Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) - Zur Situation der geflüchteten Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft, Hof Reith, des Main-Kinzig-Kreises in Schlüchtern, befragten wir Clas Röhl (66). Er ist seit vielen Jahren in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe im Hof Reith tätig, zeitweilig auch als angestellter städtischer oder kirchlicher Mitarbeiter. Bis zum allgemeinen Besuchsverbot unterrichtete er mit zwei weiteren Kolleginnen Deutsch im Hof Reith für Mütter mit Kleinkindern.
Sie haben schon lange mit den Bewohnern in Hof Reith durch Kurse oder Unterstützung im Alltag zu tun. Jetzt sind fast alle Kontakte abgeschnitten, wie geht es Ihnen damit?
Ich empfinde die Situation als bedrückend! WhatsApp-Botschaften und telefonischer Kontakt ersetzen nicht die Verbindung mit anderen Helfenden und mir. Denn den Geflüchteten ist eine direkte Begegnung mit uns sehr wichtig, da sie ohnehin von ihrem deutschen Umfeld weitgehend isoliert leben.
Wie beurteilen Sie Situation der Menschen in Hof Reith?
Man muss sich das mal vor Augen führen, vor den Toren Schlüchterns leben 180 Menschen aus unterschiedlichen Kulturen: Das ist ein Mikrokosmos stark von Corona betroffener Länder. Ganz anders als für uns, stellt sich für sie ihre derzeitige Lage „lediglich“ als Fortsetzung ihrer Unsicherheit dar. Ihr Dasein ist schon seit vielen Jahren von Ängsten aufgrund der Flucht vor Krieg und Terror geprägt. Diese permanente Erfahrung mit Krisen hilft vielen sicherlich, ohne Panik durch diese schwere Zeit zu kommen. Dennoch haben diese Menschen auch Angst vor dem Virus...
...nehmen die denn die Bedrohung ernst?
Sie wohnen eng beieinander, müssen sich Küchen und sanitäre Anlagen teilen. Obwohl die Bedingungen nicht optimal sind, finde ich es beeindruckend, wie sie mit der schwierigen Lage umgehen. Es ist gut, dass die Situation in den Unterkünften bislang überschaubar ist, denn negative Vorkommnisse würden wahrscheinlich rasch Vorschub für rassistische Reaktionen in der Bevölkerung leisten.
Stimmen von Bewohnerinnen in Hof Reith:
- "Ich habe große Angst, ich bleib immer Zuhause", sagt F. aus Nigeria, die mit ihrem kleinen Sohn hier lebt.
- "Die Küche benutze ich nur alleine. Das ist schwer, da so viele auf dem Flur wohnen. Ich stehe ganz früh auf", sagt K. aus Eritrea, Mutter von drei kleinen Kindern.
- "Es ist jetzt am Tag so ruhig, nur abends, wenn die Muslime wegen Ramadan essen dürfen, wird es laut", sagt B. aus Äthiopien.
(c) Hanswerner Kruse
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