Soll als US-Botschafter in Japan walten: Rahm Emanuel
Andreas Mink
New York (Weltexpresso) - US-Präsident Joe Biden hat den ex-Bürgermeister von Chicago für einen der wichtigsten Posten der amerikanischen Diplomatie nominiert. Bei Anhörungen im Senat äußerten Parteifreunde indes Kritik.
Seit letzten Mittwoch nimmt Rahm Emanuel eine für ihn ungewohnte Haltung ein – er schweigt. Die Erklärung liegt auf der Hand. Bei der Anhörung zu seiner Nominierung als US-Botschafter in Japan am außenpolitischen Komitee des US-Senats brachte ihn der Demokrat Jeff Merkley mit Fragen nach der Ermordung des schwarzen Teenagers Laquan McDonald durch Angehörige der Polizei von Chicago unter Druck, die exakt sieben Jahre vor dem Termin stattgefunden hatte. Anschließend hatten Beamte versucht, die Tatsache zu vertuschen, dass der 17-jährige Schwarze Beamte nicht angegriffen, sondern vor ihnen geflohen war und dann durch insgesamt 16 Schüsse getötet wurde. Emanuel war anscheinend ebenfalls bemüht, die politisch brisante Affäre unter den Teppich zu kehren.
Parteilinke wie Alexandria Ocasio-Cortez haben die Nominierung daher als «zutiefst beschämend» bezeichnet. Allerdings gestand der 62-Jährige am Senat nun ein, seinerzeit seien unter seiner Regie seitens der Stadt «beschämende Fehler» begangen worden. Die Mehrzahl der Medien in der «Windy City» unterstützen seine Nominierung jedoch. Die «Chicago Sun Times» erinnerte dabei an das auf Emanuels Vater zurückgehende Engagement seiner Familie für die Bürgerrechtsbewegung.
Emanuel kann auf eine brillante Karriere in der demokratischen Partei zurückschauen. Er war in jungen Jahren ein wichtiger Berater von Bill Clinton im Weißen Haus, wurde anschließend nach einem Ausflug an die Wall Street Millionär und trug dann als Stratege und Kongress-Abgeordneter für einen Bezirk in seiner Heimatstadt Chicago mit zum Triumph seiner Partei bei den Kongresswahlen 2006 bei. Drei Jahre später wurde Emanuel Stabschef von Barack Obama, ehe er sich 2011 erfolgreich um das Bürgermeisteramt in Chicago bewarb. 2019 verzichtete er wohl auch aufgrund der Causa Laquan McDonald auf eine erneute Kandidatur.
Pragmatisch, eher wirtschaftsnah und von unbändiger Energie, hat der als Jugendlicher im Ballett-Tanz ausgebildete Emanuel allerdings auch eine Fülle von Feindschaften provoziert: Er gilt als außerordentlich ruppig. Von daher scheint nachvollziehbar, dass Biden den Sohn eines Israeli und Mitglied einer orthodoxen Synagoge nicht ins Kabinett oder das Weiße Haus geholt hat .An seiner Bestätigung für den Botschafter-Posten besteht indes kaum Zweifel.
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 25. Oktober 2021