Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Daß heute bei mehr Bundesbürgern sich mit dem Namen und der Person Fritz Bauers konkretes historisches Wissen verbindet, ist das Verdienst vieler, die zur notwendigen Erinnerungskultur beigetragen haben. Bekannt ist, daß das Fritz Bauer Institut (FBI) , das heute Teil der Frankfurter Universität ist, vor 25 Jahren gegründet wurde. Doch hat das Institut, das vorrangig Holocaustforschung betreibt, vor 2014 mit seinem Namensgeber überhaupt nichts anfangen können und danach erst einmal ein unzutreffendes Bild von Bauer in die Welt gesetzt. Man darf den Eindruck haben, daß dies derzeit auf verschiedenen Ebenen korrigiert wird.
Maßgeblich für ein verfälschendes Bauer-Bild war wohl der Druck, der auf dem FBI lastete, seit erst 2009 Irmtrud Wojak - zuvor lange Jahre am FBI und dessen Stellvertretende Vorsitzende - eine phänomenale und wirklich umfassende Tausend-Seiten-Biographie vorlegte, deren Qualität sie verdankte, daß sie als erste deutsche Historikerin zum Fellow am Radcliffe Institute for Advanced Study an der Harvard University ernannt wurde - und dann 2010 Ilona Ziok auf der BERLINALE 2010 ihren Film FRITZ BAUER - TOD AUF RATEN vorführte. Mit großem Erfolg. Damit war die Deutungshoheit, in der Geschichtswissenschaft die maßgebliche Größe, auf Seiten von Buch und Film, wogegen dann mit Aplomp 2014 die vom damaligen Leiter des FBI Raphael Gross verantwortete Ausstellung "Fritz Bauer. Der Staatsanwalt. NS-Verbrechen vor Gericht" bis 7. September 2014 mit vielen Folgestationen anging.
Seit damals geistert das Bild vom" jüdischen" Staatsanwalt, der noch dazu schwul gewesen sei, als eigener Beitrag des FBI zum öffentlichen Bild von Fritz Bauer herum. Raphael Gross hat sich längst als der Karrierist herausgestellt, der Fritz Bauer zum eigenen Renomee und zum Versuch der Deutungshoheit des FBI über ihn benutzte. Und der damalige, inzwischen pensionierte Archivar Werner Renz, der nach dem Weggang von Wojak zum Bauer-Experten des FBI avancierte, aber immer wieder dessen Wirken desavouierte, ist inzwischen auch dem Institut peinlich.
Höchste Zeit von Erardo Rautenberg zu sprechen, damals seit 1996 Generalstaatsanwalt von Brandenburg, Sozialdemokrat wie Fritz Bauer und dessen großer Aficionado. Er war letzten Endes derjenige, der mit großem Einsatz und nicht nachlassendem Eifer endlich die Sozialdemokratie in Gang setzte, sich um ihren hervorragenden Juristen, der die Geschichte der Bundesrepublik durch Rechtsprechung positiv lenken konnte, zu kümmern. Er gab sein Amt im März 2018 auf, weil er, krebskrank, am 17. Juli 2018 in Brandenburg mit 65 Jahren starb, also nur einige Tage älter wurde als sein Vorbild Fritz Bauer. Zuvor hatte er im "Forschungsjournal Soziale Bewegungen. Heft 4/2015" , das Fritz Bauer gewidmet ist und Gegenpositionen zur Frankfurter Ausstellung versammelt,u.a. "Die Antwort von Ronen Steinke auf meine Besprechung seines Buches „Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht“: Eine Replik u.a. veröffentlicht.
Eduardo Rautenberg, der mit Frank-Walter Steinmeier nicht nur das Parteibuch teilte, sondern befreundet war, ist der Initiator des Gedenkens an Fritz Bauer, das das Bundesjustizministerium seither an den Tag legt. Der zuvorige Bundesjustizminister Heiko Maas hatte mit dem zweijährig verliehenen Fritz Bauer Studienpreis für die nachwachsenden Juristen eine Marke gesetzt, der jeweils zum Todestag von Fritz Bauer, am 1. Juli, das nächste Mal 2021, übergeben wird.
Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint
Kurt Nelhiebel hat in seinem Beitrag vom 13. Juli https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/19562-spaete-ehrung-fuer-fritz-bauer über die am 30. Juni vorgenommene Aufstellung der Büste Fritz Bauers von Pavel Feinstein im nach Bauer benannten Foyer des Bundesjustizministeriums berichtet und sich auf einen Bericht in der Jüdischen Allgemeinen bezogen. Auffällig war, daß in keinem anderen Presseorgan darüber berichtet wurde, weshalb er sich und uns die Frage stellte, wer eingeladen war. Für Weltexpresso hatte ich deshalb bei der Pressestelle nachgefragt. Unten lesen Sie die den Schriftwechsel, der deutlich macht, daß die angestellten Vermutungen, daß die Presse nicht eingeladen war, stimmt. Bis auf die Jüdische Allgemeine! Da hätte sich sowohl Fritz Bauer wie auch Eduardo Rautenberg im Grabe umgedreht. Ausgerechnet. Nein, man kann Fritz Bauer nicht zum jüdischen Staatsanwalt machen. Er war als ausdrücklicher Atheist gegen alle Religionen eingestellt und hatte spöttisch immer wieder gesagt, daß ihn die Nazis durch ihre Rassegesetze zum Juden gemacht hatten, als der er sich weder fühlte, noch so lebte. Es ist eine nachträgliche Vergewaltigung, Fritz Bauer in ein Kästchen zu stecken, in das er nicht gehört. Das ist übrigens erst nach 2014, seit der Ausstellung, der Fall, denn zuvor war seine Herkunft aus der deutschen Sozialdemokratie die Meßlatte für seine Zugehörigkeit - und muß es auch bleiben.
Wenn also wegen Corona nur wenige Gäste bei der Aufstellung der Büste für die Presse hätten dabei sein können, hätten es eher linke Presseorgane sein müssen, hätten FR, Süddeutsche, taz, Neues Deutschland oder SPD-Organe dabei sein müssen. Am Sinnvollsten sogar die Humanistische Union, die Bauer mitbegründet hatte, damit die Ratio und Humanität menschliches Handeln bestimme. Selbst der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann wäre ein glaubwürdigerer Bauervertreter gewesen, denn in der Stadt Frankfurt, wo Bauer am stärksten wirkte, wird durch Gericht und Stadt das Erbe Bauers als humanistisch, rechtorientiert, sozialdemokratisch hochgehalten. Das Schlimme daran ist, daß diese Unterlassung, die richtigen Personen einzuladen, nicht aus bösen Gründen geschah, sondern sicher gut gemeint war. Wir vermuten, daß dies unter Heiko Maas, der durch Eduardo Rautenberg noch gut informiert war, nicht geschehen wäre. Ist niemand im Ministerium mehr da, der die Intentionen von Rautenberg und Maas im Sinn haben? Und ist niemand in der SPD mehr da, der dies weiterführt? Die Ministerin sollte also dringend ihr Personal dahingehend orientieren, wer Fritz Bauer war und was er vertrat.
Im Antwortschreiben des Ministeriums wird auf den Lichthof des Ministeriums verwiesen, der schon im Januar nach Fritz Bauer benannt worden sei. Damals aber galten noch keine Coronabedingungen und wir hatten trotzdem bis dahin nichts davon gehört. Für diejenigen, die - wie uns bekannte Personen - alles über Fritz Bauer sammeln, sind das wichtige Informationen. Und das Ministerium kann ja stolz darauf sein, Fritz Bauer als Name und als Büste im Ministeriumsgebäude vertreten zu haben.
Bleibt ein weiteres, uns völlig unverständliches Problem. Wenn schon Corona die Bedingungen der persönlichen Teilnahme minimieren, gibt es anderenorts digitale Teilnahmen an Veranstaltungen oder Pressekonferenzen. Ein digitaler Auftritt der Aufstellung der Büste oder der Benennung nach Bauer wäre doch langfristig publizistisch nutzbar. Ein einziges Presseorgan zur Berichterstattung einzuladen, ist gegen jede presserechtliche Vereinbarung. Um so schlimmer, daß dieser Sachverhalt noch überboten wird, durch die Tatsache, daß nicht einmal eine Presseverlautbarung verschickt wurde, die auch andere Zeitungen in die Lage versetzt hätte, über die Aufstellung der Büste zu berichten. Da wir nach wie vor nicht an böse Absicht glauben, kann man über soviel Naivität, ja Fahrlässigkeit im Umgang mit Öffentlichkeit nur den Kopf schütteln. Schade ist es trotzdem, denn statt Fritz Bauer, der heute Geburtstag hat, zu feiern, muß man sich wieder mit solchen Lapalien herumschlagen, die deutlich machen, daß Fritz Bauer noch immer nicht die Durchschlagskraft erhält, die ihm zusteht.
Wie gesagt, am 15. Januar, galten noch keine Coronabeschränkungen, aber dennoch drang die Benennung des Lichthofs des Justizministeriums nach Fritz Bauer nicht wirkmächtig durch. Fritz Bauer ist also weiterhin eine Person der Zeitgeschichte, die man mit ihren Verdiensten um unser heutigen Deutschland weiterhinöffentlich bekannt machen und pflegen muß. Genug. Vertrauen wir darauf, daß zumindest wir über weitere Aktivitäten des Bundesjustizministeriums zu Fritz Bauer informiert werden und dies publizistisch weitergeben.
P.S. Twitter ist für uns kein seriöses Presseorgan, auch wenn der US-Präsident Trump auf diesem Weg mit seinen Wählern kommuniziert.Oder erst recht, weil der US-Präsident Twitter nutzt.
Der Schriftverkehr mit der Pressestelle des Bundesministerium der Justiz
Betreff: Fritz Bauer
Datum: Tue, 14 Jul 2020 10:47:00 +0200
Von: Claudia Schulmerich
<Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!> <mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!> An: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
<mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!> Liebe Kollegin, vielen Dank erst einmal für weitere Auskünfte. Uns liegt daran, mehr über die Aufstellung der Fritz Bauer Büste zu erfahren. Ich weiß aus einem Gespräch mit dem damaligen Justizminister Heiko Maas, als er vor der Wahl den SPD-Bundestagskandidaten Oliver Strank in Frankfurt unterstützen wollte, daß dies seine Initiative war, die wohl auch mit dem leider verstorbenen Generalbundesanwalt von Brandenburg zu tun hatte.
1. Wer war zu Enthüllung der Büste eingeladen?
2. Welche Pressevertreter waren eingeladen. Wieso gab es nur einen Bericht in der Jüdischen Allgemeinen? Gab es dazu eine persönliche Einladung?
3. Warum gab es keine Presseerklärung? Ist das nicht ein normales Verfahren, daß über solche Aktionen die Öffentlichkeit informiert wird.
4. Waren Fernsehen und Rundfunk dabei? Gibt es davon Aufnahmen? Oder ein Video Ihrerseits.
5. Die Bitte um von Ihnen gemachte Fotos, die wir auch veröffentlichen dürfen. Am liebsten mit der Ministerin und ruhig mehrere. Ich bedanke mich herzlich und will noch einmal hinzufügen, daß wir begeistert über die Aufstellung der Büste sind und mitdazubeitragen wollen, daß dies bekannter wird.
Vielen Dank und die Bitte, nur den Eingang kurz zu bestätigen, herzlich Claudia Schulmerich
Am 15.07.20 um 13:02 schrieb
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!:
Sehr geehrte Frau Schulmerich, vielen Dank für Ihre Anfrage, zu der ich Ihnen als Sprecherin des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gerne Folgendes mitteile: Bereits am 15. Januar 2020 wurde der Lichthof im BMJV nach Fritz Bauer benannt, am 30. Juni 2020 erfolgte dann die Enthüllung der vom Künstler Pavel Feinstein gestalteten Büste im Fritz-Bauer-Foyer. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie wurden neben der Jüdischen Allgemeinen keine weiteren Pressevertreter zur Enthüllung der Büste eingeladen. Das BMJV selbst hat u. a. über Twitter über die Enthüllung berichtet: https://twitter.com/BMJV_Bund/status/1278023303064674305 .
Gerne können wir Ihnen zwei Fotos sowie die von der Ministerin aus Anlass der Enthüllung gehaltene Rede zur Verfügung stellen.
Viele Grüße xyz Pressesprecherin Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz - Pressereferat -
Mohrenstraße 37, 10117 Berlin Telefon: (030) 18 580- .... Fax: (030) 18 580-9525 E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Internet: www.bmjv.de
---Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Claudia Schulmerich <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!>
Gesendet: Donnerstag, 16. Juli 2020 08:18
An: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Betreff: Re: WG: Enthüllung der Fritz Bauer Büste
Wie schade, liebe Frau XYZ, denn Fritz Bauer verstand sich als deutscher Sozialdemokrat. Und Medien in dieser Richtung hätten zumindest....Ich komme darauf zurück. Auf jeden Fall: vielen Dank. Mir war nach dem Wegschicken meiner Mail noch etwas eingefallen. Sie verleihen ja auch den Fritz Bauer Preis. Gibt es dazu Unterlagen? Und darf ich Sie bitten, mir auch die bisherigen Preisträger, bzw. beabsichtigte zu nennen. Also, wann der Preis wieder verliehen wird. Und noch etwas: Gibt es bei Ihnen eine sachbezogene Adrema? Also die Möglichkeit, daß wir - WELTEXPRESSO - eingetragen werden bei Mitteilungen, die Fritz Bauer betreffen, und damit automatisch benachrichtigt würden?
Ich bedanke mich sehr für Ihre Mühe, mit freundlichen Grüßen Claudia Schulmerich
Liebe Frau Schulmerich, der Fritz Bauer Studienpreis wird alle zwei Jahre zum Todestag Fritz Bauers am 1. Juli vergeben. Die nächste Vergabe erfolgt am 1. Juli 2021. Die aktuelle Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 31.12.2020. Nähere Informationen zu dem Studienpreis finden Sie auch auf der Homepage des BMJV unter https://www.bmjv.de/DE/Themen/ProjekteUndFoerderung/FritzBauer/FritzBauer_node.html .
Eine sachbezogene Adresssammlung in Bezug auf Fritz Bauer haben wir nicht; ich bemühe mich aber bei den nächsten Informationen zu diesem Thema an Sie zu denken. Viele Grüße XYZ
Pressesprecherin Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz - Pressereferat - Mohrenstraße 37, 10117 Berlin Telefon: (030) 18 580-... Fax: (030) 18 580-9525 E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Internet: www.bmjv.de
Foto:
Ministerin Christine Lambrecht zur Enthüllung der Büste von Bauer
© BMJV, Henning Schacht
Höchste Zeit von Erardo Rautenberg zu sprechen, damals seit 1996 Generalstaatsanwalt von Brandenburg, Sozialdemokrat wie Fritz Bauer und dessen großer Aficionado. Er war letzten Endes derjenige, der mit großem Einsatz und nicht nachlassendem Eifer endlich die Sozialdemokratie in Gang setzte, sich um ihren hervorragenden Juristen, der die Geschichte der Bundesrepublik durch Rechtsprechung positiv lenken konnte, zu kümmern. Er gab sein Amt im März 2018 auf, weil er, krebskrank, am 17. Juli 2018 in Brandenburg mit 65 Jahren starb, also nur einige Tage älter wurde als sein Vorbild Fritz Bauer. Zuvor hatte er im "Forschungsjournal Soziale Bewegungen. Heft 4/2015" , das Fritz Bauer gewidmet ist und Gegenpositionen zur Frankfurter Ausstellung versammelt,u.a. "Die Antwort von Ronen Steinke auf meine Besprechung seines Buches „Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht“: Eine Replik u.a. veröffentlicht.
Eduardo Rautenberg, der mit Frank-Walter Steinmeier nicht nur das Parteibuch teilte, sondern befreundet war, ist der Initiator des Gedenkens an Fritz Bauer, das das Bundesjustizministerium seither an den Tag legt. Der zuvorige Bundesjustizminister Heiko Maas hatte mit dem zweijährig verliehenen Fritz Bauer Studienpreis für die nachwachsenden Juristen eine Marke gesetzt, der jeweils zum Todestag von Fritz Bauer, am 1. Juli, das nächste Mal 2021, übergeben wird.
Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint
Kurt Nelhiebel hat in seinem Beitrag vom 13. Juli https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/19562-spaete-ehrung-fuer-fritz-bauer über die am 30. Juni vorgenommene Aufstellung der Büste Fritz Bauers von Pavel Feinstein im nach Bauer benannten Foyer des Bundesjustizministeriums berichtet und sich auf einen Bericht in der Jüdischen Allgemeinen bezogen. Auffällig war, daß in keinem anderen Presseorgan darüber berichtet wurde, weshalb er sich und uns die Frage stellte, wer eingeladen war. Für Weltexpresso hatte ich deshalb bei der Pressestelle nachgefragt. Unten lesen Sie die den Schriftwechsel, der deutlich macht, daß die angestellten Vermutungen, daß die Presse nicht eingeladen war, stimmt. Bis auf die Jüdische Allgemeine! Da hätte sich sowohl Fritz Bauer wie auch Eduardo Rautenberg im Grabe umgedreht. Ausgerechnet. Nein, man kann Fritz Bauer nicht zum jüdischen Staatsanwalt machen. Er war als ausdrücklicher Atheist gegen alle Religionen eingestellt und hatte spöttisch immer wieder gesagt, daß ihn die Nazis durch ihre Rassegesetze zum Juden gemacht hatten, als der er sich weder fühlte, noch so lebte. Es ist eine nachträgliche Vergewaltigung, Fritz Bauer in ein Kästchen zu stecken, in das er nicht gehört. Das ist übrigens erst nach 2014, seit der Ausstellung, der Fall, denn zuvor war seine Herkunft aus der deutschen Sozialdemokratie die Meßlatte für seine Zugehörigkeit - und muß es auch bleiben.
Wenn also wegen Corona nur wenige Gäste bei der Aufstellung der Büste für die Presse hätten dabei sein können, hätten es eher linke Presseorgane sein müssen, hätten FR, Süddeutsche, taz, Neues Deutschland oder SPD-Organe dabei sein müssen. Am Sinnvollsten sogar die Humanistische Union, die Bauer mitbegründet hatte, damit die Ratio und Humanität menschliches Handeln bestimme. Selbst der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann wäre ein glaubwürdigerer Bauervertreter gewesen, denn in der Stadt Frankfurt, wo Bauer am stärksten wirkte, wird durch Gericht und Stadt das Erbe Bauers als humanistisch, rechtorientiert, sozialdemokratisch hochgehalten. Das Schlimme daran ist, daß diese Unterlassung, die richtigen Personen einzuladen, nicht aus bösen Gründen geschah, sondern sicher gut gemeint war. Wir vermuten, daß dies unter Heiko Maas, der durch Eduardo Rautenberg noch gut informiert war, nicht geschehen wäre. Ist niemand im Ministerium mehr da, der die Intentionen von Rautenberg und Maas im Sinn haben? Und ist niemand in der SPD mehr da, der dies weiterführt? Die Ministerin sollte also dringend ihr Personal dahingehend orientieren, wer Fritz Bauer war und was er vertrat.
Im Antwortschreiben des Ministeriums wird auf den Lichthof des Ministeriums verwiesen, der schon im Januar nach Fritz Bauer benannt worden sei. Damals aber galten noch keine Coronabedingungen und wir hatten trotzdem bis dahin nichts davon gehört. Für diejenigen, die - wie uns bekannte Personen - alles über Fritz Bauer sammeln, sind das wichtige Informationen. Und das Ministerium kann ja stolz darauf sein, Fritz Bauer als Name und als Büste im Ministeriumsgebäude vertreten zu haben.
Bleibt ein weiteres, uns völlig unverständliches Problem. Wenn schon Corona die Bedingungen der persönlichen Teilnahme minimieren, gibt es anderenorts digitale Teilnahmen an Veranstaltungen oder Pressekonferenzen. Ein digitaler Auftritt der Aufstellung der Büste oder der Benennung nach Bauer wäre doch langfristig publizistisch nutzbar. Ein einziges Presseorgan zur Berichterstattung einzuladen, ist gegen jede presserechtliche Vereinbarung. Um so schlimmer, daß dieser Sachverhalt noch überboten wird, durch die Tatsache, daß nicht einmal eine Presseverlautbarung verschickt wurde, die auch andere Zeitungen in die Lage versetzt hätte, über die Aufstellung der Büste zu berichten. Da wir nach wie vor nicht an böse Absicht glauben, kann man über soviel Naivität, ja Fahrlässigkeit im Umgang mit Öffentlichkeit nur den Kopf schütteln. Schade ist es trotzdem, denn statt Fritz Bauer, der heute Geburtstag hat, zu feiern, muß man sich wieder mit solchen Lapalien herumschlagen, die deutlich machen, daß Fritz Bauer noch immer nicht die Durchschlagskraft erhält, die ihm zusteht.
Wie gesagt, am 15. Januar, galten noch keine Coronabeschränkungen, aber dennoch drang die Benennung des Lichthofs des Justizministeriums nach Fritz Bauer nicht wirkmächtig durch. Fritz Bauer ist also weiterhin eine Person der Zeitgeschichte, die man mit ihren Verdiensten um unser heutigen Deutschland weiterhinöffentlich bekannt machen und pflegen muß. Genug. Vertrauen wir darauf, daß zumindest wir über weitere Aktivitäten des Bundesjustizministeriums zu Fritz Bauer informiert werden und dies publizistisch weitergeben.
P.S. Twitter ist für uns kein seriöses Presseorgan, auch wenn der US-Präsident Trump auf diesem Weg mit seinen Wählern kommuniziert.Oder erst recht, weil der US-Präsident Twitter nutzt.
Der Schriftverkehr mit der Pressestelle des Bundesministerium der Justiz
Betreff: Fritz Bauer
Datum: Tue, 14 Jul 2020 10:47:00 +0200
Von: Claudia Schulmerich
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1. Wer war zu Enthüllung der Büste eingeladen?
2. Welche Pressevertreter waren eingeladen. Wieso gab es nur einen Bericht in der Jüdischen Allgemeinen? Gab es dazu eine persönliche Einladung?
3. Warum gab es keine Presseerklärung? Ist das nicht ein normales Verfahren, daß über solche Aktionen die Öffentlichkeit informiert wird.
4. Waren Fernsehen und Rundfunk dabei? Gibt es davon Aufnahmen? Oder ein Video Ihrerseits.
5. Die Bitte um von Ihnen gemachte Fotos, die wir auch veröffentlichen dürfen. Am liebsten mit der Ministerin und ruhig mehrere. Ich bedanke mich herzlich und will noch einmal hinzufügen, daß wir begeistert über die Aufstellung der Büste sind und mitdazubeitragen wollen, daß dies bekannter wird.
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Am 15.07.20 um 13:02 schrieb
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Sehr geehrte Frau Schulmerich, vielen Dank für Ihre Anfrage, zu der ich Ihnen als Sprecherin des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gerne Folgendes mitteile: Bereits am 15. Januar 2020 wurde der Lichthof im BMJV nach Fritz Bauer benannt, am 30. Juni 2020 erfolgte dann die Enthüllung der vom Künstler Pavel Feinstein gestalteten Büste im Fritz-Bauer-Foyer. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie wurden neben der Jüdischen Allgemeinen keine weiteren Pressevertreter zur Enthüllung der Büste eingeladen. Das BMJV selbst hat u. a. über Twitter über die Enthüllung berichtet: https://twitter.com/BMJV_Bund/status/1278023303064674305 .
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Viele Grüße xyz Pressesprecherin Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz - Pressereferat -
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Von: Claudia Schulmerich <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!>
Gesendet: Donnerstag, 16. Juli 2020 08:18
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Betreff: Re: WG: Enthüllung der Fritz Bauer Büste
Wie schade, liebe Frau XYZ, denn Fritz Bauer verstand sich als deutscher Sozialdemokrat. Und Medien in dieser Richtung hätten zumindest....Ich komme darauf zurück. Auf jeden Fall: vielen Dank. Mir war nach dem Wegschicken meiner Mail noch etwas eingefallen. Sie verleihen ja auch den Fritz Bauer Preis. Gibt es dazu Unterlagen? Und darf ich Sie bitten, mir auch die bisherigen Preisträger, bzw. beabsichtigte zu nennen. Also, wann der Preis wieder verliehen wird. Und noch etwas: Gibt es bei Ihnen eine sachbezogene Adrema? Also die Möglichkeit, daß wir - WELTEXPRESSO - eingetragen werden bei Mitteilungen, die Fritz Bauer betreffen, und damit automatisch benachrichtigt würden?
Ich bedanke mich sehr für Ihre Mühe, mit freundlichen Grüßen Claudia Schulmerich
Liebe Frau Schulmerich, der Fritz Bauer Studienpreis wird alle zwei Jahre zum Todestag Fritz Bauers am 1. Juli vergeben. Die nächste Vergabe erfolgt am 1. Juli 2021. Die aktuelle Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 31.12.2020. Nähere Informationen zu dem Studienpreis finden Sie auch auf der Homepage des BMJV unter https://www.bmjv.de/DE/Themen/ProjekteUndFoerderung/FritzBauer/FritzBauer_node.html .
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Ministerin Christine Lambrecht zur Enthüllung der Büste von Bauer
© BMJV, Henning Schacht