Andreas Mink
New York (Weltexpresso) - Geschichts-Vergessenheit oder Absicht? In den USA wurde diese Frage vor einigen Tagen im Zusammenhang mit Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus laut, als Donald Trump ausgerechnet am «Juneteenth», dem heutigen Freitag, seine erste Massenveranstaltung seit Anfang März abhalten wollte. Am 19. Juni begehen Schwarze seit 1865 die offizielle Aufhebung der Sklaverei in den Staaten. Die Rallye soll nun am Samstag stattfinden – aber immer noch in Tulsa, wo weisse Rassisten 1921 das schlimmste Massaker an Afroamerikanern anrichteten.
Nun kommt Trump erneut ins Gerede. Seine Kampagne hat seit dem 3. Juni auf Facebook eine Serie von Anzeigen geschaltet, die erklären: «Gefährliche MOBS von linksextremen Gruppen rennen durch unsere Strassen und richten absolutes Chaos und Verwüstungen an. Sie ZERSTÖREN unsere Städte...» Leser werden aufgefordert, mit Präsident Trump gegen diesen Wahnsinn der «ANTIFA» zu stehen. Dabei handele es sich um Terroristen. Trump verwendet «Antifa» als Sündenbock für die anhaltenden Proteste in den USA. Es gibt jedoch keinerlei Anzeichen dafür, dass dieses lose Bündnis von Anarchisten dabei eine Rolle spielt.
Seit Mittwoch hat die Trump-Kampagne zu den Anzeigen rote, mit der Spitze nach unten gekehrte Dreiecke gesetzt und diese als Abzeichen der Antifa bezeichnet (Link).
Laut Experten verwenden diese Gruppen das Zeichen aber nicht. Rote Dreiecke dienten jedoch in den Konzentrationslagern von Nazi-Deutschland zur Kennzeichnung politischer Gefangener und Rettern von Juden. Die progressive Organisation «Bend the Arc: Jewish Action» warf der Trump-Kampagne deshalb die Verwendung von Nazi-Symbolen vor, um Millionen von Demonstranten zu verleumden (Link).
Nachdem die «Washington Post» und andere Medien diese notiert hatten, entfernte Facebook die anstössigen Anzeigen am Donnerstagnachmittag. Das Unternehmen erklärte, die Posts und Anzeigen würden gegen die Richtlinien zu organisiertem Hass verstossen. Laut der «New York Times» wurden die Anzeigen mit den roten Dreiecken bis dahin von mehr als einer Million Usern gesehen (Link).
Foto:
Die Kampagne auf Facebook
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 19. Juni 2020
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 19. Juni 2020