Bildschirmfoto 2022 08 14 um 00.14.45Die Präsidenten Herzog und Putin in Gipfeldiskussionen

Jacques Ungar

Tel Aviv (Welgexpresso) - Vor dem Hintergrund, dass die Büros der Jewish Agency in Moskau geschlossen werden könnten, diskutierten der israelische Staatspräsident Isaac Herzog und sein russischer Amtskollege Vladimir Putin das Schicksal der jüdischen Alija aus Russland. Das berichtete die «Jerusalem Post» am Dienstagnachmittag. Die beiden Präsidenten besprachen bilaterale Angelegenheiten zwischen den zwei Staaten, die Herausforderungen für die jüdische Diaspora sowie die fortlaufende Krise mit der Jewish Agency.

Putin berichtete Herzog, dass er dem Gedenken an den Holocaust verpflichtet bleibe und versprach, den jüdischen Gemeinden in Russland weiter zur Seite zu stehen. Letzte Woche führte in Moskau ein Treffen zwischen einer Delegation aus Israel und russischen Amtspersonen der Ministerien für Justiz und Äusseres in eine Sackgasse, als die Zukunft der Jewish Agency in Moskau zum Gesprächsthema wurde. Mit dem Treffen vertraute diplomatische Kreise sagten gegenüber der «Post», dass das Treffen in Moskau am Montagmorgen zwischen öffentlichen Angestellten stattfand und nicht zwischen hochrangigen politischen Amtspersonen, die effektiv für das Fällen von Entscheidungen zuständig sind.

Erwartungsgemäß war das Treffen denn auch von höchst technischer Natur, wobei in erster Linie die rechtlichen Auswirkungen der russischen Gesetze besprochen wurden. Die Amtsperson erklärte, dass die Hoffnung bestand, dass die Russen den Israeli eine Andeutung geben würden, wie sie die Jewish Agency in Russland vor der Liquidierung retten könnten. «Leider geschah dies nicht», so die Amtsperson. Es wurden keine weiteren Treffen vereinbart, und Entscheidungen wurden nicht getroffen. Kenner der Szene in Jerusalem meinten, unter Netanyahu als israelischer Premier hätte sich die Situation nicht derart entwickeln können. Erstens habe Premier Yair Lapid völlig unnötige Kommentare über die russische Invasion in der Ukraine gemacht. Vor allem nannte er Putin laut «Post» einen «Kriegsverbrecher». Einen derart amateurhaften Fehler hätte Netanyahu, so meinten Experten in Jerusalem, wohl nie begangen. – So wie es für Aussenstehende erscheint, scheint die Geschichte der Jewish Agency in Russland beinahe schon völlig verkorkst zu sein. Etwas anderes wäre es natürlich, sollte Putin persönlich den Israeli zur Hilfe eilen, um die angeschlagene Jewish Agency wieder auf Kurs zu bringen.

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Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 10. August 2022