Schwelt ein interner Diplomatenkrieg?

Tel Aviv (Weltexpresso) - Will man der Sonntagsausgabe von «Haaretz» Glauben schenken, dann steht Israel vor dem Ausbruch eines internen Diplomatenkriegs.

Außenminister Yair Lapid will nämlich laut der Zeitung Tzipi Hotovely, die gegenwärtige israelische Botschafterin in London, von diesem Posten zurückberufen und durch die ehemalige Ministerin Yael German ersetzen.

Während Frau German – sie gehört Lapids Partei «Jesch Atid» an – zu dem Bericht keine Stellung beziehen wollte, erklärte die für ihre betont rechtslastigen Ansichten bekannte Botschafterin Hotovely, sie habe keine Rücktrittsabsichten nur weil in Jerusalem eine neue Regierung am Ruder sei. «Ich bin glücklich, meinen Dienst zu leisten, so wie ich es versprochen habe. Mir gefällt die diplomatische Arbeit sehr».

Aus der Umgebung des Außenministers verlautete, er habe sich schon mit dem Gedanken befasst, die Botschafterin aus London zurückzuberufen, doch ein endgültiger Entscheid sei noch nicht getroffen. Im israelischen Außenministerium wird der Gedanke kritisiert, eine Diplomatin zwei Jahre vor Beendigung ihrer Kadenz zurückzuberufen. Abgesehen von allen anderen Überlegungen sei dies «legal unmöglich», würde es doch Hotovelys Vertrag verletzen. Hotovelys Berufung nach London war eine politische Ernennung der Regierung Netanyahu.

Außenminister Yair Lapid und Premier Naftali Bennett dürfen zusammen elf Ernennungen für diplomatische Posten rund um die Welt vornehmen. Tzipi Hotovely ist im vergangenen August für eine Periode von drei Jahren auf den wichtigen Posten in London ernannt worden.