Klaus Philipp Mertens
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zur Strategie der Neuen Rechten gehört es, ihre Ablehnung der demokratischen Ordnung mit Bildern und verkürzten Aussagen von Widerstandskämpfern gegen das Nazi-Regime zu kaschieren.
Der Sammlung von Identitären, Pegida, Querfront und AfD ist dabei keine Perversion geschmacklos genug; immer wieder fallen ihnen noch Steigerungen des Unsäglichen ein. Und so zitieren sie sinnentstellend aus Flugblättern der „Weißen Rose“, kopieren das Bild von Sophie Scholl in ihre Pamphlete und missbrauchen auch Dietrich Bonhoeffer für ihre völkischen Umsturzpläne.
Die Protestbewegung "Fridays for Future" wurde mit der Hitler-Jugend gleichgesetzt; ihre Initiatorin Greta Thunberg auf Fotomontagen in der Uniform des "Bundes Deutscher Mädel" dargestellt. Das rechtsradikale Magazin "Compact" wartete 2019 mit einem Titelbild auf, das den NS-Reichsadler zeigte, der auf dem Logo der Grünen thronte. Die Schlagzeile verwies auf ihren Ursprung, nämlich auf Goebbels Giftküche: "Kein Volk, kein Reich, kein Diesel - die Öko-Diktatur der Grünen".
Der neueste Spross dieses Morastes ist die Querdenken-Bewegung, die sich vor allem aus Corona-Leugnern und Verschwörungsideologen speist. Und da man von gleicher Dummheit ist, verwunderte es nicht wirklich, als eine ungebildete Göre, die sich „Jana aus Kassel“ nannte, ihre Verachtung von Covid-19-Kranken mit der Zivilcourage von Sophie Scholl verglich („Ich fühle mich wie Sophie Scholl, weil ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin."). Oder als eine Elfjährige in Karlsruhe die Kontaktbeschränkungen mit dem Versteck Anne Franks gleichsetzte. In verleumderischer Absicht wurde der Schutz vor Corona mit der Flucht vor NS-Schergen auf eine Stufe gestellt. Da haben ganz offensichtlich Eltern versagt, möglicherweise auch Schulen, vielleicht sogar die gesamte demokratische Öffentlichkeit.
Bereits auf vorangegangenen "Querdenken"-Demonstrationen waren rassistische Symbole aus der Zeit des Nationalsozialismus aufgefallen. Etwa ein gelber Davidstern mit der Aufschrift "ungeimpft", im Dritten Reich lautete die Inschrift "Jude".
Doch mich verwundert, dass sich der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, anscheinend zum ersten Mal mit solcher Propaganda konfrontiert sieht. Denn seit mindestens fünf Jahren, zeitlich parallel zu den ersten Flüchtlingsströmen aus Syrien, werden Bürger, die sich öffentlich gegen den wiederbelebten Faschismus zu Wort melden, aus blau-braunen Ecken bedroht und mit Hass übersät. Und immer wieder sind die Schmähschriften mit Porträts von Sophie Scholl und willkürlich aus dem Zusammenhang gerissenen Flugblatttexten der „Weißen Rose“ illustriert. Hunderte von Bedrohten wehren sich mit Strafanträgen gegen solche Einschüchterungsversuche. Melden das die Staatsanwaltschaften nicht nach „oben“ in die Justizministerien? Veranlassen diese Vorgänge den Verfassungsschutz möglicherweise sogar dazu, das rechte Auge völlig zu schließen?
Samuel Salzborn, der Antisemitismusbeauftragte des Landes Berlin, sagte in einem Interview mit der ARD, dass solche NS-Vergleiche, wie man sie zuletzt bei Corona-Leugnern sehen konnte, eine Doppelfunktion erfüllten. In ihrem Zentrum stehe eine antisemitische Täter-Opfer-Umkehr. Es handele sich um eine geschichtsrevisionistische Relativierung der Shoah, bei der die antisemitische Vernichtungspolitik auf infame Weise instrumentalisiert werde. Mit Blick auf die Gegenwart phantasierten sich die Verschwörungsgläubigen in eine Opferrolle, die die demokratische Politik dämonisieren und delegitimieren solle.
Foto:
Aus dem Droh- und Hassbrief eines AfD-Sympathisanten an den Autor
© KPM
Die Protestbewegung "Fridays for Future" wurde mit der Hitler-Jugend gleichgesetzt; ihre Initiatorin Greta Thunberg auf Fotomontagen in der Uniform des "Bundes Deutscher Mädel" dargestellt. Das rechtsradikale Magazin "Compact" wartete 2019 mit einem Titelbild auf, das den NS-Reichsadler zeigte, der auf dem Logo der Grünen thronte. Die Schlagzeile verwies auf ihren Ursprung, nämlich auf Goebbels Giftküche: "Kein Volk, kein Reich, kein Diesel - die Öko-Diktatur der Grünen".
Der neueste Spross dieses Morastes ist die Querdenken-Bewegung, die sich vor allem aus Corona-Leugnern und Verschwörungsideologen speist. Und da man von gleicher Dummheit ist, verwunderte es nicht wirklich, als eine ungebildete Göre, die sich „Jana aus Kassel“ nannte, ihre Verachtung von Covid-19-Kranken mit der Zivilcourage von Sophie Scholl verglich („Ich fühle mich wie Sophie Scholl, weil ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin."). Oder als eine Elfjährige in Karlsruhe die Kontaktbeschränkungen mit dem Versteck Anne Franks gleichsetzte. In verleumderischer Absicht wurde der Schutz vor Corona mit der Flucht vor NS-Schergen auf eine Stufe gestellt. Da haben ganz offensichtlich Eltern versagt, möglicherweise auch Schulen, vielleicht sogar die gesamte demokratische Öffentlichkeit.
Bereits auf vorangegangenen "Querdenken"-Demonstrationen waren rassistische Symbole aus der Zeit des Nationalsozialismus aufgefallen. Etwa ein gelber Davidstern mit der Aufschrift "ungeimpft", im Dritten Reich lautete die Inschrift "Jude".
Doch mich verwundert, dass sich der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, anscheinend zum ersten Mal mit solcher Propaganda konfrontiert sieht. Denn seit mindestens fünf Jahren, zeitlich parallel zu den ersten Flüchtlingsströmen aus Syrien, werden Bürger, die sich öffentlich gegen den wiederbelebten Faschismus zu Wort melden, aus blau-braunen Ecken bedroht und mit Hass übersät. Und immer wieder sind die Schmähschriften mit Porträts von Sophie Scholl und willkürlich aus dem Zusammenhang gerissenen Flugblatttexten der „Weißen Rose“ illustriert. Hunderte von Bedrohten wehren sich mit Strafanträgen gegen solche Einschüchterungsversuche. Melden das die Staatsanwaltschaften nicht nach „oben“ in die Justizministerien? Veranlassen diese Vorgänge den Verfassungsschutz möglicherweise sogar dazu, das rechte Auge völlig zu schließen?
Samuel Salzborn, der Antisemitismusbeauftragte des Landes Berlin, sagte in einem Interview mit der ARD, dass solche NS-Vergleiche, wie man sie zuletzt bei Corona-Leugnern sehen konnte, eine Doppelfunktion erfüllten. In ihrem Zentrum stehe eine antisemitische Täter-Opfer-Umkehr. Es handele sich um eine geschichtsrevisionistische Relativierung der Shoah, bei der die antisemitische Vernichtungspolitik auf infame Weise instrumentalisiert werde. Mit Blick auf die Gegenwart phantasierten sich die Verschwörungsgläubigen in eine Opferrolle, die die demokratische Politik dämonisieren und delegitimieren solle.
Foto:
Aus dem Droh- und Hassbrief eines AfD-Sympathisanten an den Autor
© KPM