Bildschirmfoto 2020 08 27 um 08.40.10Tödlicher Vorfall im Mai in Jerusalem

Redaktion tachles

Jerusalem (Weltexpresso) - Im Mai wurde in Jerusalem ein Palästinenser von Polizisten erschossen. Eyad Hallaq war ein 32-jähriger Autist mit eingeschränkten Fähigkeiten und auf dem Weg zu seiner Sonderschule.

In der Nähe des Lions Gate in der Jerusalemer Altstadt näherten sich ihm Grenzpolizisten. Dies verursachte ihm offenbar Panik, er flüchtete, wurde von den Polizisten als potenzielle Gefahr wahrgenommen, verfolgt und ca. 150 Meter entfernt in einem Abfallcontainerraum, in dem er sich zu verstecken versuchte, von ihnen erschossen.

Die Abteilung des Justizministeriums für polizeiliches Fehlverhalten nahm daraufhin eine Untersuchung auf. Der Fall hatte seinerzeit sowohl unter Palästinensern wie Israeli Wut und Proteste ausgelöst. Am Mittwoch wurde nun eine Nachstellung der Verfolgungsjagd und der tödlichen Schüsse durchgeführt. Im Juli hatte das Justizministerium erklärt, dass es keine Videoaufzeichnungen dieser Ereignisse gebe, was die Befürchtung weckte, dass die Untersuchung ohne irgendwelche klaren Ergebnisse enden würde.

Anscheinend unternahm die Untersuchungsbehörde a priori keinen Versuch, Kameras überhaupt ausfindig zu machen; Journalisten von Haaretz konnten demgegenüber aber auf der relativ kurzen Strecke der Flucht Hallaqs nicht weniger als zehn private und Sicherheitskameras zählen. Bis heute wurde im Verlauf der Untersuchung weder den in den Vorfall involvierten Polizisten noch den Augenzeugen jedoch irgendwelches Videomaterial gezeigt.

Foto:
Die Polizei setzt Wasserwerfer gegen einen Demonstranten mit einem Plakat ein auf dem «Gerechtigkeit für Eyad Hallaq» zu lesen ist
© tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 27. August 2020