Redaktion tachles
New York (Weltexpresso) - In anderthalb Wochen endet die fünfjährige bedingte Haftentlassung des israelischen Spions Jonathan Pollard in den USA. Die Behörden könnten die Frist jedoch verlängern, wenn nicht der noch amtierende Präsident Donald Trump Pollard begnadigt. Und genau das könnte jetzt geschehen, mutmassen israelische Medien. Israels Premier Binyamin Netanyahu könnte seinen Freund im Weissen Haus genau darum bitten.
Sollte Trump darauf eingehen, dann wäre das ein unglaublicher Scoop und Triumpf für Netanyahu. Trump hätte sich dann endgültig als Liebling Zions in die Annalen der israelischen Geschichte eingetragen. Jonathan Pollard war 1987 wegen Spionage für Israel zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe in den USA verurteilt worden. Bis 2015 blieb er in Haft, danach kam die bedingte Haftentlassung mit strengen Auflagen wie etwa einer elektronischen Fussfessel. Immer wieder hatten israelische Politiker die USA gebeten, Pollard endlich freizulassen. Vergeblich.
Die Vereinigten Staaten waren wütend, dass ihr Verbündeter es gewagt hatte, gegen sie als Protégé Israels zu spionieren. Schon Jitzhak Rabin hatte sich für die Freilassung Pollards eingesetzt. Doch alle Präsidenten, von Bill Clinton über George W. Bush bis Barack Obama waren strikt dagegen. Pollard, ein US-Bürger, der später die israelische Staatsangehörigkeit erhielt, war seit 1979 Nachrichtenoffizier bei der US-Marine. Er hat amerikanische Geheiminformationen an Israel, und möglicherweise auch an Pakistan weitergegeben. Für die USA ist er ein Verräter, in Israel wird er von der Rechten als Held und Patriot verehrt.
Foto:
Jonathan Polard auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2015
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 12. November 2020
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 12. November 2020