jerusalem graeber oelberg05theologische links.deEine aberwitzige Beerdigungssituation und ihre Folgen

Jacques Ungar

Jerusalem /Weltexpresso) - Amanda Elk, eine christliche Missionarin, ist in einem jüdischen Friedhof begraben. Ihr Gatte weigert sich, den Leichnam anderswo zu begraben. 
Entwickelt sich in Jerusalem ein christlich-jüdischer Religionskrieg? Laut Oberrabbiner David Lau sollten «alle Anstrengungen» unternommen werden, um Amanda Elk, eine christliche Frau und geheime Missionarin auszugraben und anderswo wieder zu begraben.

Die Frau war kürzlich in einem jüdischen Friedhof zur letzten Ruhe gebettet worden. Sie war in einer mehrstöckigen Grabkammer über einer jüdischen Frau begraben worden, da man der Ansicht war, es handle sich bei ihr auch um eine jüdische Frau. Ds jüdische Gesetz verbietet es Juden, neben Nichtjuden begraben zu werden, und da der Gatte der Frau  sich dagegen wendet, seine tote Gattin exhumieren zu lassen und erneut zu begraben, sind Fragen aufgetaucht, wie man sich im konkreten Fall zu verhalten habe.

Amanda Elk war die Gattin des geheimen Missionars und messianischen Christen Michael Elk. Beide zusammen traten während mindestens fünf Jahren als ultra-orthodoxe Juden im Jerusalemer jüdischen Viertel von French Hill auf. Michael Elk erhielt laut Zeitungsberichten eine rabbinische online-Ordination und gab vor, ein Rabbiner zu sein, während er auch als Wissenschafter und «Mohel» (Beschneider) fungierte und diese religiösen Dienstleistungen Mitgliedern seiner Gemeinde offerierte.

Seine Frau Amanda starb im Februar diesen Jahres. Ein Zwischenfall mit seiner Tochter, die eine ultra-orthodoxe Schule besuchte, führte letztlich zur Entlarvung von Michael als Missionar und Nicht-Juden wie auch zur Tatsache, dass auch seine Frau Amanda Berichten zufolge nicht-jüdisch war.

Da Elk zur Zeit des Todes seiner Frau drauf beharrte, jüdisch zu sein, ließ er seine Frau in einem jüdischen Friedhof von Jerusalem begraben. In einem Brief an den Leiter der Begräbnisgesellschaft (Chewra Kadischa) des betreffenden Friedhofs, sagte Oberrabbiner Lau, die ideale Lösung wäre, Amanda Elks Leiche vom Friedhof zu entfernen und sie in einem nicht-jüdischen Friedhof zur letzten Ruhe zu betten. «Es handelt sich um eine nicht-jüdische Frau», schrieb Rabbi Lau, «die vorgab, eine ultra-orthodoxe Jüdin zu sein. Effektiv war sie aber eine Missionarin, die sogar versuchte, Juden vom Judentum abzubringen».

Sollte diese Lösungen nicht möglich sein, schlug Rabbi Lau vor, zwischen dem Grab von Amanda Elk und den an gleichen Ort begrabenen Juden einen Zaun zu errichten. Es ist jedoch nicht klar, wie sich das machen lässt angesichts der mehrstöckigen Anordnung von Gräbern, in der beide zur Diskussion stehenden Frauen zur letzten Ruhe gebettet worden waren.

Dem außenstehenden Berichterstatter bleibt kaum etwas anderes übrig, als in diesem Fall abschließend zu behaupten, es gebe in Jerusalem offenbar tatsächlich nichts, was es nicht gibt.

Foto:
Jerusalem,  Gräber auf dem Ölberg 
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Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 23. 6. 2021