Yves Kugelmann
Basel (Weltexpresso) - Pinchas Goldschmidt beendet seine Zeit als Oberrabbiner Moskaus und hat Russland verlassen. Dies bestätigte der Sprecher von Goldschmidt auf Anfrage von tachles. Vor vier Wochen wurde er zwar nochmals für weitere vier Jahre als Oberrabbiner gewählt, hat nun aber die Reissleine gezogen. Durch den Verbleib im Amt sah er die Sicherheit der jüdischen Gemeinde Moskaus gefährdet.
Das Wochenmagazin tachles berichtete aufgrund einer Recherche unter russischen Juden bereits im April von größeren Auswanderungsbewegung russischer Jüdinnen und Juden nach Europa und Israel. Angst und wenig Perspektiven für ein sicheres Leben in Zukunft führten zu einem regelrechten Exodus.
Seit März lebte der in Zürich geborene Goldschmidt in Osteuropa und Israel, wo er sich im Moment niederlassen wird. In diesen Monaten hat er sich verstärkt für Flüchtlingshilfe stark gemacht. In einem Statement von Donnerstagnachmittag zeigt er sich dankbar, dass er und seine Frau Dara die Möglichkeit hatten, «in den letzten 33 Jahren seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion an der historischen Renaissance des russischen Judentums teilzuhaben. Wir haben unser Bestes getan, um die Gemeinschaft durch die turbulenten 1990er Jahre und das zunehmend autoritäre Russland unter dem derzeitigen Präsidenten zu steuern und aufzubauen.»
Im Gespräch mit tachles hielt sich Oberrabbiner Goldschmidt kurz vor Kriegsausbruch noch bedeckt und findet nun deutlichere Worte: «Als sich in den letzten Monaten der schreckliche Krieg gegen die Ukraine entfacht wurde, konnte ich angesichts von so viel menschlichem Leid nicht mehr schweigen und habe mich dagegen ausgesprochen.» Am Donnerstagabend bestätigte der Sprecher von Goldschmidt, dass die Entscheidung gleichentags gefallen sei. Als Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner möchte Goldschmidt «den Rabbinern und Gemeinden Europas, einschliesslich der Gemeinde Moskau, weiterhin nach besten Kräften dienen». Anfangs Juni tagte in München die Europäische Rabbinerkonferenz (tachles berichtete), wo Goldschmidt sich kritisch zum Krieg äußerte.
Foto:
Rabbiner Pinchas Goldschmidt bei der Rabbinerkonferenz von München Anfang Juni 2022
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 7. Juli 2022
Seit März lebte der in Zürich geborene Goldschmidt in Osteuropa und Israel, wo er sich im Moment niederlassen wird. In diesen Monaten hat er sich verstärkt für Flüchtlingshilfe stark gemacht. In einem Statement von Donnerstagnachmittag zeigt er sich dankbar, dass er und seine Frau Dara die Möglichkeit hatten, «in den letzten 33 Jahren seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion an der historischen Renaissance des russischen Judentums teilzuhaben. Wir haben unser Bestes getan, um die Gemeinschaft durch die turbulenten 1990er Jahre und das zunehmend autoritäre Russland unter dem derzeitigen Präsidenten zu steuern und aufzubauen.»
Im Gespräch mit tachles hielt sich Oberrabbiner Goldschmidt kurz vor Kriegsausbruch noch bedeckt und findet nun deutlichere Worte: «Als sich in den letzten Monaten der schreckliche Krieg gegen die Ukraine entfacht wurde, konnte ich angesichts von so viel menschlichem Leid nicht mehr schweigen und habe mich dagegen ausgesprochen.» Am Donnerstagabend bestätigte der Sprecher von Goldschmidt, dass die Entscheidung gleichentags gefallen sei. Als Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner möchte Goldschmidt «den Rabbinern und Gemeinden Europas, einschliesslich der Gemeinde Moskau, weiterhin nach besten Kräften dienen». Anfangs Juni tagte in München die Europäische Rabbinerkonferenz (tachles berichtete), wo Goldschmidt sich kritisch zum Krieg äußerte.
Foto:
Rabbiner Pinchas Goldschmidt bei der Rabbinerkonferenz von München Anfang Juni 2022
©tachles
Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 7. Juli 2022