afghanistanrtl... und um was es in Afghanistan tatsächlich geht

Kurt Nelhiebel

Bremen (Weltexpresso) - Zwanzig Jahre nach dem  Beginn des Afghanistan-Abenteuers weiß niemand, wie es dort mit dem Krieg gegen den Terror weitergehen soll. Nichts von dem, was man sich vorgenommen hatte, ist erreicht worden. Weder ist der Terror verschwunden, noch weiß jemand, wie man sich  aus dem Abenteuer verabschieden kann.

„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären“,  heißt es bei Schiller. Nirgendwo hat in jüngerer Zeit militärische Gewalt Probleme gelöst, sondern immer nur neue geschaffen. Als der Bundestag vor zwanzig Jahren beschloss, deutsche Soldaten nach Afghanistan zu entsenden, erinnerte ausgerechnet der betuliche CSU-Abgeordnete Michael Glos seine Kolleginnen und Kollegen laut Bundestagsprotokoll daran, dass die Entscheidung  „nur zum kleinsten Teil“ mit Afghanistan zu tun habe. „ Das wissen Sie doch alle.“

In der Tat ging es der von dem Sozialdemokraten Gerhard Schröder geführten Bundesregierung in erster Linie darum, sich mit den USA solidarisch zu erklären. Er sei der erste Bundeskanzler, hielt der Abgeordnete Roland Claus von der Linksfraktion (damals PDS) Schröder entgegen, der die Vertrauensfrage und damit sein politisches Schicksal mit der Zustimmung zu einem Kriegseinsatz verbinde. Erregt entgegnete Verteidigungsminister Struck (SPD): „Kriegseinsätze! Hören Sie auf damit. Sie reden dummes Zeug.“ Aber Claus blieb dabei: „Was hier abläuft, nennen wir Irreführung der Öffentlichkeit und Nötigung des Parlaments.“

Jahre später antwortete der CDU-Verteidigungspolitiker Willy Wimmer auf die Frage, weshalb der Westen nicht längst über einen Abzug aus Afghanistan nachdenke: „Weil man sich nicht eingestehen will, in welches Interessengeflecht wir geraten sind. Blickt man auf die neunziger Jahre zurück“, so Wimmer in der Zeitung „Freitag“ vom 3. 8. 2007, „so haben die USA seinerzeit alles getan, um die Erdöl- und Erdgas-Zufuhr aus Zentralasien, aus Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan nach Pakistan und Indien unter Kontrolle zu bringen. Das ist ein wesentlicher Grund für all das, was uns heute um die Ohren fliegt.“

Nun weiß man, dass Afghanistan weder Erdöl noch Erdgas in nennenswertem Umfang zu bieten hat, wohl aber Kupfer, Lithium, Eisen, Kobalt und Gold. Laut „Spiegel“ vom 14. 6. 2010 haben die USA dort Mineralvorkommen im Wert von fast einer Billion Dollar entdeckt. Das ist soviel, wie sie nach Medienberichten bisher in das Afghanistan-Abenteuer gesteckt haben. Die Funde böten „atemberaubende Möglichkeiten“, schwärmte  damals US-General David Petraeus. Die Vorräte reichten aus, um das Land zu einem der weltweit führenden Rohstoffexporteure zu machen.

Dass dabei nur der Westen zum Zuge kommt, ist derselben Quelle zufolge keineswegs sicher. Eine chinesische Staatsfirma habe sich schon die Rechte an der Kupfermine Aynak in der Provinz Logar gesichert, wo 700 Millionen Tonnen Erze lägen, vor allem Malachit mit einem Kupfergehalt, der höher sei als in den großen chilenischen Minen. Das alles wissen natürlich auch die Taliban, mit denen die USA über die Zukunft des Landes verhandeln, während die vom Westen am Leben gehaltene Regierung des Landes auf der Zuschauerbank sitzt.

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