Eine kurze Geschichte zur Weltenrettung

Klaus Jürgen Schmidt

Nienburg/Weser (Weltexpresso) – Die Idee kam ihr an einem Freitagvormittag. Sie hatte neben den beiden Ehrengästen gesessen – in gebührendem Abstand natürlich – und verfolgt, wie ihr Mann seiner Pflicht nachgekommen war. Sie stand – oder saß – üblicherweise neben ihrem Mann, wenn dieser seiner Pflicht nachkam. Meistens redete er, diesmal gab es Orden zu verleihen.

Sie sah hinüber zu den beiden Geehrten, eine Frau und ein Mann, beider Name hatte sie zuvor auswendig gelernt: Uğur Şahin und Özlem Türeci. Dabei hatte sie auch gelernt, dass beide seit dem Erfolg ihrer Erfindung erhebliche Fördermittel aus der Bundeskasse als auch aus der Kasse der Europäischen Union erhalten hatten. Persönlich – so hatte sie es auch gelesen – seien sie inzwischen Milliardäre.

„Das sei ihnen gegönnt,“ hatte die ehemalige Sozialrichterin noch gedacht, dann aber war ihr die Idee gekommen.

Immer nur stehend oder sitzend den Reden und Taten ihres Gemahls beizuwohnen, hatte ihr schon lange nicht mehr behagt. Am Abend hatte sie ihm die Idee entwickelt.

Er hatte ihre Hand gestreichelt und gesagt: „Ich hab' dir schon 'mal 'was gespendet. Aber diesmal kann ich dir nicht helfen – jedenfalls nicht offiziell.“

Frau Büdenbenders Vater war Tischler gewesen, ihre Mutter Hauswirtschaftslehrerin. Sie war das erste Kind dieser katholischen Familie, das ein Universitätsstudium absolviert hatte. Während des Jura-Studiums hatte sie ihren Mann kennengelernt. Ihm hatte sie es wohl auch zu verdanken, dass sie eine Ausbildungsstation des in Hannover begonnenen Rechtsreferendariats bei der Deutschen Botschaft in Washington absolvieren konnte. Seit längerem hatte sie nun schon das Gefühl, dieser Welt etwas zurückgeben zu sollen.

Wenn andere sich Zugang verschaffen konnten zu Minister-Ohren, ja sogar zu einem Kanzlerinnen-Ohr, würde man ihr das doch nicht verwehren können. Aber zuerst sollte sie mit Frau Uğur Şahin und Herrn Özlem Türeci sprechen, ganz privat natürlich. Sie brauchte deren Fachkenntnisse für ihren Plan.

Als freigestellte Sozialrichterin hatte Frau Büdenbender es sich nicht abgewöhnen können, auch aus ihrer jetzt angehobenen Position Vorgänge in der Welt nach „sozial“ und „unsozial“ zu bewerten. Und natürlich war abzusehen, dass beim Kampf gegen ein global wirkendes Virus „unsoziales“ Handeln Oberhand gewinnen, dass auch eine Ordensverleihungen keine Änderung dieses Verhaltens bewirken würde.

Frau Büdenbender hatte von Frau Uğur Şahin und Herrn Özlem Türeci erfahren, dass diese schon ein regionales Hauptquartier für Südostasien in Singapur planten, von wo aus Produktionskapazitäten für ihren Impfstoff entwickelt werden sollten – unter Einhaltung ihres Patents natürlich.

Klar, sagte sich Frau Büdenbender, Asien ist Deutschlands wichtigster Markt. Was aber passiert mit den Menschen in Afrika und in Südamerika? Gibt es da keine Produktionskapazitäten, die ausgebaut werden könnten? Würden die Menschen dort nicht ebenfalls bald alle geimpft, wäre es dem Virus weiterhin egal, wie „sozial“ oder „unsozial“ sich ihre „Wirte“ beim Impfen untereinander verhielten.

Wer öffnet nicht sein Ohr, wenn eine „First Lady“ plötzlich vor der Tür steht? Und noch dazu mit einem wohldurchdachten Konzept. Dieses hatte sich Frau Büdenbender, durchaus mit Hilfe ihres Mannes, von Experten internationaler Organisationen ausarbeiten lassen. Darunter waren interessanterweise vor allem Finanz & Steuer-Experten.

So enthielt das Konzept nicht bloß eine präzise Aufstellung sämtlicher in Afrika und Südamerika vorhandenen öffentlicher und privatwirtschaftlicher Produktionskapazitäten für WHO-zugelassene Anti-Covid-Impfstoffe, sondern vor allem eine weltweit geltende juristische Offerte für STEUER-FLÜCHTLINGE!

Und diese Offerte hatte es in sich: Sie würde nicht bloß für die Zeit der Pandemie-Bekämpfung gelten, sondern auch für die Bekämpfung der Hauptursachen zunehmender Ströme von ARMUTS-FLÜCHTLINGEN.



Die Juristin Elke Büdenbender hatte den Schlüssel für mehr Gerechtigkeit in der Welt gefunden: Keine Steuer-Oasen mehr, stattdessen eine beim Internationalen Währungs-Fonds angesiedelte Kasse, die potentiellen Steuersündern das ersparte Geld anonym verwaltet, jederzeit abrufbar im Falle eines individuellen Strafbescheides, ansonsten weltweit nutzbar für soziale Aufgaben.

MOTTO:

„Dem Geld darf man nicht nachlaufen, man muss ihm entgegengehen.“
(Aristoteles Onassis)