Ein beispielloses Finale um das Amt des Präsidenten der USA : Donald Trump
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ja, ja, bis 20. Januar 2021 ist er noch im Amt, dieser Mensch, der, wäre er im normalen Leben, entweder in der Psychiatrie oder im Gefängnis gelandet wäre. Was noch kommen kann. So oder so. Unsereiner staunt dann schon, wie sich eine ganze Nation, die auf ihre Geschichte und ihre demokratischen Errungenschaften stolzen Vereinigten Staaten von Amerika, von einem solchen Typen in Geiselhaft nehmen läßt. Trotz der verlorenen Wahl.
Man ist wirklich hin- und hergerissen, in dem wahnhaften Verhalten des Noch-US-Präsidenten eine psychische Störung zu vermuten, oder aber seine Angst zu spüren, wie es ihm an den Kragen gehen wird, wenn er nach dem 20. Januar nur noch Ex-Präsident ist und die rund 30 Prozesse in Gang kommen, die bisher angehalten oder aufgeschoben wurden, weil Trump als Präsident immun gegen irdische Gerechtigkeit und Gerichtsbarkeit war. Wir wetten, daß er demnächst in geheime Verhandlungen mit Joe Biden einsteigen wird, um diesem einen Schutz vor der Justiz nach dem 20. Januar abzupressen gegen die Zusicherung, daß er von alleine das Weiße Haus verläßt. Hoffentlich läßt sich der zukünftige Präsident auf einen solchen Kuhhandel nicht ein, denn das wäre der Anfang vom Ende der Glaubwürdigkeit, daß wieder Anstand und Moral als Grundvoraussetzung politischen Handelns in den USA stattfindet.
Zu Trump gleich mehr. Über diesen Harlekin und Hochstapler, der Präsident spielte und immer noch spielt, darf man nicht vergessen, wie leicht ihm das gemacht wurde, was für alle Zeiten Hans Christian Andersen mit DES KAISERS NEUE KLEIDER doch schon aufgezeigt hatte: hier ist Kaiser und Betrüger, der ihm neue Kleider verspricht, bei Trump in einer Person vereint, und das Volk, zumindest die Mehrheit, lacht und lacht, in Amerika weint es und weint es, aber die Hofschranzen, die tun seit vier Jahren so, als ob er Kleider anhätte, dabei ist er nackt und bloß. Das direkte Umfeld von Trump und die führenden Republikaner, die ihn doch in aller, auch in Trumps eigenen Interesse mit der Wahrheit konfrontieren und ihm diese ins Gesicht sagen müßten, entblöden sich nicht, ihre so unwürdige Untertänigkeit fortzusetzen und bestärken den Verlierer Trump in seinem Wahn, gewonnen zu haben, weil ihm doch die Wahl gestohlen worden sei. Wenn an der Person Donald Trump irgendetwas bedeutend wäre, dann hätte dieses Desaster durchaus Anklänge an griechische Tragödien. Gleichwohl ist es nur peinlich und unerhört, wenn der derzeit mächtigste Mann der westlichen Welt wie ein trotziges Kleinkind agiert, der Mann, der mit dem sogenannten roten Knopf Atomwaffen einsetzen kann. Der rote Knopf ist ein nuklearer Keks (nuclear biscuit), eine Plastikkarte wie die Kreditkarten, auf der sich die Atomcodes befinden, mit denen ein Atomschlag in Gang gesetzt wird. Die Vorstellung, daß dieser die Wirklichkeit offenbar nicht wahrnehmende Mann, bzw. der diesen Mann spielt, über Wohl und Wehe der Welt entscheiden kann, macht nun wirklich Angst.
Jetzt aber geht es um die Angst des Donald Trump, was ihn nach der Präsidentschaft erwartet, weshalb er diese auf Teufel komm raus nicht aufgeben will. Es gibt mehrere Seiten im Internet, die seine Schandtaten zusammenfassen und das jeweilige Strafmaß für diese Verbrechen angeben. Wir orientieren uns an:
https://web.de/magazine/politik/wahlen/us-wahl/klagen-klagen-prozesse-drohen-trump-amtszeit-35251562
wo ein Thomas Fritz die kommenden Verfahren anspricht, was die New York Times auf 30 Verfahren zusammenfaßt: zwölf Untersuchungen des Kongresses, zehn Verfahren auf Bundesebene und acht auf Ebene der einzelnen Bundesstaaten.
Der Überblick weist dann auf:
JUSTIZBEHINDERUNG
VERUNTREUUNG VON SPENDENGELDERN, bzw. Verstoß gegen Regeln zur Wahlkampffinanzierung
GELDWÄSCHE
STEUERHINTERZIEHUNG UND STEUERBETRUG
BETRUG
SCHADENSERSATZKLAGE
VERSTOß GEGEN VERGÜTUNGSREGELN
SEXUELLE BELÄSTIGUNG UND VERGEWALTIGUNG
VERLEUMDUNG
KÖRPERVERLETZUNG
Von den meisten Vorgängen haben wir im Lauf der Jahre erfahren. Und die meisten sind viel schlimmer als der Vorgang – oben in der zweiten Position – der aufzeigt, wie Trump als Präsident in die eigene Tasche gewirtschaftet hat: „Eine Anklage droht Trump zudem von der Staatsanwalt von Washington D.C. Die Behörde ermittelt, weil er zum Amtsantritt 2017 seine gesamte Entourage im örtlichen Trump Hotel untergebracht hatte. Laut dem Fernsehsender NBC sei die Beherbung mit Wahlkampfspenden bezahlt worden. Die Rechnung in Höhe von mehr als einer Millionen Dollar, die sich Trump sozusagen selbst geschrieben hat, sei völlig überhöht gewesen.“ Das sind nur die läßlichen Sünden.
Die Geschichte der USA und auch die ihrer Präsidenten läßt sich nicht mit Maßstäben eines Mädchenpensionats messen. Aber auch bei wohlwollender Betrachtung, daß Politik leicht zum schmutzigen Geschäft verführt, läßt sich diese Ansammlung von kriminellen Taten, bzw. Tatvorwürfen mit nichts vergleichen, was jemals da war. „Trump selbst witzelte einmal darüber, dass er das Land nach einer Wahlniederlage womöglich verlassen müsse. Womöglich ein gar nicht so abwegiges Szenario.“, heißt es in diesem Artikel, der auch auf potentielle Begnadigungen von Biden anspielt, die allerdings nur auf der Ebene der Bundesgerichtsbarkeit möglich wären.
Das erklärt zumindest dieses von Trump inszenierte Possenspiel von einer Seite her, die den gegenwärtigen Präsidenten eindeutig als Kriminellen zeigt, was seinen 71 Millionen Wählern wohl egal ist, von denen, heißt es, rund 70 Prozent seiner Meinung zustimmen, daß ihm seine Wiederwahl gestohlen worden sei.
Eine schwere Bürde für den kommenden Präsidenten Joe Biden. Allerdings dann auch wieder leichtes Spiel. Was Trump, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten an Unheil angerichtet hat, ist so gewaltig, daß es jeder Nachfolger nur besser machen kann. Und obwohl mir nicht liegt, nur Berufspolitiker als positiv herauszuheben, muß man dann doch froh sein, daß jetzt ein politisch erfahrener Mann an die Machthebel gelangt, der, das wird derzeit in vielen Berichten deutlich, sich detailliert auskennt in der Weltpolitik und gleich positive Zeichen setzt, wenn er z.B. die Militärhilfe für Saudi-Arabien sofort aussetzen will, damit der Bruderkrieg im Jemen nicht weiter von dort aus betrieben werden kann. Auch, daß er den Mord an Jamal Khashoggi, einem saudischen Dissidenten, Journalisten und Kolumnisten der Washington Post, ehemaliger General Manager und Chefredakteur des Al-Arab News Channel, am 2. Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul extra erwähnt und davon spricht, daß dieser nicht vergessen ist und auch nicht sein Urheber, ist eine politische Aussage der Vereinigten Staaten, die lange nicht so deutlich zu hören war.
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