Gedenkveranstaltung Holocaust Stephan Siegler Peter Feldmann copyright Stadt Frankfurt am Main Salome RoesslerOberbürgermeister Feldmann: Stadt gedenkt der Befreiung von Auschwitz

Roswitha Cousin

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Stadt Frankfurt hat am Mittwoch, 27. Januar, der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 76 Jahren gedacht. Dieser Tag ist seit 1996 ein gesetzlich verankerter Gedenktag. Er ist in Deutschland ein Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus. Seit dem Jahr 2006 ist es auch der Internationale Tag des Gedenkens an die Holocaustopfer. Beides ist wichtig, denn der deutsche Gedenktag geht über die KZs hinaus und richtet sich auch gegen die Verfolgung und Ermordung von Gegnern des Nationalsozialismus, die aktiv Widerstand leisteten, unter denen vor allem der kommunistische Widerstand die meisten menschlichen Opfer forderte.

Gedenkveranstaltung Holocaust Paulsplatz Oberbuergermeisterl Peter Feldmann copyright Stadt Frankfurt am Main Salome RoesslerDie Veranstaltung fand in kleinem Rahmen unter Einhaltung der Corona-Abstandsregeln unter freiem Himmel am Mahnmal für die Opfer des nationalsozialistischen Terrors an der Paulskirche statt. In anderen Jahren wurde zuvor in der Paulskirche zu einem speziellen Thema innerhalb der nationalsozialistischen Verfolgung gesprochen und noch lebende Widerständler geehrt. Danach ging man gemeinsam zur Ecke der Paulskirche, wo an ihrer Wand das Denkmal mit den Namen der Vernichtungslager steht. Das ist auf den Bildern zu sehen.

In seiner Rede rief Oberbürgermeister Peter Feldmann die Bedeutung des Tages in Erinnerung, als die Rote Armee Auschwitz erreichte. Dort ermordeten die Nationalsozialisten zwischen 1941 und 1945 insgesamt 1,1 Millionen Menschen. „Auschwitz ist die Chiffre für den Zivilisationsbruch der systematischen Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden in Europa“, sagte das Stadtoberhaupt. Feldmann rief dazu auf, das Andenken der Opfer zu bewahren und stellte deutliche Bezüge zur Gegenwart her. „Es ist unsere Verpflichtung, Gedenkveranstaltung Holocaust Paulsplatz Generalkonsul Jakub Wawrzyniak copyright Stadt Frankfurt am Main Salome Roesslerden Hass zu besiegen und die Erinnerung zu gestalten“, betonte das Stadtoberhaupt.

An der Feier nahm auch der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak  (rechts) aus Köln teil. Er sagte: „Unsere Worte werden niemals die Hölle oder das Grauen beschreiben können. Unsere Worte werden niemals dem Leid und dem Schmerz gerecht. Doch das stille Gedenken ist auch keine Option: die Wahrheit über den Holocaust darf nicht sterben! “ Auch dürfe sie weder verzerrt noch in irgendeinem Sinne instrumentalisiert werden. „Damit nichts dergleichen wieder passiert“, unterstrich Wawrzyniak. Er erwähnte dabei auch die Frankfurter Gedenkstätte KZ-Katzbach bei den ehemaligen Adlerwerken im Gallus. Die meisten der dortigen Zwangsarbeiter waren Aufständische des Warschauer Aufstandes 1944. Viele starben an den unmenschlichen Bedingungen dort.

Feldmann unterstrich die Notwendigkeit eines gegenwartsbezogenen Erinnerns mit mehreren aktuellen Beispielen. „Zynische Vergleiche von Verschwörungstheoretikern, Aluhutträgern und Neonazis zwischen der heutigen Zeit und dem nationalsozialistischen Terror“ zeigten, wie wichtig die Mahnung von Auschwitz sei. Gleiches gelte angesichts das Attentats auf die Synagoge in Halle und die Attacke auf einen Rabbiner in der Nachbarstadt Offenbach. Diesen Auswüchsen stehe jedoch die „Wehrhaftigkeit unserer Gesellschaft entgegen, die eine demokratische Friedensordnung in Abgrenzung von Auschwitz errichtet hat“, unterstrich Gedenkveranstaltung Holocaust Stephan Siegler Jakub Wawrzyniak Peter Feldmann copyright Stadt Frankfurt am Main Salome Roesslerdas Stadtoberhaupt.

Nach dem nationalsozialistischen Terror sei ein versöhntes, friedliches und geeintes Europa entstanden. Dies wäre ohne die „ausgestreckte Hand“ der Überlebenden von Auschwitz unmöglich gewesen, erklärte der Oberbürgermeister. Auch sei der Stadt und dem Land wieder „gewachsenes jüdisches Leben entstanden. „Das erfüllt uns mit großer Dankbarkeit“, sagte Feldmann. Diese werde anhalten, da der „unheilvollen Allianz von Neonazis, Impfgegnern und Fanatikern die Mehrheit gegenübersteht, die diese schwierigen Zeiten mit Verantwortungsbewusstsein meistert“, unterstrich das Stadtoberhaupt.

Für Wawrzyniak war die Teilnahme an der Gedenkstunde auch ein sehr persönlicher Moment. Denn seine Urgroßmutter wurde in Auschwitz vergast, der Großvater überlebte das Konzentrationslager Dachau, in dem auch Menschenversuche stattfanden. Die Großmutter war zur Zwangsarbeit in Süddeutschland interniert. „Dass sie sich dann in Bayern kennen- und lieben gelernt haben, bleibt der einzige Lichtblick dieser dunklen Zeit, erklärte Generalkonsul Wawrzymiak. Er betonte: „Das gemeinsame Gedenken bleibt für mich eine Herzensangelegenheit und meine Familiengeschichte nur stellvertretend für das grausame Schicksal der meisten Familien von Juden, Polen, Sinti und Roma und vielen anderen Völkern.“

Fotos:
Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler und Oberbürgermeister Peter Feldmann legen einen Kranz am Mahnmal auf dem Paulsplatz nieder
Oberbürgermeister Peter Feldmann spricht bei der Gedenkveranstaltung zu Befreiung von Auschwitz 
Der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak aus Köln spricht bei der Gedenkveranstaltung zu Befreiung von Auschwitz
Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler, der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak und Oberbürgermeister Peter Feldmann während der Gedenkveranstaltung zu Befreiung von Auschwitz am Mahnmal auf dem Paulsplatz 
alle Fotos©Stadt Frankfurt, Salome Roessler