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Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Bei der Gedenkveranstaltung zum 20. Juli 1944 hat Stadtrat Jan Schneider in der Paulskirche an die Frauen und Männer erinnert, die den Widerstand gegen das NS-Regime unterstützt haben. „Auch im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte gab es Personen, die unter Einsatz ihres Lebens bereit waren, ihrem Gewissen zu folgen, Verantwortung zu übernehmen, Widerstand zu leisten und das Richtige zu tun“, sagte er.
Bei der Veranstaltung wurde besonders der Frauen im Widerstand gedacht. So las die Schauspielerin Ursula Illert aus den Abschiedsbriefen der aus Frankfurt stammenden Widerstandskämpferinnen Johanna Kirchner und Rose Schlösinger, die bereits vor dem 20. Juli 1944 hingerichtet worden waren. Stadtrat Schneider erinnerte darüber hinaus an die evangelische Theologin Katharina Staritz, die sich für sogenannte nicht-arische Christen einsetzte, vielen zur Ausreise verhalf und deshalb inhaftiert wurde. Nach dem Krieg war sie die erste Frau auf einer Pfarrstelle in Frankfurt.
Als Beispiel für einen couragierten Frankfurter, der den Mut zum Widerstand hatte, nannte Schneider den Kriminalbeamten Christian Fries. Dieser hatte rund 40 Personen für den Widerstand gewonnen, darunter viele Polizisten. Sie sollten im Falle eines erfolgreichen Putsches in Frankfurt den Rundfunk besetzen, die Gestapo und den Sicherheitsdienst ausschalten sowie führende Nazis festnehmen. „Sie wussten, was ihre moralische Pflicht war“, sagte Schneider. „Auf solche Personen kommt es an, wenn es darum geht, Menschenfeindlichkeit und Extremismus schon im Ansatz zu bekämpfen.“
Er betonte, dass es auch im Zusammenhang mit den jüngsten Drohbriefen, die unter dem Stichwort „NSU 2.0“ verschickt wurden, bei der Polizei mutige Personen brauche, die das Richtige tun. „Es ist die Pflicht jedes Beamten und jeder Beamtin gegen Kolleginnen und Kollegen aufzustehen, die das Falsche tun und die freiheitlich-demokratische Grundordnung angreifen. Sie dürfen nicht gedeckt werden“, sagte Schneider.
Er warnte davor, den Begriff des Widerstands in der aktuellen politischen Debatte zu missbrauchen. „Von Widerstand ist zum Beispiel die Rede, wenn es um den Protest gegen das Tragen von Mund-Nasen-Masken in Zeiten der Corona-Pandemie geht“, sagte der Stadtrat. „Das ist nicht angemessen, denn hier geht es nicht um moralische Ziele, sondern um Eigennutz.“ Der Stadtrat appellierte an die Zuhörer: „Wir müssen uns an einem Tag wie diesem auch selbst fragen, was wir als Einzelne tun können, um unserer Verantwortung für unser Land, für unsere Demokratie einzustehen und unseren humanistischen und rechtstaatlichen Werten gerecht zu werden.“
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Foto:
Cellistin Cornelia Walther beim Musikalischen Ausklang mit Bach
© Redaktion
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