Germans to the front ... und wie Karl M. den „Trumpismus“ voraussah

Nienburg/Weser (Weltexpresso) – Am 27. Juli 1900 hielt Kaiser Wilhelm II. in Bremerhaven die berüchtigte „Hunnenrede“ anlässlich der Verabschiedung des deutschen Ostasiatischen Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxeraufstandes im Kaiserreich China: „Kommt ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer euch in die Hände fällt, sei euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen lässt, so möge der Name Deutscher in China auf 1000 Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, dass es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!“

1881 hatte Joseph Kürschner in Stuttgart die Redaktion der Monatsschrift „Vom Fels zum Meer“ übernommen. 1901 gab er ein Buch heraus mit dem Titel: „China. Ein Denkmal den Streitern und der Weltpolitik. Schilderungen aus Leben und Geschichte, Krieg und Sieg“. Zuerst in Lieferungen einzelner Teile, dann als Sammelband in sehr prunkvoller Ausstattung verkauft, sollte es den Sieg der verbündeten Mächte im Chinesischen Boxeraufstand verherrlichen. Doch der von ihm ausgesuchte Autor machte nicht mit. Da das Werk von ihm in einzelnen Lieferungen abgegeben wurde, bemerkte Kürschner nicht sofort das „Kuckucksei“, forderte dann aber entweder eine Änderung, oder die Kürzung und den Abschluss des Werkes. Der Autor machte nicht mit. Der Herausgeber entschuldigte sich später im Vorwort bei seinen Lesern: „ ... hat einen etwas anderen Inhalt und Hintergrund erhalten, als ich geplant und erwartet hatte.

“ Was war passiert? Kürschner hatte nicht Karl Marx als Autor engagiert (der war ja schon 1883 in London gestorben) sondern Karl May! Von dem hatte er sich eine abenteuerliche Geschichte im Stile seiner Reiseerzählungen erhofft und wurde vom pazifistischen Inhalt völlig überrascht.

Bei WIKIPEDIA lesen wir: „Es gilt als sicher, dass Karl May mit voller Absicht das hurra-patriotische Werk konterkarieren wollte: 'Mit dieser Art von Gong habe ich nichts zu tun!' Seine Wertschätzung der alten Kultur Chinas hatte er schon in früheren Erzählungen gezeigt. Deshalb war er auch ein entschiedener Gegner des China-Feldzuges Deutschlands. Bertha von Suttner, die berühmte Friedensvertreterin (Die Waffen nieder!), war ihm seither sehr verbunden und besuchte ihn 1912 bei seinem letzten Auftritt in Wien in seinem Hotel.“



Für die Reihe der Gesammelten Werke Karl Mays im Karl-May-Verlag wurde der Roman 1922 durch den Katholiken Paul Rentschka und erneut 1938 durch den Nationalsozialisten Otto Eicke bearbeitet. Im Jahre 1958 führte Hans Wollschläger den Text wieder an die Urfassung bei Fehsenfeld heran.

Als Ich-Erzähler trifft Karl May in Kairo auf einen amerikanischen Missionar und dessen Tochter. Beim Hotel-Frühstück hört er, was dieser über seine Mission erzählt:
„Lass uns nur erst in China sein! Ich werde von Tempel zu Tempel ziehen und meine Stimme erschallen lassen, dass die Götzen, die rings an den Wänden hängen erzittern. ... Man wirft uns Amerikanern in neuerer Zeit Cäsarismus vor. Nun wohl, wir bekennen uns zu ihm. Und wie auf äußerem Gebiete, so wollen wir auch auf dem Gebiet des Glaubens Herrscher sein! Schau in die Weltgeschichte der neuen Zeit! Überall, wo eine Eroberung gemacht worden ist, sind ihr die Boten des Christentums vorausgegangen. Wir sind die kühnen Pioniere der geistlichen und infolgedessen auch der weltlichen Macht. Die Diplomatie der Vereinigten Staaten richtet schon seit einiger Zeit ihren Blick über den Stillen Ozean. Wir haben uns auf Inseln festgesetzt; es gilt, nun auch in China besser Position zu nehmen, als es bisher geschehen ist. Ich werde an dieser Aufgabe arbeiten und glaube, nicht der unrichtige Mann dafür zu sein!“ „Aber, Vater, Liebe, bitte, mehr Liebe musst du zeigen!“ „Bemühe dich nicht, klüger zu sein als dein Vater! Es haben die Tempel der Heiden in aller Welt zu fallen. Ihre Säulen müssen zerstört und ihre Mauern eingestürzt werden. Es darf keinen Allah und keinen Muhammed, keinen Zoroaster, keinen Brahma, keinen Confuzius und Menzius mehr geben!“

Karl May als früher Warner vor Kultur-Zerstörern?

Als Junge hatte ich viele seiner Bücher gelesen, damals in der DDR. Nach der Flucht der Familie wollte ich für eine Karl-May-Ausstellung in einem Bremer Gymnasium wissen, ob es im Elbe-Kurort Rathen noch die jährlichen Karl-May-Festspiele gab. Die Antwort kam per Post:





Grafik: KJS

© Klaus Jürgen Schmidt

Info: www.radiobridge.net/DDR-Teil1.html

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