Kurt Nelhiebel
Bremen (Weltexpresso) - Nach langer Vorarbeit wurde jetzt in Bochum der Erbpachtvertrag für das von der gemeinnützigen Buxus-Stiftung initiierte Fritz Bauer Forum zu Ehren des hessischen Generalstaatsanwalts und Initiators der Auschwitzprozesse unterzeichnet. Angeschlossen ist der Einrichtung eine interaktive Bibliothek. Am 11. August wird um 12 Uhr in der Bochumer Feldmark 107 der Grundstein gelegt. Das Grußwort spricht der Oberbürgermeister des Stadt Bochum, Thomas Eiskirch.
Die Buxus-Stiftung GmbH, deren Geschäfte von der Historikerin und Fritz-Bauer-Biografin PD Dr. Irmtrud Wojak geführt werden, ist aus der Erforschung von Leben und Werk des Juristen und Auschwitz-Anklägers Fritz Bauer entstanden. Sie fördert Wissenschaft und Forschung und ein an den Menschenrechten orientiertes Handeln. Das Fritz Bsuer Forum mit seiner Bibliothek sowie den Seminar-, Atelier- und Ausstellungsräumen und einem Cafe entsteht, umgeben von einem Garten, am Ort der ehemaligen Trauerhalle Havkenscheid.
Der als jüngster Amtsrichter Deutschlands von den Nazis verfolgte und in die Emigration vertriebene Fritz Bauer sorgte 1952 nach seiner Rückkehr durch den spektakulären Braunschweiger Prozessm den sogenannten Remer-Prozeß, gegen einen Mitverantwortlichen für die Ermordung der Männer des 20. Juli dafür, dass die Widerstandskämpfer nicht als Landesverräter verleumdet werden dürfen, sondern aus Verantwortungsbewusstsein gehandelt hatten. Außerdem bewirkte Bauer die gerichtliche Feststellung, dass der NS-Staat ein Unrechtsstaat gewesen ist, den zu bekämpfen jedermanns Recht gewesen sei.
Das Fritz Bauer Forum fühlt sich der stets aktuellen Geschichte des Widerstandes gegen diktatorische Gewalt, gegen Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus verpflichtet. Es beruft sich dabei auf Artikel 1 des Grundgesetzes, in dem es heißt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Die Gründe für den Auschwitz-Prozess beschrieb Fritz Bauer mit den Worten: „Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann wieder Zukunft werden.“
Das nach ihm benannte Frankfurter Institut zur Erforschung der Geschichte des Holocaust beherbergt die Totenmaske seines Namensgebers. Sie sollte nach Fertigstellung des Fritz Bauer Forum in Bochum dort einen würdigen Platz finden und zugleich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Fritz Bauer, der wegen seines Kampfes gegen alte und neue Nazis immer wieder Morddrohungen erhielt, wurde 1968 im Alter von 65 Jahren tot in seiner Frankfurter Wohnung. aufgefunden. Seine sterblichen Überreste wurden eingeäschert, bevor die Umstände seines Todes einwandfrei geklärt waren. Sämtliche Spuren auf eine mögliche Fremdeinwirkung waren damit unwiederbringlich verloren.
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©fritz bauer forum.de
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