Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Israel wird vor 2022 keinen weiteren Impfstoff gegen den Coronavirus benötigen. Das erklärte Jonathan Haley, Präsident des Medizinischen Zentrums Shaare Zedek, im Gespräch mit der «Jerusalem Post». Während Israel die Wirkungen des so genannten «Impf-Wunders» genießt, wie Gesundheitsminister Yuli Edelstein es formulierte, und während eine wachsende Anzahl von Aktivitäten im Zeichen des «grünen Passes» schrittweise wieder getätigt werden, lautet die immer zentralere Frage, wie lange der Schutz der Impfung anhalten wird.
Medizinische Experten betonen, dass die verfügbaren Daten ungenügend seien. Gleichzeitig vermuten sie jedoch, dass es Grund zur Hoffnung gebe. Keiner kann die Frage schlüssig beantworten, wie lange die Impfung wirksam bleibt, doch, so betont Halevy, bestehen gewisse Beweise dafür, dass dies «länger als bis im Juli» dauern werde. «Wenn wir uns das Niveau der Antikörperchen bei Leuten betrachten, die sich erholt haben, stellen wir fest, dass sie sich innert weniger Monate abbauen», sagte Halevy, «doch wir wissen auch, dass es nur sehr wenige vermerkte Fälle der erneuten Erkrankung gibt – einige hundert Menschen von total 800'000, die infiziert werden. Das Gleiche gilt für Menschen, die den Impfstoff erhalten haben».
Trotzdem hält Halevy an seiner Ansicht fest, dass Israel vor 2022 keinen weiteren Impfstoff benötigt. Das einzige Szenario, in dem eine weitere Impfung früher fällig sein könnte, wäre das Auftreten einer aggressiven Mutation, die bereits geimpfte Menschen anstecken würde. «Es sieht aber nicht danach aus, dass dies geschehen wird», meinte Halevy. Der Professor glaubt vielmehr, dass die Impfung gegen Covid-19 letztlich der Grippeimpfung gleichen wird, der man sich jedes Jahr unterziehen muss.
Foto:
Eine Aufnahme aus einem Impfzentrum in Jerusalem vom vergangenen Sonntag
© tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16.3. 2021
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16.3. 2021