Bildschirmfoto 2020 07 03 um 02.53.39Mögliche Ausweitung der israelischen Souveränität auf Kosten der Palästinenser, Teil 4

Redaktion tachles

Tel Aviv (Weltexpresso) - Am vorgestrigen Tag, an dem gemäß Regierungsankündigung die Annektierungen im Westjordanland hätten umgesetzt werden können, scheint Benny Gantz dazu noch keine feste Meinung zu haben, während seine Popularität im freien Fall ist.

Umfragen zeigen, dass seine Partei Kahol Lavan derzeit nur neun Sitze erhalten würde, Yesh Atid, die Partei, von der sich Kahol Lavan abgesplittet hatte, deren dreizehn. Vor nicht allzu langer Zeit hätte es sich zumindest umgekehrt verhalten. Gantz engagierte deshalb letzte Woche eine renommierte Medienberaterin, wohl um ihm vorwiegend dabei zu helfen, sich bezüglich Netanyahus Annexionsplänen richtig zu positionieren. Denn einerseits dürfte er anstreben, öffentlich als jemand wahrgenommen zu werden, der bei diesem Prozess eine wichtige Rolle spielt. Andererseits aber müsste er bezüglich seines Verhältnisses zu Netanyahu den Ball eher flach halten und dürfte insbesondere seine links orientierten Wähler nicht enttäuschen.

Sein grösstes Problem liegt aber vermutlich darin, dass er zur Sache selbst gar keine fixe Meinung zu haben scheint, respektive diese im Vorfeld von Netanyahus Reise in die USA änderte. Und seine Meinung ist jene des Shin Bet und der IDF, deren Interessen er in der Regierung vertritt. Wenn Netanyahu Gantz’ Unterstützung überhaupt sucht, dann nicht, weil er sie politisch nötig hätte. Vielmehr erhofft er sich davon, dass ein Mitziehen der Mitte-links-Partei Kahol Lavan bei der Annexion die Reaktionen der EU und der US-Demokraten darauf milder ausfallen lassen würde.

Foto:
Kaum mehr Rückhalt bei seiner einstigen Wählerschaft: Benny Gantz
© tachles