Von Mizwa zur Vergewaltigung?

Tel Aviv (Weltexpresso) - Zaka ist eine der beeindruckendsten israelischen Organisationen. Wer jemals am Ort eines Terrorattentats gewesen ist, weiss, was Zaka macht. Diese Organisation frommer Juden sammelt Leichenteile ein. Selbst kleinste Hautfetzen, die durch die Wucht einer Bombe irgendwo an Häuserwänden kleben bleiben, werden mit der Pinzette eingesammelt, um das jüdische Gebot, möglichst den ganzen Körper eines Toten zu beerdigen, befolgen zu können.

Eine Mitzwa ist diese seelisch so schreckliche Arbeit. Doch seitdem der Gründer der Organisation, Yehuda Meshi-Zahav, der sexuellen Belästigung beschuldigt wurde, ist ein Schatten auf die Organisation gefallen. Meshi-Zahav soll kleine Jungs, Mädchen und erwachsene Frauen bedrängt haben und mehr. Die Polizeieinheit Lahav 433 hat nun offiziell mit den Untersuchungen der Vorwürfe begonnen.

Nun ist einer der mutmaßlichen Opfer von Meshi-Zahav bei der Polizei erschienen und hat ausgesagt. Er sei von dem Zaka-Chef als 14-jähriger vergewaltigt und sexuell ausgebeutet worden. Die Polizei hat sich an weitere mutmassliche Opfer gewandt, die bereits vor Jahren noch als Minderjährige missbraucht worden sein sollen. Bereits 2013 hatte die Lahav 433 Untersuchungen gegen Meshi-Zahav wegen ähnlicher Vorwürfe geführt, doch der Fall wurde wegen Mangel an Beweisen ad acta gelegt. Jetzt sieht es so aus, dass sogar mögliche Sexualverbrechen aus den 1980er Jahren untersucht werden. Meshi-Zahav weist alle Vorwürfe gegen ihn zurück, sein Anwalt betont, dass sein Mandant sich freiwillig bei der Polizei gemeldet habe, um zu zeigen, dass er nichts zu verbergen habe.

Foto:
Meshi-Zahav wird ausgezeichnet im Jahr 2006. Heute ist er wegen zahlreicher sexueller Verbrechen gegen Minderjährige angeklagt
© tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 17.3. 2021