Bildschirmfoto 2022 03 11 um 23.55.53Sanktionen  - was ist anders bei Russland und bei den Palästinensern?

Redaktion tachles

Basel (Weltexpresso) - In einem interessanten Artikel in der linksliberalen israelischen Tageszeitung «Haaretz» beschäftigt sich der David Rosenberg mit den weltweiten Sanktionen gegen Russland und nennt diese den «feuchten Traum aller BDS-Anhänger». Noch nie in der Geschichte hat es eine dermaßen einmütige Sanktionspolitik gegeben wie jetzt gegen Russland. Nicht gegen Südafrika, nicht gegen Nordkorea oder Iran und auch nicht gegen Israel. Woran das liegt?

Rosenberg verweist darauf, dass viele BDS-Anhänger hier Rassismus unterstellen. Es gehe in diesem Krieg nicht um «braune» Menschen, nicht um PoC, sondern um Weiße. Die Ukrainer sind weiß, daher all die Unterstützung des Westens. Doch das greift zu kurz, insbesondere als die Sanktionen ja auch gegen ein «weißes» Land gerichtet sind. Die Gründe sind andere. Natürlich ist da zunächst einmal die Gefahr eines atomaren Dritten Weltkriegs. Dieser Krieg ist eine Angelegenheit, die die Zukunft der Menschheit entscheiden könnte.

Dass also die ganze Welt alarmiert ist, anders als bei lokalen Konflikten wie dem palästinensisch-israelischen, versteht sich. Dadurch aber haben sich die Regierung an die Spitze der Sanktionen gesetzt und können ganz andere Möglichkeiten entfalten als eine Grassroot-Organisation wie BDS, die lediglich mit Demonstrationen und Online-Kampagnen versuchen kann, Sympathisanten zu gewinnen. Im aktuellen Fall entscheidet eine Regierung einfach, dass Banken oder andere systemische Einheiten nicht mehr mit Russland interagieren dürfen. Solche Möglichkeiten haben BDS oder ähnliche Organisationen natürlich nicht. Rosenberg verweist aber auch noch auf einen anderen, weiteren Unterschied.

Die Ukraine ist von Russland überfallen worden, ohne dass Kiew in irgendeiner Form gegen Russland gewalttätig geworden wäre. Kein Schuss, keine Rakete, nichts wurde jemals auf Russland abgefeuert. Bei den Palästinensern sieht das ganz anders aus: Raketen, Selbstmordattentate und viele andere gewalttätigen Aktionen gegen Israelis gehören zum Konflikt. Aber das verschafft den Palästinensern eben nicht nur Freunde, ganz egal wie gross ihr Leid, wie hoffnungslos ihre politische Lage ist.

Foto:
Ein israelischer Panzer im Gazastreifen
©tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 10. März 2022