Redaktion tachles
Tel Aviv (Weltexpresso) - Benny Gantz sieht eine Möglichkeit für die Verbesserung der Beziehungen mit Libanon.
Anfang Oktober trafen sich eine israelische und eine libanesische Delegation zu ersten Gesprächen in einem Militärlager der UNIFIL-Truppen der UN in der südlibanesischen Stadt Nakura. Es geht um die Frage, wo genau die Meeresgrenze zwischen Libanon und Israel verläuft.
Der Hintergrund: in dem umstrittenen Gebiet befinden sich wertvolle Gasvorkommen, die beide Ländern ausbeuten möchten. Nach 30 Jahren sind dies die ersten direkten Gespräche zwischen beiden Ländern, immerhin. Israels Verteidigungsminister Benny Gantz ist allerdings überzeugt, dies könnte der Auftakt zu mehr sein.
Er besuchte gestern eine Militärübung in Nordisrael und sagte dort, dass er «positive Stimmen» aus dem Libanon höre, dass «Frieden und Beziehungen mit Israel» möglich seien. Die libanesische Bevölkerung müsse wissen, dass die Hizbollah auch für sie ein Problem darstelle. Denn falls diese schiitische Miliz Israel angreife, würde der Libanon den Preis dafür bezahlen.
Doch solange die Hizbollah im Nachbarland politisch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat, sind die Aussichten auf einen Friedensvertrag gleich Null. Die libanesische Gesellschaft müsste erst einmal dafür sorgen, dass die Hizbollah nichts mehr zu sagen hat im eigenen Land. Und das ist im Augenblick kaum vorstellbar. Dass es Libanesen gibt, die sich Frieden mit Israel vorstellen können? Gewiss, doch der Optimismus von Gantz ist wohl mehr Wunschdenken denn Realität.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 28. Oktober 2020
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 28. Oktober 2020