cor.swrAus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 19

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Bislang gibt es bundesweit keine einheitliche Linie, was das Tragen eines Mund-und-Nasenschutzes angeht. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten vergangene Woche das Tragen sogenannter Alltagsmasken in Bussen und Bahnen sowie im Einzelhandel lediglich „dringend empfohlen“.

Doch, wie heute Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), erklärte: „Unser Eindruck bisher ist, dass das noch nicht so richtig durchgeschlagen hat.“ Weil die Empfehlungen nicht fruchteten, setzt Hamburg nun auf eine teilweise Maskenpflicht – und die Hansestadt ist nicht allein.

Inzwischen hat der Großteil der Bundesländer eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr beschlossen. Heute kündigten auch Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Hessen, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt eine solche Verpflichtung an. Thüringen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern hatten dies bereits zuvor getan. Im Vorreiterland Sachsen gilt sie bereits seit Montag. Damit sind oder werden solche Alltagsmasken oder ersatzweise Schals in 10 der 16 Bundesländer vorgeschrieben.

Auf welt.de erfahren Sie hier detailliert, welche Regelungen in welchem Bundesland gelten – und ab wann. 


Die Lage in Deutschland

Trotz der ersten Lockerungen in der Corona-Pandemie wie der teilweisen Öffnung von Geschäften betont das Robert-Koch-Institut (RKI) den Ernst der Lage. „Das Virus ist nicht weg“, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade in Berlin. Auch, wenn in Deutschland bei der Bekämpfung einiges erreicht worden sei. Die Reproduktionszahl habe am Montag bei etwa 0,9 gelegen: Das bedeutet, dass im Mittel beinahe jeder Infizierte eine weitere Person ansteckt. Allerdings unterliegt diese geschätzte Zahl laut RKI auch einer gewissen Unsicherheit.

Bei einer vorschnellen Rücknahme aller oder eines großen Teils kontaktbeschränkender Maßnahmen bestehe die grundsätzliche Gefahr einer zweiten Welle, sagte Schaade. Je weniger der Mensch das Virus durch das Verhalten daran hindere, von Mensch zu Mensch zu springen, desto eher verbreite es sich wieder. Die Reproduktionszahl steige dann wieder auf Werte zwischen zwei und drei. „Wenn wir alle weiter jetzt so tun, als ob das Problem überwunden wäre, werden wir wieder einen Ausbruch haben. Das ist ziemlich sicher.“ Schaade rief darum auf, sich weiterhin an Kontaktbeschränkungen und Hygieneempfehlungen zu halten.

Was den diesjährigen Sommerurlaub angeht, dämpfte Außenminister Heiko Maas die Hoffnungen. „Eine normale Urlaubssaison mit vollen Strandbars und vollen Berghütten wird es diesen Sommer nicht geben können. Das wäre nicht zu verantworten“, sagte der SPD-Politiker. Maas schloss dabei aber nicht aus, dass die Grenzen für Touristen vor dem Sommer wieder geöffnet werden und Urlaubsreisen mit gewissen Einschränkungen möglich werden. Dies sei schwer zu prognostizieren, sagte er. Entwicklungsminister Gerd Müller hingegen hält Sommerurlaub sowohl innerhalb als auch außerhalb Deutschlands für möglich. „Ich glaube auch, dass es in der Mittelmeer-Region eine Chance dazu gibt – einschließlich in Nordafrika.“ Der Tourismus sei für Staaten wie Tunesien, Marokko oder Ägypten ein wichtiger Wirtschaftszweig, sagte der Minister. Voraussetzung für Reisen in die Region seien aber „funktionierende Hygiene-Konzepte nach europäischen Standards“, betonte Müller. Der Präsident des Reiseverbands DRV, Norbert Fiebig, erklärte, notwendig sei eine differenzierte Debatte und kein „pauschaler Abgesang“ auf den Sommerurlaub.

Auch ein beliebter Reisegrund für Touristen nach Deutschland fällt dieses Jahr aus: Das berühmte Oktoberfest ist wegen der Corona-Pandemie für dieses Jahr abgesagt worden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erklärten, ein Fest in dieser Größe und mit  dieser Internationalität bedeute eine zu hohe Gefahr.


Die Lage in Europa

Österreich bereitet sich auf weitere Lockerungen vor: Mitte Mai sollen die Lokale und Restaurants wieder öffnen. Jedoch nur unter Auflagen: Mitarbeiter der Gaststätten müssten dann einen Mund-Nasen-Schutz tragen, für die Zahl der Gäste gelte eine Obergrenze, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Wien. Zudem müssten die Lokale spätestens um 23 Uhr schließen. Auch Gottesdienste sollen unter Wahrung der Abstandsregeln wieder möglich sein. Angesichts der guten Entwicklung bei den Fallzahlen in der Corona-Krise könne die Regierung an ihrem Fahrplan festhalten, so der Regierungschef weiter. Für die wirtschaftliche Entwicklung bedeute das „Licht am Ende des Tunnels“. Dienstleister wie Friseure und Kosmetiker dürfen bereits ab Anfang Mai wieder öffnen. Ziel sei es zudem, dass ab 15. Mai die Schulen schrittweise wieder den Unterricht aufnehmen könnten. Das Bundesland Tirol hebt in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag die Quarantäne für Sölden, St. Anton am Arlberg sowie das gesamte Paznauntal inklusive Ischgl auf. In Österreich sind zuletzt weniger als 100 Menschen pro Tag mit dem Coronavirus infiziert worden.

In Spanien hingegen hat die Hoffnung einen leichten Dämpfer bekommen. Nach dem Rückgang bei der Zahl der neuen Corona-Toten auf den niedrigsten Stand seit vier Wochen wurde wieder ein leichter Anstieg verzeichnet. 430 Infizierte seien in den vergangenen 24 Stunden gestorben, teilte das Gesundheitsministerium in Madrid mit. Damit kamen nach offiziellen Angaben bislang 21.282 Menschen in Spanien durch die Pandemie ums Leben. Gestern hatte Spanien 399 Corona-Tote vermeldet. Den heutigen Anstieg erklärten die Behörden mit spät eingegangenen Fallzahlen vom Wochenende.

Ebenfalls schwierig ist die Lage in Griechenland. In einem Hotel auf der Halbinsel Peloponnes, das zurzeit als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt wird, sind mehr als 150 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dies sagte der für den Zivilschutz zuständige griechische Vizeminister Nikos Chardalias Reportern in Athen. Das Hotel mit etwa 470 Flüchtlingen war bereits am Vortag wegen des Coronavirus unter Quarantäne gestellt worden. „Wir werden alles tun, um die Ausbreitung des Virus einzuschränken“, sagte ein Regierungssprecher in Athen. Vizeminister Chardalias teilte im Staatsfernsehen mit: „Es besteht kein Grund zur Panik.“ Er kündigte an, dass ab sofort eine Ausgangssperre für die Region der Ortschaft Kranidi und der umliegenden Dörfer verhängt wird. In den vergangenen Wochen wurden bereits zwei Flüchtlingscamps nördlich von Athen unter Quarantäne gestellt.


Die Lage in der Welt

US-Präsident Donald Trump will wegen der Coronavirus-Pandemie die gesamte Einwanderung in die USA vorläufig aussetzen. Auf Twitter kündigte er an, dass er ein entsprechendes Dekret unterzeichnen werde. Wörtlich hieß es: „Angesichts des Angriffs des unsichtbaren Feinds und der Notwendigkeit, die Arbeitsplätze unserer großartigen amerikanischen Bürger zu schützen, werde ich eine Präsidentenverfügung unterzeichnen, um die Einwanderung in die Vereinigten Staaten vorübergehend auszusetzen.“ Einreisen in die USA sind wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus derzeit ohnehin schon weitgehend eingeschränkt. Trump hatte im Januar ein Einreiseverbot für Reisende aus China und Mitte März für Reisende aus der EU verhängt. Die US-Botschaften und Konsulate in aller Welt haben zudem die Visa-Vergabe weitgehend eingestellt – auch für Zuwanderer. Details zum geplanten Dekret nannte Trump nicht – es blieb offen, wie weitreichend die geplante Maßnahme ist und auf welcher rechtlichen Grundlage es verhängt werden soll. Wie die „Washington Post“ unter Berufung auf zwei Vertreter des Weißen Hauses berichtete, könnte Trump das Dekret bereits heute unterzeichnen. In den USA wurden bereits mehr als 760.660 Corona-Infektionen und rund 42.000 Todesfälle bestätigt. Das ist mehr als in jedem anderen Land der Welt. Die oppositionellen Demokraten warfen Trump nun vor, das Coronavirus als Vorwand für weitere Verschärfungen in der Einwanderungspolitik zu nutzen.


Die Lage an den Börsen

Ein historisch einmaliger Einbruch der Ölpreise hat den deutschen Aktienmarkt schwer in Mitleidenschaft gezogen. Am Vorabend war der führende US-Ölpreis WTI zwischenzeitlich auf minus 40 US-Dollar abgesackt. Andere Ölpreise in den USA brachen sogar bis auf minus 55 Dollar ein. Angesichts dieser Turbulenzen zogen sich Investoren aus riskanten Anlageklassen zurück und Aktien gerieten unter Druck. Der deutsche Leitindex Dax büßte 3,99 Prozent auf 10.249,85 Punkte ein.


Und was Hoffnung macht ...

Erstmals in der Coronavirus-Pandemie hat Italien nach Angaben seines zuständigen Kommissars mehr Beatmungsgeräte als Corona-Patienten auf Intensivstationen. „Das gibt uns die Kraft, nach vorn zu gehen“, sagte der Sonderkommissar für die Covid-19-Notlage in Italien, Domenico Arcuri. Derzeit gebe es rund 2500 Patienten, die wegen Corona-Infektionen auf der Intensivstation behandelt würden. Als es nicht genug Beatmungsgeräte gegeben habe, hätten sie die Qual gehabt, „jeden Abend entscheiden“ zu müssen, „wohin diese Instrumente geschickt werden, die am Ende Leben retten“, sagte Arcuri weiter. Rund zwei Monate nach dem Ausbruch der Corona-Krise will die Regierung bis Ende dieser Woche ihre Pläne für ein schrittweises Aufheben von Produktionsstopps und Ausgangsverboten für die Bürger ab dem 4. Mai vorlegen. Gleichzeitig warnte Ministerpräsident Giuseppe Conte davor, dass Italien seine Fortschritte nicht durch ein zu schnelles Vorgehen riskieren dürfe.

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