Yves Kugelmann
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Nach Berlin öffnet das neu renovierte Jüdische Museum in Frankfurt (tachles berichtete). Im jüdischen Museum Hohenems thematisiert eine faszinierende Ausstellung «Die letzten Europäer». Der jüdische Kulturverein Omanut präsentiert in der Schweiz ein hervorragendes Herbst- und Winterpgrogramm. Die Pandemie schlägt weiter zu, wirft kulturelle, gesellschaftliche und andere Entwicklungen immer wieder zurück – aber wird sie nicht stoppen. Ein Rassist soll neuer Direktor der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem werden.
Jüdische Familien und Schulen – wie alle anderen auch – leiden unter dem Corona-Alltag, der zur grössten Mortalität bedingt durch ein Einzelereignis innerhalb der jüdischen Gemeinschaft seit dem Zweiten Weltkrieg führt. Die demographische Entwicklung der messbaren jüdischen Gemeinschaft stagniert (tachles berichtete). Israels korrupte Politikelite hat sich längst assimiliert und riskiert Israels wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zerfall mit nationalistischem Einschlag. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) hält eine Delegiertenversammlung ab, ohne auf die Pandemie einzugehen.
Jüdische Gemeinden in Europa müssen wieder in den Lockdown, Schulen, Gottesdienste, gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen werden massiv reduziert oder gar unmöglich. Jüdische Altersheime, Fürsorgestellen, Behindertenheime, jüdische Gemeinschaften ohne privilegierte Infrastruktur etwa in Osteuropa kämpfen um ihre Existenz.
Rechtsextremismus breitet sich weltweit aus, massiv gefördert durch populistische Regime. Der amerikanische Wahlkampf des Wahnsinns überschreitet täglich Grenzen von Anstand, Recht, Verfassung, Demokratie und Respekt vor der Menschenwürde. Die ökologische Katastrophe indessen, Menschen auf der Flucht, Kriegshandlungen weltweit rutschen in der Prioritätenliste nach hinten.
Die Gesellschaft dämmert in der Corona-Lethargie mit ungeachteten psychologischen Konsequenzen vor sich hin. Debatte war mal. Die so brillante Disziplin kritischen Denkens der Freiheit wird zurückgedrängt durch ideologische und konspirative Bewegungen. Und überall lauern Gefahren für die schwachen Glieder einer Gesellschaft, für Minderheiten, für nicht Privilegierte. Presse und Wissenschaft erfahren immer mehr Ablehnung gerade dort, wo sie unideologisch in kritischer Tradition argumentieren. Der Herbst ist milde – doch der Winter mit Gesellschaften und Institutionen im Stresstest wird herausfordernd. Alles Schweigen und Sanktionieren allerdings wird nicht helfen.
Foto:
©srf.c
Info:
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 30. Oktober 2020
Jüdische Gemeinden in Europa müssen wieder in den Lockdown, Schulen, Gottesdienste, gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen werden massiv reduziert oder gar unmöglich. Jüdische Altersheime, Fürsorgestellen, Behindertenheime, jüdische Gemeinschaften ohne privilegierte Infrastruktur etwa in Osteuropa kämpfen um ihre Existenz.
Rechtsextremismus breitet sich weltweit aus, massiv gefördert durch populistische Regime. Der amerikanische Wahlkampf des Wahnsinns überschreitet täglich Grenzen von Anstand, Recht, Verfassung, Demokratie und Respekt vor der Menschenwürde. Die ökologische Katastrophe indessen, Menschen auf der Flucht, Kriegshandlungen weltweit rutschen in der Prioritätenliste nach hinten.
Die Gesellschaft dämmert in der Corona-Lethargie mit ungeachteten psychologischen Konsequenzen vor sich hin. Debatte war mal. Die so brillante Disziplin kritischen Denkens der Freiheit wird zurückgedrängt durch ideologische und konspirative Bewegungen. Und überall lauern Gefahren für die schwachen Glieder einer Gesellschaft, für Minderheiten, für nicht Privilegierte. Presse und Wissenschaft erfahren immer mehr Ablehnung gerade dort, wo sie unideologisch in kritischer Tradition argumentieren. Der Herbst ist milde – doch der Winter mit Gesellschaften und Institutionen im Stresstest wird herausfordernd. Alles Schweigen und Sanktionieren allerdings wird nicht helfen.
Foto:
©srf.c
Info:
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 30. Oktober 2020