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WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Droht Deutschland eine tödliche zweite Corona-Welle oder sind die Sorgen unbegründet? Zwei führende Virologen sind zuversichtlich, dass die Pandemie unter Kontrolle gehalten werden kann. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Bonn, zweifelt zwar an einem wirksamen Impfstoff – er glaubt aber daran, dass das Virus beherrschbar bleibt. Ausbrüche könnten im Herbst vermehrt und überraschend geschehen, „aber ich glaube nicht, dass wir eine zweite Welle sehen werden, die uns regelrecht überschwemmt und überfordert,“ sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Auch laut Christian Drosten von der Berliner Charité könnte eine zweite Infektionswelle verhindert werden. „Vielleicht entgehen wir einem zweiten Shutdown“, sagte er dem „Spiegel“.

Inzwischen habe die Wissenschaft ein besseres Verständnis des Infektionsgeschehens. Man wisse nun, dass das Virus sich über wenige sogenannte Superspreader verbreite – Infizierte, die viele weitere Menschen anstecken. Das sei besser zu kontrollieren als eine gleichförmige Ausbreitung unterm Radar, wie es am Anfang angenommen wurde, so Drosten.

Was sonst diese Woche in Europa und der Welt passiert ist, haben wir für Sie zusammengefasst.  


Die Lage in Deutschland

Nach den Sommerferien könnte der normale Schulbetrieb in allen Bundesländern wieder starten – davon geht die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Stefanie Hubig (SPD), aus. Die Länderminister würden sich über eine entsprechende Aufhebung von Corona-Restriktionen im Schulbereich zu Beginn der kommenden Woche austauschen, sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin der „Taz". In allen Bundesländern bestehe „der dringende Wunsch, zu stärkerer Normalität zurückzukehren“, betonte Hubig.

Während die Corona-Maßnahmen nach und nach gelockert werden, und die Lage sich zu entspannen scheint, kommt es immer wieder zu größeren Ausbrüchen: In einer Pfingstgemeinde in Bremerhaven haben sich mindestens 20 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Beim Postdienstleister UPS in Langenhagen bei Hannover sind 72 Mitarbeiter infiziert – nach einem Gottesdienst einer Freikirche in Frankfurt/Main sind sogar 200 Menschen positiv getestet worden.

Etwa Mitte Juni soll die deutsche Corona-Warn-App zur Verfügung stehen – zeitgleich mit der angestrebten vollständigen Öffnung der Grenzen zu den europäischen Nachbarn. Es habe dazu am Vorabend ein „sehr, sehr gutes Gespräch“ mit den Projektträgern SAP und Deutsche Telekom gegeben, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer. Die Entwickler der App stellen heute Abend erstmals eine Demo-Version der Anwendung vor und veröffentlichen unter anderem den Start-Bildschirm und weitere Seiten auf der Open-Source-Plattform Github.


Die Lage in Europa

Urlaub in Dänemark ist wieder möglich: Das Land öffnet seine Grenzen für Touristen aus Deutschland, Island und Norwegen – nicht aber für Schweden. Das gab Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in Kopenhagen bekannt. Voraussetzung sei, dass sie mindestens sechs Nächte außerhalb Kopenhagens gebucht haben. „Wir sind wie alle anderen dabei, Dänemark wieder zu öffnen. Wir machen es kontrolliert und schrittweise“, so Frederiksen.

Auch Österreich lockert weitere Maßnahmen: Am 15. Juni entfalle die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit großteils, so Bundeskanzler Sebastian Kurz. Die Sperrstunde in der Gastronomie beginnt zwei Stunden später, ab 1.00 Uhr.

In der Türkei gibt es für bisher nach außen abgeschottete Großstädte wie Istanbul wieder Reisefreiheit. Außerdem können ab dem 1.Juni Cafés und Restaurants sowie Schwimmbäder, Sportstudios oder auch Kindergärten wieder öffnen – Strände, Parks und Museen sind wieder zugänglich. Freiluft-Konzerte sind bis Mitternacht erlaubt. Einige Restriktionen bleiben jedoch. Senioren ab 65 Jahren dürfen weiter bis auf festgelegte Stunden in der Woche nicht vor die Tür.

Weniger erfreuliche Nachrichten meldet Italien: Die Wirtschaft des Landes ist im ersten Quartal noch stärker eingebrochen als zunächst angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt fiel von Januar bis März um 5,3 Prozent zum Vorquartal und damit so stark wie noch nie seit dem Beginn dieser Datenreihe 1995.


Die Lage in der Welt

Die Moskauer Behörden haben die offizielle Zahl der Corona-Todesfälle im April mehr als verdoppelt. Die Gesundheitsbehörde betonte dabei, dass die neue Zahl auch sehr umstrittene Fälle beinhaltet. Es seien insgesamt 1.561 Menschen an der Krankheit gestorben - nicht 639, wie zuvor gemeldet, heißt es in einem „BBC“-Bericht. In ganz Russland wurde aktuell ein Höchststand an neuen Todesfällen verzeichnet: Binnen 24 Stunden seien 232 Menschen gestorben.

Nicht nur Russland hat weiterhin mit hohen Infektions- und Todeszahlen zu kämpfen: Brasilien hat innerhalb von einem Tag 26.417 neue Infizierungen mit dem Coronavirus registriert – der höchste Anstieg innerhalb von 24 Stunden seit Beginn der Pandemie. Damit stieg die Gesamtzahl der Infizierten in dem mit 210 Millionen Einwohnern größten Land Lateinamerikas auf 438.238. Mindestens 26. 754 Menschen sind im Zusammenhang mit dem Virus bislang gestorben.

In den USA wurde die Marke von 100.000 Todesfällen überschritten. US-Präsident Donald Trump hat den Angehörigen der Opfer sein Beileid ausgesprochen. „Wir haben gerade eine sehr traurige Wegmarke erreicht“, twitterte er. Die Corona-Pandemie wird jedoch gerade von anderen Ereignissen überschattet: darunter der Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem Polizeieinsatz, Trumps Feldzug gegen Social-Media-Kanäle und der anhaltende Konflikt der USA mit China.


Die Lage an den Börsen

Auch an den Börsen bestimmt nicht mehr nur das Coronavirus den Kurs: Die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China haben Anleger an der Wall Street am Freitag verunsichert. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,4 Prozent auf 25.300 Zähler. Auch die Auseinandersetzung von Trump mit Twitter beschäftigte die Anleger. Die Twitter-Aktien fielen um 0,8 Prozent.

Nach fünf Handelstagen im Plus hat der Dax erstmals wieder Verluste verzeichnet. Der deutsche Leitindex verabschiedete sich nach einem Auf und Ab im Handelsverlauf mit einem Abschlag von 1,65 Prozent bei 11.586,85 Punkten.


Und was Hoffnung macht ...

Auf viele Hobbys und Aktivitäten müssen die Menschen in Berlin im Sommer nicht mehr verzichten: Kneipen in der Hauptstadt dürfen unter Auflagen wieder öffnen und auch Open-Air-Veranstaltungen wie Konzerte oder Filmvorführungen sind ab dem 2. Juni mit bis zu 200 Teilnehmern möglich, ab 16. Juni mit bis zu 500 Teilnehmern und ab 30. Juni mit bis zu 1000 Teilnehmern. Für Demonstrationen gilt in Berlin künftig keine Begrenzung der Teilnehmerzahl mehr und auch Fitnessstudios dürfen wieder öffnen. Kinos können ab dem 30. Juni wieder Besucher empfangen.

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