Fridays for Future haben sich breiter aufgestellt – die Botschaft lautet: „Die Zukunft ist intersektional“
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der erste Intersektionale Klimastreik am vergangenen Freitag brachte eine Konkretisierung des Anliegens von Fridays for Future. Das Eine-Welt und Eine-Universelle-Natur-Prinzip wird unter dem Aspekt der sektoralen gegenseitigen Aufeinanderbezogenheit von Patriarchat, Rassismus und Klimakrise gesehen und angegangen.
Das erfordert, dass alle befreundeten Bündnisse und nahestehenden Organisationen, zu denen auch Gewerkschaften gehören, das erweiterte Konzept mittragen und mitverfolgen. Zur Bewegung gegen den Klimakollaps gehört auch die soziale Gerechtigkeit. Das verhängnisvolle Bauprojekt auf dem Boden der Grünen Lunge darf schon alleine nicht zu einer Bedienung der Reichen mit ihren Luxusbleiben werden. Es darf in Frankfurt nur noch sozial und umweltpolitisch verantwortbar gebaut werden, bei unbedingtem Respekt vor dem Naturhaushalt.
‚Systemchange‘ ist alternativlos
Die Antwort auf den erkannten Zusammenhang ist der Klima-Aktivismus, der global organisierte Anti-Rassismus und ein wissenschaftlich unterbauter Feminismus der Praxis (vergl. u.a. die Aufsatzsammlung im Buch ‚Feministisch streiten‘, 2018, als mögliche Näherung an das Thema). Die Intersektionalität ist zum akzentuiert akademisch wie geopolitisch gehandelten Terminus aufgestiegen. Das offenbart: Fridays for Future sind ein vom wissenschaftlichen Geist durchdrungener und von der globalen Umweltkrise gepackter Zusammenschluss. In nicht allzu ferner Zukunft muss der ‚Systemchange‘ kommen, sonst wird es für die Erde ganz eng. Diese Alternativlosigkeit ist alternativlos. Das geben inzwischen sogar lang im laufenden Geschäft tätige Ökonomen des kapitalistischen Systems zu. Sie stimmen mit Fridays for Future sogar darin überein, dass Klimarettung und Kapitalismus sich einander ausschließen.
Fridays for Future - professionell
Inmitten der Corona-Zeit haben Fridays for Future Frankfurt eine Demonstration mit drei Menschenzügen organisiert, die sich zum Abschluss auf dem und entlang des Mains versammelten und einer zweiten Folge von Ansprachen lauschten. Vielfach wurde das Gesprochene vom wohlinformierten Publikum kräftig mit Beifall bedacht. Der erste Programmteil begann an der Alten Oper, auf dem Römer und an der Hauptwache. Es ist mittlerweile schon etwas an neuer politischer Macht spürbar, wenn an drei Stätten der Sammlung fahrende Bühnen aufgestellt und später auf zwei Brücken über den Main und auf dem Deutsch-Herrenufer wieder in Funktion kommen, um wohlformulierte Reden an die Eigenen sowie an Passanten zu richten. Die kommunalen Ordnungskräfte haben sich mittlerweile bestens auf die Bedürfnisse der sehr jungen Generation eingestellt.
Denken und Organisieren ist ihre Stärke
Es wird klar, dass das keine bedingte Neuauflage der Aktionen von vor 50 Jahren war, sondern eine im Ton und Ernst der Lage vorgetragene Verkündigung und sachliche Aufforderung an alle Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner, sich anzuschließen und sich selbst zu kümmern. Das Timing war vorbildlich. In kurzem Abstand rückten die drei Züge an ihre Plätze am Mainufer und auf die Brücken. Die Hauptwache bewegte sich nach den Ansprachen, die gut vernehmbar auch Black-Power-Akzente und dazu passende Gesänge boten – es hat sich etwas unter der Decke Gehaltenes angestaut – über die Alte Brücke auf das untere Deutsch-Herrenufer. 'Der Römer' bewegte sich nach ersten Kundgebungen auf die Flößer-Brücke und die entferntere 'Alte Oper' auf die Alte Brücke, damit beide Züge sich dort noch einmal programmatisch präsentieren konnten. Durch die Dreiteilung konnten die Corona-Auflagen bestens eingehalten werden. Keine der Mitmachenden haben gegen die Auflagen verstoßen. Auch wegen der Nähe zur Wissenschaft.
Info:
Weltweiter Klimastreik des Intersektionalen Bündnisses, 25.09.2020