Redaktion
Tel Aviv (Weltexpresso) - Israelische Schüler und Studenten werden diesen Sommer nicht nach Polen reisen, um dort die Geschichte des Holocaust hautnah zu erfahren. Das israelische Erziehungsministerium hatte erklärt, das läge daran, dass die Polen dem israelischen Wachpersonal verbieten würden, Waffen zu tragen. Doch der Grund ist ein anderer, wie Außenminister Yair Lapid bestätigt.
Die Polen wollen sich in das Curriculum der Israelis einmischen, sie wollen bestimmen, was man den israelischen Studenten über Polen im Zweiten Weltkrieg erzählen darf und was nicht. Seit 2018 gibt es ein Gesetz in Polen, dass bei Gefängnisstrafe verbietet zu sagen, Polen hätten sich an der Shoah beteiligt. Die rechtskonservative Regierungspartei «Gesetz und Gerechtigkeit» betreibt eine revisionistische Geschichtsklitterung, die zeigen soll, dass die Polen heldenhafte Widerstandskämpfer gewesen seien, die den Juden geholfen haben. Teilweise stimmt das. Aber eben nur teilweise.
Seit Jahren tobt deswegen eine heftige Auseinandersetzung zwischen Jerusalem und Warschau, das obendrein die Restitution jüdischen Vermögens eingeschränkt hat. Der frühere Premier Netanyahu ist den Polen mit einer von vielen Historikern heftig kritisierten gemeinsamen Presseerklärung entgegengekommen. Netanyahu brauchte Polen als Unterstützer für seine Politik in Brüssel bei der EU. Doch die aktuelle Einmischung der Polen ist nun zu viel. Die Israelis wollen sich nicht vorschreiben lassen, wie man als Jude die Geschichte des Holocaust zu erzählen hat.
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Eine Aufnahme vom Marsch der Lebenden in Auschwitz 2013
©tachles
Eine Aufnahme vom Marsch der Lebenden in Auschwitz 2013
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