einschliesslich die von der Unteren Kammer gedruckte Liste. Die Liste mit den 1 200 Namen überstand diese Säuberungsaktion jedenfalls.

«Wir erachten es als sehr wahrscheinlich», sagte das Wiesenthal-Zentrum, «dass diese schlafenden Konti jüdischer Opfer unter den Nürnberger Arisierungs Gesetzen der 30er Jahre geplündert worden waren», sagte das Zentrum in diesem an den CS-Vizepräsident Christian Küng adressierten Brief. 1997 organisierte das Wiesenthal-Zentrum in Genf zusammen mit der Winthertur Versicherung eine wichtige Konferenz über «Widergutmachung: Eine moralische Schuld an die Geschichte», bemerkte Samuels.

Einige Wochen vor der Konferenz erhielt er einen Telefonanruf, in dem die CS ersuchte, die Versammlung zu co-sponsern. Als Samuels daraufhin  im Sinne des Titels der Konferenz ersucht hatte, für die Forscher des Zentrums Zugang zu erhalten zu geplünderten Konti, versandete der Kontakt. Nun hofft das Wiesenthal-Zentrum «im Interesse des guten Namens der CS» auf ein anderes Ende der Geschichte mit der Namensliste der 1 200 Nazis.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 4.März  2020