Redaktion tachles
Basel (Weltexpresso) - In einem Meinungsbeitrag für die israelische Zeitung «Haaretz» stellt Hannah Lebovits, eine chassidische Jüdin und Assistant Professor an der Universität von Texas, eine wichtige Frage: Kann sich die orthodoxe jüdische Gemeinschaft in den USA von Donald Trump lösen? Gerade die Orthodoxie hatte Trump umarmt und seine Politik, insbesondere was Israel betrifft, stets gutgeheißen.
Doch nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington, sind die Frommen jetzt dabei, «cheshbon nefesh», also Seelensuche zu betreiben und sich zu fragen, ob sie richtig gehandelt haben, Trump als Retter des jüdischen Volkes zu sehen. Um sich aus den Klauen des «Trumpismus» zu befreien, so Lebovits, müsste viel geschehen. Der moralische Kompass müsste neu kalibriert werden.
Immerhin haben einige orthodoxe Gruppierungen eine Erklärung abgegeben, dass sie die Stürmung des Kapitols verurteilen würden. Doch wie soll ein echter Wandel geschehen können, fragt Lebovits. Sie schlägt radikale Veränderungen innerhalb der orthodoxen Organisationen vor. Dafür will sie vor allem, dass die einzelnen Organisationen ihre Netzwerke ausbauen, damit sich Einzelpersonen verbunden und vor allem verantwortlich fühlen für das, was die jeweilige Gruppierung sagt oder tut.
Doch die großen Organisationen des orthodoxen Judentums kümmern sich auch nach dem 6. Januar um nichts. Sie bilden keine Task Forces, schaffen keine Schiurim, in denen das Geschehene aufgearbeitet wird, ja, sie schicken nicht einmal Infos mit Angaben, wie es nun weitergehen soll. Dennoch hat Lebovits Hoffnung. Denn die Pandemie hat auch die orthodoxen Gemeinschaften gezwungen, verbindende Strukturen zu entwickeln, um mit der Situation fertig zu werden. Diese müsste man nun nutzen, um ein wahres «Umdenken» einzuleiten und durchzusetzen. Doch bis dahin ist noch ein langer Weg.
Foto:
Die jüdische Orthodoxie in den USA blickt angespannt auf das Leben nach Trump
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 14.1. 2021
Doch die großen Organisationen des orthodoxen Judentums kümmern sich auch nach dem 6. Januar um nichts. Sie bilden keine Task Forces, schaffen keine Schiurim, in denen das Geschehene aufgearbeitet wird, ja, sie schicken nicht einmal Infos mit Angaben, wie es nun weitergehen soll. Dennoch hat Lebovits Hoffnung. Denn die Pandemie hat auch die orthodoxen Gemeinschaften gezwungen, verbindende Strukturen zu entwickeln, um mit der Situation fertig zu werden. Diese müsste man nun nutzen, um ein wahres «Umdenken» einzuleiten und durchzusetzen. Doch bis dahin ist noch ein langer Weg.
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Die jüdische Orthodoxie in den USA blickt angespannt auf das Leben nach Trump
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 14.1. 2021