Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - Das Problem, das die israelische Regierung derzeit hat, haben alle Regierungen weltweit: einen Weg zu finden zwischen einer Reduzierung der Infektionsrate und der Rettung der Wirtschaft. Doch was Premier Binyamin Netanyahu und seine Berater derzeit machen, ist im Augenblick ohne Sinn und Verstand. Denn der zweite Lockdown, den Israel seit Erev Rosch Haschana erlebt, hat keinerlei Ziel.
Das heißt: niemandem ist klar, was eigentlich erreicht werden soll. Wie hoch darf die Infektionsrate pro Tag noch sein nach dem erst einmal für drei Wochen angesetzten Lockdown? Wie hoch die Verschuldung des Staates? Kein Wunder, dass viele Teile der israelischen Gesellschaft dem Lockdown trotzen und machen was sie wollen.
Seit letzten Donnerstag hat es 41'924 neue Arbeitslose gegeben, der momentan vorgesehene Lockdown wird den Staat einen Verlust von rund 7 Milliarden Schekel (etwa 1,8 Milliarden Schweizer Franken) bescheren. Und wenn das so weitergeht, dann wird nach den Prognosen der Bank of Israel das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 um 7 Prozent fallen, das sind etwa 100 Milliarden Schekel (knapp 27 Milliarden Schweizer Franken).
Gegen Ende dieses Jahres dürfte die Arbeitslosenquote bei 13,6 Prozent liegen, das sind etwa 550'000 Arbeitslose. Zum Vergleich: Vor der Corona-Krise gab es 150'000 Arbeitslose. Aber das Schlimmste: Dieser Lockdown, der wesentlich «weicher» ist als der erste, wird die Infektionsrate voraussichtlich nicht wesentlich senken. Die Folge: ein noch härterer Lockdown oder sogar noch mehrere Lockdowns sind zu erwarten. Der komplette Zusammenbruch vieler Wirtschaftszweige zeichnet sich schon jetzt ab. All das, weil die Politik keinerlei Ziel und Mass hat, nicht mehr weiss, wie man mit dem Volk spricht, um es zu überzeugen. Die Covid-19-Krise in Israel ist längst eine Staatskrise geworden. Nicht mehr, nicht weniger.
Foto:
Polizisten bei einer Strassensperre zur Durchsetzung des erneuten Lockdowns in Jerusalem
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 23. September 2020
Gegen Ende dieses Jahres dürfte die Arbeitslosenquote bei 13,6 Prozent liegen, das sind etwa 550'000 Arbeitslose. Zum Vergleich: Vor der Corona-Krise gab es 150'000 Arbeitslose. Aber das Schlimmste: Dieser Lockdown, der wesentlich «weicher» ist als der erste, wird die Infektionsrate voraussichtlich nicht wesentlich senken. Die Folge: ein noch härterer Lockdown oder sogar noch mehrere Lockdowns sind zu erwarten. Der komplette Zusammenbruch vieler Wirtschaftszweige zeichnet sich schon jetzt ab. All das, weil die Politik keinerlei Ziel und Mass hat, nicht mehr weiss, wie man mit dem Volk spricht, um es zu überzeugen. Die Covid-19-Krise in Israel ist längst eine Staatskrise geworden. Nicht mehr, nicht weniger.
Foto:
Polizisten bei einer Strassensperre zur Durchsetzung des erneuten Lockdowns in Jerusalem
© tachles
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 23. September 2020