,Zu spät erkannt: Geldwäsche-Industrie zugunsten von Oligarchen – Mafiosi und Gewinnlern aus dunklen Geschäften, Teil 1/4
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Selbst gestandene Vertreter der kapitalistischen Orthodoxie, die es sich aber nicht nehmen lassen, die laufenden Skandale des Kapitalismus kritisch in Augenschein zu nehmen, sagen jetzt: nach der großen Finanzkrise von 2008 hätten bereits Schlüsse hinsichtlich des weiteren Fortbestands und der Legitimation des Kapitalismus gezogen werden müssen.
2008 ist die Weltökonomie haarscharf am Kollaps vorbeigeschlittert
Das damalige abgrundtief boshafte Geschehen, das kleine Hausbesitzer im Subprime-Immobilien-Crash aus der Bahn geworfen hat, indem es sie verleitete, ihre Bruchbuden zu beleihen, wurde nicht aufgearbeitet. Schnell ging es zur Tagesordnung über.
Die Politik wurde damals in schnell fabrizierten Buchausgaben der bereitstehenden Kommentatoren- und Kommentatorinnen-Industrie als ahnungslos und naiv erkannt. Es lässt sich seither kaum mehr leugnen: in immer kürzeren Abständen folgen die Krisen des Kapitalismus aufeinander. Das bereitet den Ländern auf Dauer den Human-Gau, da die Rechtspopulisten und Demagogen darin ihr Fressen finden. Die Bosheit des Kapitalismus wird besonders auffällig, wenn die treuesten Mieterinnen und Mieter durch seelischen und physischen Terror des neuen Vermieters oder eines durch die Politik ins Spiel gebrachten Wohnungsbaukonzerns entmietet werden oder ihnen die Miete nahezu verdoppelt wird, weil auch eine konzernfreundliche Gesetzgebung das möglich gemacht hat.
In der Umweltkrise ballt sich die wohl ursächlichste Krise des Kapitalismus zusammen, denn im Verhältnis zu Menschen, Tieren und der Umwelt ist dieser von Haus aus gleichgültig. Das wurde schon von den Wirtschaftsweisen angemahnt, die in diesem Betracht mehr Engagement eingefordert haben. Die Selbstzerstörung hat schon manche Hochkultur die Existenz gekostet. Aber auf die Wissenschaft wird in wirtschaftlichen Kreisen ebenso wenig gehört wie in den vielgeschmähten bildungsfernen Schichten.
Der Lattenzaun der Krisen wird immer dichter und bunter. Cum-ex (noch lange nicht ausgestanden), Betrug mit Umsatzsteuer oder Missbrauch mit Emissionszertifikaten, der Skandal um Wirecard (1,9 Mrd. sind nicht zu belegen), das Geschäftsmodell Geldwäsche, bei dem die Commerzbank jahrelang Milliarden verschoben hat (Geld von Oligarchen, Mafiosi, dunklen Geschäftemachern und Geldwäschern). Auch andere Banken wie JP Morgan, HSBC und die Deutsche Bank finden sich in den FinCEN-Files des Journalisten-Netzwerks ICIJ in Tätereigenschaft.
Hiermit ans Licht gekommene Dokumente eines Untersuchungsausschusses der US-Finanzbehörde wurden an Buzzfeed-News geleakt, die seit Mai 2019 in Journalisten-Kreisen zum Belegmaterial für die Erkundung des Riesenskandals um fragwürdige Geschäfte wurden, die längst den zuständigen Behörden gemeldet hätten werden müssen. Denn es gab vertrauliche Verdachtsberichte in den ‚Suspicious Activity Reports‘ der US-Finanzaufsicht.
Unsere Frankfurter Politik hat kein Problem damit, Geldwäschekreisen in Form von Luxusbleiben eine Heimstatt zu geben. Sie zieht sie geradezu an wie Motten. Wie lange müssen wir uns das noch ansehen? – Wertvolle Grundstücke werden nicht mit sozialem Wohnbau überbaut, sondern von der kommunalen Politik Kriegs- und dubiose-Geschäfte-Profiteuren aus Aller-Herren-Despoten-Ländern übereignet. Die Stadt Wien legt solche Kreise an die Kette, wenn sie Bauprojekte regulierend begleitet. Sie hat es darauf angelegt, die Schrauben anzuziehen. Wir kommen im letzten Teil darauf zurück.
Das Ahlener Programm der CDU von 1947 begann mit den Worten:
„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen“.
Wer in der CDU möchte davon wohl noch hören?
Eine kommende Gesellschaft muss, vom Ansatz her, auf Gegenseitigkeit aller zivilen gesellschaftlichen Kräfte beruhen oder sie wird im Desaster enden. Außerhalb der menschenrechtlichen und umweltgerechten Zivilität darf es kein Vertun mehr geben. Kapitalismus und Despotismus haben keine Zukunft. Der Kapitalismus ist zum Krieg gegen die Natur geworden.
Kapitalismus ist eigentlich Patriarchat. Als solcher ist er von Fridays für Future erkannt worden. Auch wenn Frauen in ihm mitmischen, imitieren sie doch häufig das Patriarchat. Derjenige, der klassischerweise etwas unternimmt, versteht sich üblicherweise umgehend als Patriarch der Wirtschaft. Und der Gesellschaft, seltsamerweise. Und genau darin liegt eine Fehlkonstruktion begründet. Aus dem Dunst des Patriarchats muss erstmal herausgetreten werden, bevor etwas Heilsames zustande kommen kann. Das entfesselte Unternehmertum auf Kosten, von Menschen, Tieren und Biossphären muss gestoppt werden.
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Info:
Kapitalismus außer Kontrolle (2) handelt von Dolphin Capital und Vonovia Immobilien
Die Teile der Serie in WELTEXPRESSO
1. Kapitalismus außer Kontrolle mit Geldwäsche
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/20052-kapitalismus-ausser-kontrolle-mit-geldwaesche
2. Kapitalismus außer Kontrolle mit falscher Versprechung
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/20053-kapitalismus-ausser-kontrolle-mit-falscher-versprechung
3. Kapitalismus außer Kontrolle per Konzession der Politik
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/20068-kapitalismus-ausser-kontrolle-per-konzession-der-politik
4. Wie Wien gegen den unkontrollierten Kapitalismus hält
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/20069-wie-wien-gegen-den-unkontrollierten-kapitalismus-haelt