DSC04467 2 bereinigtDolphin-Capital: Anlagebetrug mit uralter Masche Teil 2/4

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Betongold, das ist jetzt die große Sause. Wer nicht imstande ist, selbst etwas Anständiges aufs Fundament zu bekommen, geht auf Beteiligung zu Black Rock.
Wo ein abgehalfterter Politiker und Ewig-Adoleszent ohne Fortune in der Bevölkerung Millionen dafür kassiert hat, dass er Propaganda für die überflüssigste Klasse der Welt gemacht hat.

Es ist die Klasse, die dem Erfolg des Gemeinwesens in Selbstbezogenheit aufgesetzt ist, insofern ihr ein Privileg aus der Ära der Gründung der frühbürgerlichen Begehrlichkeit eingerichtet wurde, das ihr die Herrschaft über die Arbeit auf alle Zeit zuerkannte, gemäß einem Verhältnis von Herr und Eigentum. Die wirklich produktiven Klassen stellen auch andere, nur sind die bei der Gründung der modernen Gesellschaft nicht genügend bedacht worden. In den letzten beiden Dezennien sind 5 Millionen Menschen aus dem Mittelstand abgestiegen. Und doch vereitelt die Klasse des Eigentums der Arbeit beständig den Umbau der Ökonomie und der Art des Besitzes von Arbeit und ihres Erfolgs. Sie müsste sich längst von Umständen getrieben sehen.

Kürzlich lief in HR-defacto eine Studie zu Dolphin Capital und Vonovia Immobilien. Da diese auf Recherchen zurückgeht, die schon vor längerem begonnen wurden, lässt sich diese Studie im Ergebnis außerordentlich verdienstvoll an. Sie geriet zur Studie über den Kapitalismus. Wer sich die Dreiviertelstunde zum Anschauen nimmt, ist nachher weitgehend über die Wohnzustände in Frankfurt und Umgebung aufgeklärt. Die Frankfurter und hessische Politik hat eine Schieflage der Lebenssituationen zu verantworten, die ihr noch auf die Füße fallen könnten. Nur ist aber der leider vernachlässigte große Posten durch die Verdummung, die das Netz bereithält, weitgehend neutralisiert. Das sind Menschen, die „ihr Leben verloren haben“, ganz so, wie von der Kritischen Theorie geweissagt wurde, dass es kommen muss.

Der Delfin muss herhalten

Die schönfärberische Bezeichnung Dolphin für eine abzockende Geld-Eintreibmaschine heißt Dolphin Capital, später neubenannt in GPG, German Property Group. Das ‚German‘ soll Seriosität vorgaukeln, denn das Gebilde geht weltweit auf Fang der Ahnungslosen, indem es vorgibt, denkmalgeschützte Gebäude in Mitteleuropa zu sanieren und wieder flott zu machen, nachdem die Kommunen sie vernachlässigt haben und die Gebäude aus der Sozialbindung herausgefallen sind – was Begehrlichkeiten seitens der Politik weckt -, so wie auch die historische Siedlung am Kinzigheimer Weg in Hanau.

In Hanau stehen die meisten der 13 denkmalgeschützten Siedlungshäuser des früheren sozialen Wohnungsbaus leer. Sie sind über 10 Jahre lang verkommen lassen worden, jetzt ist die Kommune machtlos. Doch tatsächlich leben hier noch zwei von einem Dutzend Mietern in einem der Mehrreiher. Claudia und Michael können sich einfach nicht von dieser Siedlung trennen, obwohl, was den Durchlauferhitzer angeht, inzwischen Explosionsgefahr besteht, weil der Eigentümer sich um die Siedlung, die mal als Vorbild galt, nicht mehr kümmert. Mit ihren Beschwerden stoßen die beiden ständig auf taube Ohren. Oberbürgermeister Kaminsky weiß um die Probleme. Ihm ist auch klar, dass der Verkauf der Siedlung durch die Kommune ein Fehler war, aber ein Rückkauf gestalte sich schwierig. Denn 2014 hat Dolphin die Siedlung für 6,1 Millionen gekauft, wollte sie aber 2017 für strikt 9,9 Mill. verkaufen - um Gewinn zu machen.

Der OB spricht von Spekulation und sagt auch etwas von ‚Eigentum verpflichtet‘ und lässt noch die Bezeichnung „asozial“ fallen.- Dies ist das eine Geschäft von Dolphin, das andere aber lautet: kaufen, kaufen - kassieren und dann verkommen lassen. Wie auch die historische Stockau Mühle in Reichertshofen oder eine Anlage in der Bamberger Altstadt, für die Einsturzgefahr besteht. BR-‚quer‘ hatte darüber berichtet, das blieb im Gedächtnis. Es sind nur zwei weitere skandalöse Beispiele.

Anna Klühspies vom Bayrischen Rundfunk kontaktierte eine BBC-Kollegin, die an der Sache dran ist und erfährt, dass in England viele Kleinanleger*innen bei Dolphin ihre Pensionen aufzubauen versuchten, wobei festgestellt wurde, dass Dolphin hierfür die Zinsen nicht pünktlich zahlt. Im eigenen Bekanntenkreis wurde ein Fall aus England bekannt, bei dem ein älteres Paar einen Totalausfall erlebt hat und lange um eine Entschädigung kämpfen musste.

Geschröpfte Kleinanleger Privater Rente

Eine Samantha Hields sollte laut BBC nach der Laufzeit 30 000 ausgezahlt bekommen, darf aber jetzt nur noch auf 16 000 plus Zinsen hoffen. Auch darum bangt sie nun. Im Mai 2019 bestätigt Dolphin Trust: zwanzig Prozent der Anleger erhalten die fälligen Zinsen gar nicht. Der Fachanwalt für Kapitalmarktrecht, Peter Mattil, erkennt das Manko darin, dass die Anleger keine Gesellschafter sind und daher nicht im Besitz einer Beteiligung. Sie haben eine hochspekulative Anlage erwischt, die das Risiko des Totalausfalls als Möglichkeit mit sich bringt. Sein Fazit lautet: „Dies ist ein Schneeballsystem“. Mit dem fadenscheinigen Modell der denkmalgeschützten ehemaligen Sozialwohnungen in Hanau und anderen heruntergekommenen Immobilien überall werden riesige Gewinne gemacht, aber nicht im Sinne des ehrbaren Kaufmanns; es wird Anlagebetrug getrieben.

Im Fall des Schneeballsystems werden die Zinszahlungen vornehmlich mit weiteren an Land gezogenen Geschäften bedient, nicht aber aus dem beständigen Erfolg getätigter Investitionen. Viele Verträge bestehen nicht bis zum Ende der Laufzeit. Das führt dazu, dass die Forderungen (Zinsen, Sachkosten, Löhne, Mieten, Provisionen und einsetzende Rentenansprüche) die Einnahmen zu einem absehbaren Zeitpunkt übersteigen und das Finanzgebilde kollabieren lassen.

Davon durfte der Sender HR aber nicht sprechen, das wurde ihm anwaltlich mitgeteilt. Es gebe keine Liquiditätsprobleme. Eineinhalb Jahre nach dem ersten Bericht über einen sich anbahnenden Skandal und erfolgtem Zusammenbruch beantragt Dolphin dann doch die Insolvenz. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt. Anwalt Peter Mattis meint, man hätte schon vor Jahren die Notbremse ziehen müssen. Wie bei einem langjährigen Ladendieb habe man Leute die Milliarden einsammeln lassen.

Foto © HR
Info:
Kapitalismusstudie: ‚Abzocke auf dem Wohnungsmarkt · Die Machenschaften der Immobilienkonzerne‘, HR, defacto, 19.09.2020

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