Jacques Ungar
Tel Aviv (Weltexpresso) - Die Visite des israelischen Staatspräsidenten Issac Herzog in der Türkei scheint mehr oder wenige festzustehen, doch für die Israeli gilt aufgrund der mit dem Nachbarn aus dem Osten in den letzten Jahrzehnten gemachten Erfahrungen offenbar die Maxime: Eile mit Weile. In einem Pressebriefing meinte Premier Bennett dazu: «Die Dinge geschehen sehr langsam und schrittweise».
Am Sonntag sprach Präsident Erdogan mit seinem israelischen Amtskollegen Isaac Herzog, der ihm eine rasche Besserung der Covid-Erkrankung stand. dessen Büro zudem aber die ersten offiziellen Bemerkungen machte, dass sein Büro sich mit der Planung einer Reise nach Ankara beschäftige, nachdem Erdogan mehrfach gesagt hatte, Herzog werde sein Land besuchen. Premier Bennett lobte den Teil Herzogs an der israelischen Aussenpolitik. «In meinen Augen macht der Präsident einen ausgezeichneten Job». Trotzdem gehen die Israeli nach der Meinung eines Diplomaten sehr behutsam mit der Beziehung zur Türkei um.
Die Visite in Ankara wird allem Anschein nach stattfinden, aber nicht um jeden Preis, sicher nur um die Bestätigung des israelischen Gefühls, die Sache lohne sich nicht nur für Erdogan sondern auch für die Israeli. Man darf nicht vergessen, dass die beiden Staaten erst 2016 wieder Botschafter ausgetauscht haben, doch der offensichtliche Willen Erdogans, die Beziehungen zum Jüdischen Staat zu stärken, geschieht nicht nur aus innenpolitischen Überlegungen heraus, sondern der türkische Präsident sieht (wie schon viele Staaten vor ihm) in Israel eine Zwischenstation auf dem Wege ins Weissen Haus. Und Israel sieht eine Chance, durch eine Verbesserung der Beziehungen zu Ankara seine regionale Position zu festigen.
So ist die sich anbahnende Reise Herzogs in die Türkei für beide Staaten ein Grund, zu profitieren, ohne dass der Partner zu Schaden kommen würde. Und wer weiss? Vielleicht ist der Tag nicht mehr so fern, an dem Präsident Erdogan in der Jerusalemer el-Aqsa Moschee beten und im gleichen Rahmen dem jüdischen Charakter Israels seine Reverenz erweisen wird.
Foto:
Protest gegen den Besuch von Herzog in der Türkei vor dem israelischen Konsulat in Istanbul im Januar
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 9. Februar 2022
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Protest gegen den Besuch von Herzog in der Türkei vor dem israelischen Konsulat in Istanbul im Januar
©tachles
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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 9. Februar 2022