corona.dresdenAus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 9

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich zum Ende der Arbeitswoche vorsichtig optimistisch geäußert. Der CDU-Politiker sieht bei der Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland mittlerweile einen ersten Hoffnungsschimmer. „Wir sehen einen ersten Trend, dass die Steigerungen der Neuinfektionen abflachen“, sagte Spahn beim Besuch eines Logistikzentrums für medizinische Schutzausrüstung im thüringischen Apfelstädt. Dies müsse sich in den nächsten Tagen bis Ostern allerdings noch bestätigen.

Der Minister forderte die Bundesbürger deshalb erneut dazu auf, die Maßnahmen zu Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverboten einzuhalten. „Die Krise ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf.“ Bei allen Warnungen und Appellen fand Spahn aber auch lobende Worte: Er sei dankbar dafür, dass die allermeisten Bundesbürger die Auflagen für richtig hielten.

Auch Kanzlerin Angela Merkel sieht Anlass zu "ein wenig Hoffnung". Allerdings sei die Zeit für eine Lockerung der Schutzmaßnahmen noch nicht für reif, sagte Merkel in einer am Abend veröffentlichten Video-Ansprache aus dem Bundeskanzleramt.

In Deutschland und im Rest der Welt gab es heute wieder zahlreiche Entwicklungen im Kampf gegen Corona – wir haben diese für Sie wie üblich zusammengefasst. 

Die Lage in Deutschland

Nicht nur Gesundheitsminister Jens Spahn, auch das Robert-Koch-Institut (RKI) zeigt verhaltenen Optimismus, was die aktuellen Entwicklungen in Deutschland betrifft. Demnach verlangsamt sich die Ausbreitung des Coronavirus. Die sogenannte Reproduktionsrate, die aussagt, wie viele Menschen von einem Menschen mit dem Virus angesteckt werden, sei durch die Kontaktverbote und strengen Einschränkungen im öffentlichen Leben „schon auf eins gedrückt worden“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. Das bedeutet, dass derzeit ein Infizierter einen anderen Menschen ansteckt. Ziel sei es, diesen statistischen Wert unter eins zu drücken, um die Epidemie einzudämmen. Er hoffe, dass dies „in den nächsten Tagen gelingt“, sagte Wieler. Dafür müssten die Regeln weiter eingehalten werden, forderte der RKI-Präsident erneut.

Zugleich verzeichnet das RKI einen Anstieg der Todesfälle. Dieser lag mit den bis heute rund 80.000 gemeldeten Erkrankungsfällen und 1017 bekannten Todesfällen bei einem Anteil von mittlerweile bei 1,2 Prozent und war laut RKI zu erwarten. Viele Patienten mit der Lungenkrankheit Covid-19 würden zudem noch behandelt. „Wir müssen mit einem weiteren Anstieg der Sterberate rechnen“, warnte Wieler. Noch stehen die Zeichen also nicht auf  Entwarnung. Das zeigen auch Aussagen Wielers, wonach er „nicht sicher“ sei, dass die Kapazitäten an Intensivbetten in Deutschland am Ende reichten.

Derweil gehen die Diskussionen um Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote weiter. So sorgte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) mit Äußerungen für Aufsehen, wonach uns die Beschränkungen und die Veränderung unserer Lebensgewohnheiten das ganze Jahr über begleiten werden. Mittlerweile ist die Senatsinnenverwaltung zurückgerudert: „Weil jetzt alle über vermeintlich länger andauernde Beschränkungen sprechen. Das ist nicht geplant“, twitterte die Senatsinnenverwaltung wenige Stunden nach dem Interview Geisels im RBB-Inforadio.

Wie eine mögliche Exit-Strategie aussehen könnte, damit hat sich jetzt eine Forschergruppe beschäftigt. Die Gruppe renommierter Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen plädiert für einen allmählichen Abbau der eingeführten Beschränkungen. Diese müssten differenziert und unter kontinuierlicher Abwägung der Risiken nach und nach gelockert werden, so die Forscher um Ifo-Präsident Clemens Fuest und Martin Lohse, Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. So könnten Regionen mit niedrigen Infektionsraten und freien Kapazitäten im Gesundheitssystem vorangehen. Beginnen sollten zudem Sektoren mit niedriger Ansteckungsgefahr wie hochautomatisierte Fabriken sowie Bereiche mit weniger gefährdeten Personen, etwa Schulen und Hochschulen.


Die Lage in Europa

Die Diskussion um mögliche Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen wird auch in anderen Ländern weitergeführt. Wenig Aussicht auf eine Lockerung der Maßnahmen gibt es derzeit im nach wie vor stark betroffenen Italien. Hier rechnet der Zivilschutz mit einer Verlängerung der Maßnahmen über Anfang Mai hinaus. Er könne sich nicht vorstellen, dass sich die Situation bis zum 1. Mai verändert haben werde, sagte Behördenchef Angelo Borrelli dem Sender RAI. „Wir müssen extrem streng sein.“ Erst in dieser Woche hatte die Regierung die Ausgangsbeschränkungen und die Schließung aller nicht absolut notwendigen Unternehmen bis zum 13. April ausgedehnt.

Auch Großbritannien befindet sich im Krisenmodus. Die Zahl der britischen Todesopfer durch das Coronavirus legte zuletzt rasant zu, um 684 auf 3605. Das entspricht einem Anstieg von 23 Prozent gegenüber dem Vortag und ist die höchste Todeszahl innerhalb von 24 Stunden seit Beginn der Krise. Bis Freitagvormittag wurden insgesamt 173.784 Personen getestet, davon 38.168 positiv.

Der britische Premierminister Boris Johnson, selbst mit dem Coronavirus infiziert, ist weiterhin angeschlagen. Johnson bleibt wegen seiner Corona-Erkrankung länger in Quarantäne als ursprünglich geplant. Er habe die empfohlenen sieben Tage Selbstisolation hinter sich und fühle sich auch schon besser, sagte der Premierminister in einer Videobotschaft von Downing Street aus, wo er in einer Wohnung über seinem Amtssitz in Quarantäne ist. Aber er habe immer noch Fieber, deshalb gehe er vorerst noch nicht wieder in die Öffentlichkeit. Königin Elizabeth II. will sich am Sonntag mit einer landesweiten Ansprache zur Corona-Krise ans britische Volk wenden. Solche Ansprachen der Königin außerhalb der Reihe sind selten.


Die Lage in der Welt

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem Coronavirus hat die Marke von einer Million weltweit überschritten. Das geht aus Zahlen der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität hervor. Demnach waren am Abend mehr als 1.041.000 Menschen weltweit von der Krankheit betroffen.

Alarmierende Zahlen kommen erneut aus den USA. Noch nie sind in einem Land innerhalb von 24 Stunden so viele Menschen am Coronavirus gestorben wie in den USA. Die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore verzeichnete von Mittwoch- bis Donnerstagabend 1169 neue Todesfälle. Bisher hielt Italien den traurigen Rekord mit 969 Corona-Toten am 27. März. Auch die Zahl der bestätigten Infektionen steigt weiter. Mittlerweile gibt es in den USA mit 245.000 die meisten Infizierten weltweit. Laut den Prognosen der US-Regierung könnten insgesamt zwischen 100.000 und 240.000 Menschen in den Vereinigten Staaten an der von dem Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 sterben.

Für Unmut sorgten zuletzt Berichte, wonach die USA mehreren Ländern Atemschutzmasken wegkaufe. Zuerst hatten Franzosen und Kanadier von einer aggressiven Akquisitionspolitik der US-Behörden im Kampf um die in der Corona-Epidemie lebenswichtigen Gesichtsmasken berichtet. Offenbar haben die USA nun auch eine Lieferung von Schutzausrüstungen konfisziert, die das Land Berlin in China bestellt hatte. Entsprechende Medienberichte bestätigte der Innensenator von Berlin, Andreas Geisel. Eine Stellungnahme der US-Regierung zu dem Vorfall gibt es bisher nicht. Es handelte sich um eine von der Polizei Berlin bestellte und bezahlte Lieferung von 200.000 FFP-2-Masken. Das Land soll das Geld zurückbekommen.

In Asien treffen weitere Länder Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. So bereitet sich etwa Japan auf einen gravierenden Anstieg der Coronavirus-Infektionen vor. Vor allem im Großraum Tokio steigen die Infektionsfälle. Bislang wurde jedoch weder ein Lockdown in Tokio noch der Notstand ausgerufen. Premier Shinzo Abe teilte dem Parlament heute mit, dass die Situation noch keine Notfallerklärung rechtfertige, sagte aber, er würde nicht zögern, dies zu tun, wenn es so weit sei. Er forderte die Japaner auf, den Empfehlungen der Regierung zu folgen, um strengere Maßnahmen zu vermeiden.

Eine wichtige Rolle dürften hierbei vor allem die Sorgen vor einer Rezession spielen. Die Corona-Pandemie, eine Mehrwertsteuererhöhung im Oktober und die Verschiebung der Olympischen Spiele setzen der Wirtschaft bereits jetzt zu. Die Abriegelung der wirtschaftsstarken Metropolregion Tokio würde den Absturz deutlich verstärken.

In Südkorea stehen derzeit mehr als 27.000 Menschen unter Quarantäne. Fast 20.000 seien kürzlich aus dem Ausland eingereist und müssten sich deshalb für 14 Tage isolieren, der Rest habe Kontakt mit Infizierten gehabt, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Finanzmetropole Hongkong schließt Bars und Lokale für zwei Wochen. Bei Verstößen drohen bis zu sechs Monate Gefängnis und eine Geldstrafe, teilte die Regierung in einer Erklärung mit.


Die Lage an den Börsen

Erneut haben die US-Börsen dem Dax die Richtung vorgegeben. Verheerende Arbeitsmarktdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft für den Monat März beunruhigten die Anleger. Nach einem zunächst unsteten Auf und Ab ging der deutsche Leitindex letztlich mit einem Minus von 0,47 Prozent auf 9525,77 Punkte aus dem Handel. Im Wochenverlauf hat er damit um etwas mehr als 1 Prozent nachgegeben.


Und was Hoffnung macht ...

Die Osterfeiertage stehen vor der Tür – doch dieses Jahr müssen Gläubige auf den Ostergottesdienst verzichten. Kirchen in Deutschland wollen die anstehende Karwoche deshalb mit einem ökumenischen Glockenläuten beginnen. Am Abend des Palmsonntags (5. April) sollen um 19.30 Uhr alle Kirchenglocken in Deutschland läuten, ebenso wie am Ostersonntag (12. April) um 12.00 Uhr. „Das Glockenläuten am Osterfest drückt die Freude über die Botschaft von Ostern aus: Der Tod hat keine Macht über das Leben. Gerade in dieser dramatischen Zeit der Corona-Pandemie wollen wir als Christinnen und Christen mit dem Glockenläuten und der Freude über das Osterfest Hoffnung vermitteln“, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm.

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Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! vom 2.April 2020