Respekt t online.deDie Gegenwart zeigt: Die Hölle von Auschwitz feiert in manchen Köpfen ein Wiederbeleben

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zum 75. Gedenken an die Befreiung am 27 Januar 1945 der letzten noch lebenden, oftmals aber fast schon gestorbenen Opfer des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau konnte auch der diesjährige Wochentag der ungeheuerlichen Dramatik gemäß, die er widerspiegelt, mit allem Bedacht durchaus wieder zum Sprechen gebracht werden.

Diese Situation war in Anbetracht der Einschränkungen durch die Pandemie diesmal in ein verändertes Ambiente getaucht.

An den Worten des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann wurde während eines wilden Schneegestöbers neben der an die Paulskirche fest angebrachten mit heinzGedenkveranstaltung Holocaust Stephan Siegler Jakub Wawrzyniak Peter Feldmann copyright Stadt Frankfurt am Main Salome Roessler 1Gedenkstätte auch offenbar, dass die angemessenen Worte gar nicht recht zu finden oder besser gesagt: auszusprechen sind, da wir es als Nachgeborene schwer haben uns angemessen in Beziehung zu setzen, in Anbetracht des Entsetzlichen und Unvorstellbaren, das damals abgelaufen ist. Die Deutschen sind - historisch und national gesehen - das herausragendste Verbrechervolk, das je auf der Erde gelebt hat. Daran führt kein Weg mehr vorbei.

Es ist aber doch ein Kraut gegen das Unwesen gewachsen

Für Hegel-Kenner erscheint es naheliegend, auf den Gedanken zu kommen, dass zur Abwahl des Demagogen Trump doch so etwas wie ein Weltgeist dazwischengetreten ist. Es wäre dann nicht alles zu spät gewesen. Auch wohl dem Ernst der Weltlage entsprechend war den Wortbeiträgen des Oberbürgermeisters Peter Feldmann und auch des polnischen Generalkonsuls Jakub Wawrzyniak anzumerken, dass der Tag nicht zu einem irgendwie doch abgespulten Ereignis werden möge, was dadurch bedingt wäre, dass sich, wie gesagt, für das Ungeheuerliche nur schwer die angemessenen und mit Bedacht gesetzten Worte finden ließen. Auch solle der Ausdruck Heiliges Gedenken an die gemordeten Juden und die anderen Opfer durchaus in den Mund genommen werden. Insofern dürfte auch von den Angels Holocaust - cum grano salis - mit Fug und Recht gesprochen werden.

Was damals war, sei indessen keineswegs abgeschlossen. Es wurden von der morbiden, todessüchtigen und nihilistischen Ideologie des Nationalsozialismus 6 Millionen Erwachsene und 200 000 Kinder in den wahnwitzigen Opfertod geschickt. Diese Art von Geschehen sei bis in alle Ewigkeit in unser aller Biographie eingewebt. Das Untier aus dem Hades aber lebt noch. Doch wenigstens wurde der Täter von Halle – ein Wiedergänger des Abscheulichsten, was Menschen anderen Menschen antun können - gestellt, da die Tendenz, sich gegen das Unheil zu wehren, sich durchaus verstetigt hat, was nicht immer selbstverständlich war.

Ein Appell gegen Rechtsextremismus

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen, namens der ARD, verbreitete am 26.01.2021 unter ‚Schwerpunkt‘ einen Appell gegen Rechtsextremismus. Darunter wurde verzeichnet:

Sprecher: In einer gemeinsamen Erklärung mit dem Freundeskreis Yad Vashem haben 5 deutsche Unternehmen heute mehr Anstrengungen gegen Antisemitismus zugesagt.

Mit großer Sorge sehe man die Zunahme von Rechtsextremismus sowie Hass auf Juden, erklären darin die Deutsche Bahn. die Deutsche Bank, die Autokonzerne VW und Daimler sowie der Fußballclub Borussia Dortmund.
Anlass für den Termin ist der 76. Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, der morgen begangen wird.

Es folgt begleitend die gesungene Liedzeile: ‚Die Müdigkeit wird größer an der Schwelle des Hauses...‘

Weiterhin folgt gemäß der gemeinsamen Erklärung:

Kranzniederlegung an Gleis 17 am Bahnhof Berlin-Grunewald.

Von hier aus wurden während des Nationalsozialismus etwa 50 000 Juden deportiert, einige große deutsche Unternehmen stellen sich, wie sie sagen, ihrer historischen Verantwortung und gegen Antisemitismus.

Kranzschleifen zeigen an:

Daimler AG, Deutsche Bank AG, Volkswagen AG, Deutsche Bahn AG, Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA.
Der Holocaust-Gedenktag findet größtenteils online statt.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland warnt auch vor dem Antisemitismus von heute

„Antisemitismus ist keine Meinung. Antisemitismus ist ein Verbrechen. Er führt dazu, dass am Ende unschuldige Menschen millionenfach ermordet werden. Daran erinnern wir heute an Gleis 17.

Wir erinnern heute an die ausgelöschten Leben, die zerstörten Träume von Menschen“.

Fünf Groß-Unternehmen machen sich zu Vorkämpfern für andere

Eines der Unternehmen, die sich engagieren, ist die Deutsche Bahn. Sie wolle mit Aktionen wie des heutigen einen Beitrag leisten, sagt der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz:

„Die Deutsche Bahn war Teil der Mordmaschinerie in Deutschland und deshalb ist es für uns wichtig, auch in dieser Zeit daran zu erinnern und auch die Stimme zu erheben und uns entschlossen für eine Gesellschaft ohne Hass und ohne Extremismus und vor allem gegen Antisemitismus und Rassismus auszusprechen“.

Sprecher: Die beteiligten Unternehmen hoffen, dass andere Unternehmen und Organisationen sich ihrer Erklärung anschließen.

Auch das eingeführte Schild mit der Aufschrift: ‚Respekt. Kein Platz für Rassismus‘ wurde im Kontext der gemeinsamen Erklärung kommuniziert.

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