... und ein Radio-Feature über Bundeswehr-Soldaten in Litauen

Klaus Jürgen Schmidt

Norddeutschland (Weltexpresso) – Laut WDR-Pressestelle gilt als der einzige deutsche Medienpreis im Bereich der Sicherheitspolitik „Der Goldene Igel“. Mit ihm honoriert der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr seit Anfang der 1990er Jahre außergewöhnliche Arbeiten in den Medien zu einem Thema rund um die Bundeswehr oder deren Reservisten. Die Jury besteht aus Journalisten, Soldaten/Generälen und ehemaligen Preisträgern.




Das Logo des Medienpreises, der goldfarbene Igel, ist eine abstrahierende Strichzeichnung.

Schon im Alten Testament steht der Igel gleichzeitig für Friedfertigkeit und Wehrhaftigkeit. Das Logo soll das Motto des Preises visualisieren: „Demokratie muss wehrhaft sein!“

Bei der Preisverleihung in Berlin im Jahr 2018 wurde in der Kategorie „Radio“ ein ARD-Feature über deutsche Soldaten an der Grenze zu Russland ausgezeichnet.
Der Titel: „Pulverfass Baltikum“, der Autor: Justus Wilhelm, die produzierende ARD-Anstalt: Radio Bremen.
Das knapp einstündige Feature lief bei sieben ARD-Anstalten im April 2017.

Justus Wilhelm, seit 2014 Redakteur bei Radio Bremen. studierte in Sankt Petersburg und Moskau und war später als freier Mitarbeiter für die Deutsche Presse-Agentur in Moskau tätig. Man kann davon ausgehen, dass solche Vorkenntnisse ihn für diesen Feature-Job prädestinierten. Vielleicht auch für die Preiswürdigung durch die Bundeswehr?

Zusammen mit Justus und anderen Kolleginnen und Kollegen hatte ich mir sein Recherche-Ergebnis noch vor der Radio-Ausstrahlung im Bremer Pressclub angehört. Als er mich nach meiner Einschätzung fragte, habe ich ehrlich geantwortet: „Handwerklich nichts auszusetzen!“

Ich fasse 'mal die ARD-Presse-Mitteilung zu diesem Feature aus dem Jahr 2017 zusammen:

„Im Baltikum geht die Angst vor den russischen Nachbarn um, die Angst vor einer Invasion durch Russland wie 2014 auf der Halbinsel Krim. Denn wie auf der Krim gibt es auch in Estland, Lettland und Litauen große russische Minderheiten, die theoretisch als Vorwand einer russischen Invasion dienen könnten. Um solche Pläne Russlands schon im Keim zu ersticken, schickt die NATO nun erstmals Soldaten in alle baltischen Bündnisstaaten, darunter 500 deutsche Soldaten nach Litauen.

ARD-Autor Justus Wilhelm ist nach Litauen gereist, hat die deutschen Soldaten dort besucht, mit Litauern gesprochen und ist der Frage nachgegangen, ob im Baltikum der dritte Weltkrieg droht. Das neue ARD-Radiofeature "Pulverfass Baltikum - Ein Feature über deutsche Soldaten an der Grenze zu Russland" ist ab Sonntag, 23. April 2017, in sieben Wort- und Kulturwellen der ARD und im Internet zu hören.

In der tristen Garnisonsstadt Rukla sind die 500 Panzergrenadiere aus Bayern stationiert. Im militärischen Sprachgebrauch wird ihr Auftrag als "Verstärkte Vornepräsenz" bezeichnet. Oberstleutnant Christoph Huber, Kommandant des Bataillons, erklärt: "Wir haben uns sehr, sehr ernsthaft auf diesen Auftrag vorbereitet. Der Schwerpunkt unsererAusbildung lag dabei eindeutig auf der Operationsart 'Verzögerung'. Defensiv!" Heißt: Die unterlegenen Kräfte sollen den Angriff des Feindes verlangsamen.

Im Ernstfall könnte die Bundeswehr der östlichen Übermacht auch kaum etwas entgegensetzen. Sechs Leopard-Kampfpanzer hat die Bundeswehr nach Litauen geschickt, kremltreuen Medien zufolge verfügt Russland über 6.000 einsatzbereite Panzer, darunter auch die hochmodernen T-14 Kampfpanzer. Huber sieht seine Soldaten jedoch als Teil eines Gesamtpaketes an Verteidigungsmaßnahmen der NATO: "Insofern fühle ich mich hier militärisch sinnvoll und zweckmäßig aufgehoben und wirhaben einen klaren militärischen Auftrag."

Die litauische Armee hat seit der russischen Invasion in der Ostukraine keine Nachwuchssorgen mehr. Niemand möchte hier, dass wie nach dem Zweiten Weltkrieg wieder russische Panzer über die Straßen rollen. Das Verteidigungsministerium hat sogar eine Anleitung für den Partisanenkampf herausgegeben. Ansonsten geht das Leben im NATO-Land Litauen normal weiter. Ginge hier aber ein Krieg los, stünden ab sofort deutsche Soldaten an vorderster Front.

Ende des ARD-Textes zum Feature.

>>> Im Ohr blieb bei mir das, was auch Tenor des preisgekrönten Features aus Litauen war: „Niemand möchte hier, dass wie nach dem Zweiten Weltkrieg wieder russische Panzer über die Straßen rollen.“ ...
„Sechs Leopard-Kampfpanzer hat die Bundeswehr nach Litauen geschickt“, war zu lernen – aber was war da 'mal mit Panzern der Deutschen Wehrmacht?
Und weshalb kamen russische Panzer nach Litauen?


Eine kurzer Abriss litauischer Geschichte:

Das Ende des Ersten Weltkriegs mit der Oktoberrevolution und dem nachfolgenden Bürgerkrieg führte im Februar 1918 – noch unter deutscher Besatzung – zur Ausrufung der unabhängigen Republik Litauen, die nach Kämpfen gegen Rote Armee und polnische Truppen auch durchgesetzt werden konnte. Die parlamentarische Demokratie, die mit der Verfassung von 1922 eingeführt worden war, wurde durch den Putsch von Antanas Smetona im Dezember 1926 beseitigt; Smetona regierte anschließend diktatorisch bis 1940. Es wurden neue Verfassungen eingeführt, die die autoritäre Führung Smetonas bestätigten, darunter die Litauische Verfassung von 1928 und die von 1938. Nach einem deutschen Ultimatum musste Litauen am 23. März 1939 das Memelland an Deutschland abtreten. Das Memelland hatte bis 1919 zum Deutschen Reich gehört, war seitdem zwischen Deutschland und Litauen umstritten und stand daher seit dem Friedensvertrag von Versailles unter französischer Völkerbundsverwaltung. Es war am 10. Januar 1923 durch litauische Freischärler besetzt und anschließend von Litauen annektiert worden.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verstärkte sich der Druck der Sowjetunion. Smetona dankte im Juni 1940 ab, und nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen wurde eine pro-sowjetische Regierung ins Amt gebracht, die am 3. August 1940 den Beitritt zur Sowjetunion erklärte.

Nach dem Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges nahmen deutsche Truppen das litauische Staatsgebiet bis Juli 1941 ein. Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD mit litauischen Hilfswilligen und sogenannten Schutzmannschaften ermordeten in der Folgezeit bis Dezember 1941 einen Großteil der jüdischen Bevölkerung, die Überlebenden wurden in Ghettos konzentriert. 90 % der jüdischen Bevölkerung des Landes erlebten das Kriegsende nicht.

Im Zuge ihrer Sommeroffensive 1944 besetzte die Rote Armee wieder große Teile Litauens. Die Litauische Sozialistische Sowjetrepublik wurde wiederbegründet.

Als Folge der Perestrojka erklärte sich Litauen 1990 als erste Unionsrepublik der Sowjetunion zum souveränen Staat. Am 13. Januar 1991 versuchten pro-sowjetische militärische Kräfte erfolglos, die junge Demokratie mit Panzern zu stürzen.

>>> Ach? Waren das die Panzer, die im WDR-Pressetext gemeint waren?

Weiter in der Geschichts-Lektion:

Nach dem misslungenen Moskauer Putsch gegen Gorbatschow im August 1991 erkannten die Länder des Westens die Unabhängigkeit Litauens, wie auch der Nachbarländer Lettland und Estland an. Nach anfänglicher Wirtschaftskrise und politischer Instabilität aufgrund einer radikalen Privatisierung gewann die Reformpolitik zunehmend an Dynamik. Litauen wurde 2004 Mitglied von EU und NATO.

Schluss!

Dieser Beitrag ist keinesfalls eines „Goldenen Igels“ würdig!

Foto:
© Reservistenverband

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